<126>freudiger Seele: Es lebe der König! Gegen die Gewohnheit und Etikette blieb er eine halbe Stunde auf dem Balkon, mit festem, aufmerksamem Blick auf die unermeßliche Menge vor dem Schlosse hinabschauend; er schien in tiefe Betrachtung verloren. — Die Medaillen, welche in Berlin ausgeworfen wurden, führten den Wahlspruch: « Für Wahrheit und Gerechtigkeit. »

Kurze Zeit darauf verließ Friedrich Berlin aufs neue, um die Huldigung in den westfälischen Provinzen des Staates einzunehmen. Vorher besuchte er seine ältere Schwester, die Markgräfin von Bayreuth, in ihrer Residenz. Von hier machte er, in raschem Fluge, einen Abstecher nach Straßburg, um einmal französischen Boden zu betreten und französische Truppen zu sehen. Um indes unbekannt zu bleiben, hatte er den Namen eines Grafen von Four angenommen und nur geringes Gefolge mitgeführt. Seine ganze Equipage bestand in zwei Wagen. Als die Gesellschaft in Kehl (Straßburg gegenüber, auf der deutschen Seite des Rheins) ankam, machte der dortige Wirt den Kammerdiener Friedrichs aufmerksam, daß man jenseit sogleich die Pässe vorzeigen müsse. Der Kammerdiener setzte also einen Paß auf, ließ Friedrich unterschreiben und drückte dann das königliche Siegel darunter. Dem Wirte war ein so kurzes Verfahren selten vorgekommen; aber schnell erriet er, von