« <356>persönlich zu zeigen. Versichern Sie also meinen braven Soldaten, daß es nicht eine gemachte Krankheit ist; sagen Sie ihnen, daß, ungeachtet ich diese Campagne hindurch viel Unglück gehabt habe, ich doch nicht eher ruhen werde, als bis alles wieder hergestellt ist; daß ich mich auf ihre Bravour verlasse und daß mich nichts als der Tod von meiner Armee trennen soll. » Nun gab er mit bewunderungswürdiger Ruhe alle Anordnungen, die die veränderten Verhältnisse erforderten. Ein Teil seiner Armee ward zur Deckung von Schlesien bestimmt; ein anderer Teil ward zur Unterstützung des Prinzen Heinrich nach Sachsen gesandt.

Die Muße, zu der Friedrich, teils durch die Bewegungen der Russen, teils durch seine Krankheit genötigt war, trug indes Früchte eigentümlicher Art, die eben nur bei einem Friedrich zur Erscheinung kommen konnten. Wie er jeden freien Augenblick auszukaufen wußte, wie er im Lager überall seine kleine Handbibliothek mit sich führte und stets wissenschaftliche Genossen zu seiner Seite hatte, wie er durch Lektüre und eigne schriftstellerische Tätigkeit seinen Geist unablässig erfrischte und stärkte, so auch in dieser trüben Zeit. Er hatte die Geschichte Karls XII., jenes genial abenteuerlichen Schwedenkönigs, vorgenommen und fand sich dadurch zu der Abfassung einer sehr interessanten kleinen Schrift: « Betrachtungen über den Charakter und die Talente Karls XII. » veranlaßt. Er schrieb darüber an Marquis d'Argens: « Da ich unaufhörlich mit militärischen Ideen beschäftigt bin, so wendet sich mein Geist, den ich gern zerstreuen möchte, diesen Gegenständen in einem solchen Maße zu, daß ich ihn für jetzt auf keine andern Dinge zu richten vermag. » Im folgenden Winter ließ er die Schrift drucken, doch nur zwölf Exemplare davon abziehen, die er unter seine Freunde verteilte.

Kaum aber war die Krankheit gewichen, so eilte auch Friedrich nach Sachsen, wo die Verhältnisse sich inzwischen äußerst günstig gestellt hatten. Die feindliche Armee war bis gegen Dresden zurückgedrängt. Am 14. November traf Friedrich bei den Seinen ein und konnte dem Bruder, dessen glückliche Maßregeln in der Lausitz und in Sachsen vor allem dazu gedient hatten, dem ganzen Feldzuge eine glückliche Wendung zu geben, die gerechtesten Lobsprüche bringen. « Heinrich », so sagte er, « ist der einzige General, welcher in diesem Feldzuge keine Fehler gemacht hat. » Aber die glücklichen Erfolge sollten jetzt auch mit dem größten Nachdruck zu Ende geführt, die feindlichen Truppen ganz aus Sachsen hinausgedrängt werden. Friedrich setzte sich selbst an die Spitze seiner Armee, verfolgte den zurückweichenden Feind und lieferte ihm bei dem Dorfe Krögis ein verderbliches Gefecht. Dann sandte er verschiedene Korps in den Rücken des Gegners, der sich hinter dem Plauenschen Grunde in eine feste Stellung zurückgezogen hatte. Eins dieser Korps brach in Böhmen ein und kehrte mit reichlichen Kontributionen und einer Menge