<192>Mit dem Gepäck des Königs war zugleich ein zierliches Windspiel, das den Namen Biche führte, verlorengegangen. Dieser einzige Verlust war Friedrich sehr schmerzlich; er hatte sein besondres Wohlgefallen an dem anmutigen Tiere, wie er denn überhaupt stets von der Gesellschaft einiger zierlicher Hunde umgeben war. Die Feinde suchten indes dem Könige gefällig zu sein und sandten Biche wieder zurück. Es wird erzählt, daß Friedrich eben am Schreibtische gesessen habe, als das Windspiel heimlich in sein Zimmer hereingelassen ward; es sprang unbemerkt auf den Tisch und legte ihm die beiden Vorderpfoten um den Hals; Friedrich war durch das unerwartete Wiedersehen so freudig überrascht, daß ihm die Tränen ins Auge traten. Aber die kleine Biche hatte sich auch schon früher als eine wahrhaft getreue Freundin erwiesen. Friedrich hatte sich einst beim Rekognoszieren zu weit vorgewagt; plötzlich bemerkte er einen Trupp Panduren, der ihm des Weges entgegengeritten kam; ihm blieb nichts übrig, als eilig in einen Graben hinabzuspringen und sich unter einer Brücke zu verbergen. Aber nun fürchtete er, daß Biche, die bei ihm war, bei dem Geräusch der Huftritte der Pferde bellen und ihn so verraten würde; das Tier jedoch, als ob es die Gefahr seines Herrn ahne, schmiegte sich dicht an ihn und gab keinen Laut von sich.

Der Erfolg der Schlacht bei Soor war, daß Friedrichs Absichten für die Beendigung des Feldzuges keine weiteren Hindernisse im Wege standen. Denn zu neuen Unternehmungen in Böhmen war er wenig geneigt. Ehrenhalber blieb er mit seiner Armee fünf Tage lang auf dem Schlachtfelde stehen. Dann wandte er seinen Marsch nach Trautenau, die dortige Gegend noch auszufouragieren. Von da ging er nach Schlesien zurück, dessen Boden am 19. Oktober betreten ward. Der Marsch durch die Engpässe der Gebirge war nicht ohne Gefechte vor sich gegangen, indem die preußische Armee von leichten ungarischen Truppen umschwärmt ward; doch blieben die größeren Verluste dabei auf Seiten der letzteren. Der Hauptteil der Armee wurde in der Gegend von Schweidnitz, unter dem Oberbefehl des Erbprinzen von Dessau, in Kantonierungsquartiere gelegt. Nachdem Friedrich erfahren hatte, daß die österreichische Armee sich in drei Haufen getrennt habe, was ihre weitere Ausbreitung erwarten ließ, begab er sich nach Berlin zurück.