<237>Sachsen, besonders der Graf Brühl, war nach dem Schlusse des Dresdner Friedens ebenfalls in derselben feindlichen Stimmung, wie früher, gegen Friedrich geblieben. Doch ward das Kurfürstentum, durch die Gefahr seiner äußeren Lage gegen die preußischen Staaten, zu behutsamen Schritten genötigt. In Rußland war die Stimmung, sowohl der Kaiserin Elisabeth, als ihres allvermögenden Ministers Bestuscheff, Friedrich nicht minder ungünstig. Dies war von der österreichischen Politik schnell benutzt worden, und schon im Jahre 1746 war zwischen beiden Mächten ein Defensivtraktat zustande gekommen; ein geheimer Artikel dieses Traktates besagte aber zugleich, daß, wenn Friedrich eine der beiden Mächte angreifen würde, er sein Recht auf Schlesien verwirkt haben solle und man unverzüglich dazu schreiten würde, dasselbe für Österreich wiederzugewinnen. Sachsen ward zum Beitritt zu dieser Verbindung eingeladen und bezeugte sich sehr bereit dazu; doch berief es sich dabei wiederholt auf die Gefahr seiner Stellung, und so bestand man nicht weiter auf förmlichen Beitritt; der Gesinnungen des sächsischen Hofes war man durch genügende Zeugnisse versichert. Österreich und Sachsen aber ließen es sich besonders angelegen sein, Rußland immer mehr gegen Preußen aufzureizen; sie fanden dafür einen sehr wohl zubereiteten Boden. Friedrich hatte über den wenig ehrenvollen Charakter der russischen Kaiserin und ihres Ministers manch beißendes Wort fallen lassen, das von geschäftigen Händen schnell hinübergetragen war; eine Menge von Erdichtungen und Verleumdungen kam hinzu, und endlich, im Jahre 1755, brachte man es dahin, daß es im russischen Staatsrate förmlich ausgesprochen ward,