<132>sichern schienen. In Schlesien nämlich waren seinen früheren Vorfahren mehrere Fürstentümer — Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau, in den verschiedenen Teilen des Landes gelegen, — zu verschiedenen Zeiten erblich zugefallen; aber sie waren stets von dem kaiserlichen Hofe ungebührlicherweise zurückgehalten worden. Diese Angelegenheit hatte schon früher zu manchen Streitigkeiten geführt. Unter dem Großen Kurfürsten endlich, als man dessen Hilfe gegen die Türken bedurfte, hatte der österreichische Hof ein scheinbares Abkommen getroffen, indem an Brandenburg, statt jener Fürstentümer, ein, freilich viel kleinerer Teil, der schwiebusische Kreis, überlassen ward; zuvor aber hatte man den Sohn des Kurfürsten durch allerlei Vorspiegelungen dahin gebracht, daß dieser heimlich versprach, auch jenen Kreis nach seiner Thronbesteigung wieder an Österreich zurückzugeben. Als dieser nun — der nachmalige König Friedrich I. — zur Regierung kam und den Ministern sein heimliches Versprechen mitteilte, wurden ihm über die Ränke des kaiserlichen Hofes die Augen geöffnet. Zwar ward er in der Tat genötigt, sein Versprechen zu halten; aber er tat es mit den Worten, daß er es seinen Nachkommen überlasse, ihr Recht in Schlesien auszuführen. « Gibt es Gott und Zeit (so sprach er) nicht anders als jetzt, so müssen wir zufrieden sein; schickt es aber Gott anders, so werden meine Nachkommen schon wissen und erfahren, was sie desfalls dereinst zu tun und zu lassen haben. »

Friedrich wußte, was er zu tun habe. Der lebhafte Drang, der den jungen König zu ruhmvollen Taten trieb, hatte ein würdiges Ziel gefunden; unendliche Dauer der Reichsprozesse konnte hier nicht zum erwünschten Erfolge führen; die günstige Gelegenheit mußte schnell gefaßt, das Recht durch die Kraft vertreten werden.

Friedrich bedurfte keiner langen Vorbereitungen, um sich, zur Erwerbung seines Rechtes, auf einen kriegerischen Fuß zu setzen. Sein Plan ward nur wenigen Vertrauten mitgeteilt. Aber die ungewöhnlichen Bewegungen, die auch zu dieser kurzen Vorbereitung nötig waren, die Truppenmärsche, Artilleriezüge, die Einrichtung der Magazine und dergleichen gaben es kund, daß irgendein großes Unternehmen im Werke war. Alles ward von Staunen und von Neugier erfüllt; die verschiedensten Gerüchte brachte man in Umlauf; die Diplomaten sandten und empfingen Kuriere, ohne mit Bestimmtheit den Plan des Königs erraten zu können. Absichtlich hatte dieser einige Truppenmärsche so angeordnet, daß man vorerst eher an eine Rhein-Campagne, wegen Jülich und Berg, als an Schlesien dachte. Die verkehrten Meinungen, die im Publikum herüber- und hinüberwogten, machten ihm große Freude. « Schreib mir viel Possierliches (so heißt es in einem Briefe Friedrichs aus Ruppin  »