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DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL Politische Verhältnisse bis zum Siebenjährigen Kriege.

Durch die Friedensschlüsse von Dresden und von Aachen war Ruhe über Europa zurückgekehrt; aber es war die Ruhe eines schwülen Sommertages. Trübe Dünste umzogen den Horizont, hier und dort stiegen drohende Wolken empor, von allen Seiten hörte man das dumpfe Gemurmel des Donners; — plötzlich hatten sich die Wolken zum finstern Knäuel zusammengeballt, und aufs neue, aber furchtbarer als zuvor, brach der verheerende Sturm los.

Vor allem war es die Eifersucht der übrigen Rangmächte auf Preußen, was zu einer solchen Umdüsterung der öffentlichen Verhältnisse Anlaß gab. Man konnte sich nicht darin finden, daß Friedrich, während man die Königswürde seiner beiden Vorgänger als eine unschädliche Spielerei betrachtet hatte, nun auch die ganze Bedeutung dieser Würde ins Leben einführte. Man fand es unangemessen, daß der « Markgraf von Brandenburg » (denn immer noch liebte man es, spottweise gerade diesen Titel zu gebrauchen) sich einen entscheidenden Einfluß auf die europäischen Angelegenheiten errungen und dadurch die Stellung der seitherigen Großmächte in