<142>„Das ist für unsre Sünden,“ heißt es,
„Daß solch ein König uns ist beschieden!“
Ebenso schimpfen sie, hält er Frieden:
„Stumpfsinnig ist er, ein Abenteuer
„Ist ihm bedenklich, der Ruhm macht ihm Grauen!“
Hält er selber die Hand am Steuer:
„Ehrneidisch ist er und ungeheuer
„Eigensinnig, an Selbstvertrauen
„Ein rechter Narr, voller Launen und Grillen,
„Alles soll gehen nach seinem Willen!“
Doch läßt er die Sorgen um Staat und Reich
Seinen Ministern, kopfschütteln sie gleich:
„Wann wird ihm das finstre Ränkespiel
„Dieser Gesellschaft mal endlich zuviel?“
Hat er Günstlinge — mit Erbarmen
Zuckt man die Achseln ob seiner Schwächen;
Hat er keine, hört man sie sprechen:
„Der kann für Freundschaft ja nie erwarmen!“
Heißt dieser ein schlimmer, unruhiger Kopf,
So jener ein träger, tatscheuer Tropf.
Wer spart, wird ein schmutziger Filz genannt,
Verschwender — der mit der offenen Hand;
Hat er gar für die Frauen ein Herz, einen Blick,
Gleich ist er ein liederlicher Strick.
Das wär' so ein Bildnis in groben Strichen
Von unserem Dasein, dem königlichen.

Wie soll nun, Darget, das verrate mir bloß,
Ein König, und wär' er noch so groß,
Vereinen mit unseren Menschlichkeiten
Alle göttlichen Vollkommenheiten?
Nein, solche Vollendungsfülle ward
Noch nimmer zuteil der sterblichen Art!
Wollt ihr einen König, der, ganz und gar
Jeder menschlichen Leidenschaft bar,
Nur Ruhe halte immerdar —
Dann geht zum Meister Adam,1 der
Stellt euch aus Stein den Gewünschten her!


1 Anmerkung des Königs: „Bildhauer des Königs.“ Vgl. Bd. VIII, S. 224.