<150>ungebundenen Rede, um die blühende, festlich bunte Färbung hervorzubringen, die allein jetzt seinen Gedanken angemessen ist. Je glücklicher seine Erfolge sich gestalten, je mehr er die politische Bedeutsamkeit fühlt, zu der er sich rasch emporgeschwungen, um so lebhafter wachsen auch Laune und Witz; häufig gemahnen diese Briefe an den großartigen Humor des britischen Dichters. Ja, wenn man die Briefe betrachtet, so bleibt es in der Tat, trotz aller ästhetischen Verhältnisse dieser Zeit, rätselhaft, daß Friedrich in Shakespeare nicht den verwandten Geist zu finden vermochte. Schon früher ist bemerkt, daß ihm der friedliche Sinn des Freundes oft Gelegenheit zu ironischen Äußerungen bot; die vorzüglichste Gelegenheit aber war erst ganz neuerlich gekommen, als Jordan unmittelbar nach der Schlacht von Mollwitz in Friedrichs Lager berufen war, sich aber, bei einem unvorhergesehenen Waffenlärm, eilig aus dem Lager nach Breslau geflüchtet hatte. Dafür überschüttet ihn der König, trotz aller Zärtlichkeit, mit sprudelnder Satire, und ganz vergebens bemüht sich Jordan, Gründe zu seiner Rechtfertigung vorzubringen. Nach manchen Pausen noch kommt Friedrich mit unbezähmbarer Laune auf diese Begebenheit zurück. So beweist er ihm in einem Briefe, den er ihm im folgenden Jahre aus Böhmen zusandte, die vollkommene Größe seiner Tapferkeit folgendergestalt: Die Klugheit (so heißt es in diesem Briefe), die Sie mit Ihrem Mute unzertrennlich verbinden, ist nicht die kleinste von Ihren bewundernswerten Eigenschaften.

Die Klugheit ist des wahren Mutes Quell
Und sichrer Halt: der Rest ist blinde Wut,
Vor der, verführt von tierischem Instinkt,
So viele Toren in Bewundrung stehn.

Sie wissen es zu gut, daß wir niemals tapferer sein können, als wenn unsre Behutsamkeit uns lediglich nur aus Notwendigkeit oder aus Gründen einer Gefahr aussetzt. Da Sie nun äußerst vorsichtig sind, so setzen Sie sich derselben niemals aus; und daraus muß ich denn schließen, daß Ihnen wenige Helden an Mut gleichkommen. Ihre Tapferkeit hat die Jungferschaft noch; und da alles Neue besser ist als das Alte, so muß sie folglich über und über bewunderungswert sein. Sie ist eine Knospe, die soeben aufbrechen will und noch nichts von den glühenden Strahlen der Sonne oder von den Nordwinden gelitten hat; kurz, ein Wesen, das der Achtung so würdig ist, als der Metaphysik und solcher Abhandlungen, wie die Marquise (Voltaires Freundin, über deren physikalische Arbeiten Friedrich oft scherzt) sie über die Natur des Feuers schreibt. Es fehlt Ihnen bloß ein weißer Federhut, um die Ufer Ihrer Kühnheit zu beschatten, ein langer Säbel, große Sporen, eine etwas weniger schwache Stimme, und siehe da! mein Held wäre fertig. Ich mache