<218>Phantasierens oft allerlei Sachen überlege und nicht daran denke, was er blase; daß ihm während desselben schon die glücklichsten Gedanken, selbst über Geschäfte, eingefallen seien. Die Kunst war es also, die, wenn auch ihm selbst unbewußt, sein Gemüt frei machte und seinen Geist in seiner selbständigen Kraft stärkte.

Auf gleiche Weise, wie der Tag, hatte auch das Jahr für Friedrich seine bestimmte Einteilung. Die Hauptabschnitte machten hierin die Reisen, die er zur Besichtigung der Truppen nach den verschiedener. Provinzen unternahm. Diese Reisen verbreiteten besonderen Segen über alle Teile seines Reiches; denn nicht allein nach den Truppen sah er, sondern auch nach allem, was die Verwaltung und das ganze Wohl des Landes anbetraf. So schnell er zu reisen pflegte, so hatte er doch Zeit genug, um an jedem Ruhepunkte die höheren oder niederen Beamten, die sich auf ausdrücklichen Befehl daselbst versammeln, ihn auch zuweilen eine Strecke lang begleiten mußten, zu sprechen, mit ihnen besondere Verabredungen zu treffen, Bittschriften entgegenzunehmen und, wenn möglich, auch sogleich zu beantworten. Auch Geschäftsmänner und Kaufleute sah er bei diesen Gelegenheiten gern um sich und ging mit ihnen teilnehmend in alle besonderen Verhältnisse der Provinzen ein. Im schlesischen Gebirge sagte er einst den Abgeordneten des Handelsstandes die ermutigenden Worte: « Wenden Sie sich nur an mich: ich bin Ihr erster Minister! » — Dabei war auch die Zeit, die er im Wagen zubringen mußte, für ihn nicht verloren. War auf dem Wege nichts, was seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, so hatte er Bücher bei sich, mit deren Lektüre er sich beschäftigte; und waren die Stöße des Wagens zu störend (denn Kunststraßen hat er nicht ausführen lassen), so rezitierte er sich Stellen seiner Lieblingsdichter, davon er vieles im Gedächtnis bewahrte.