<137>Nur eben zum Aufputz des Vortrags da —
Schmachvollerweise liebt man ja
In unseren Tagen das Gewagte,
Den Widersinn, das verblüffend Gesagte,
Womit dem gesunden Menschenverstand
Mutwillig wird vor den Kopf gerannt,
Der Wahrheit ins Gesicht geschlagen,
Um in allerneustem Schnitt und Gewand
Eine Verkehrtheit zu Markte zu tragen.
Nenn's wie Du willst: 's ist die Wahrheit, Darget,
Die am eigenen Leibe mit Ach und Weh
Man erfahren muß, ob man will oder nicht —
Von der man freilich nicht gerne spricht.

Das Herrscheramt, mein Freund, ist nicht leicht,
Schwer ist da die Meisterschaft erreicht.
Ein rechter König kennt keine Müh,
Hat überall selber, spät und früh,
Die Augen, um seinen Staat zu leiten,
Nimmt sich auch winziger Einzelheiten
Gewissenhaft an. Frau Themis heißt er,
Die da bemüht ist, in ihren Dingen
Alles wieder ins Lot zu bringen
Und des Unrechts, der Zwietracht Geister,
Die höllenentstammten, niederzuringen,
Indem sie keinen Wahrspruch fällt,
Der sich nicht streng an die Billigkeit hält —
Sie heißt er mit allen laufenden Sachen
Bis dann und dann mal ein Ende machen.
Eine Hydra, der ständig gar wunderschnell
Die Köpfe nachwachsen — Schikane heißt sie —
Hebt wider die Göttin ihr freches Gebell;
Schon meinst Du, Du hast sie, doch auf der Stell'
Den Fesseln entwischt sie, schon dräut sie und beißt sie
Das reine Mühn der Penelope!
Und doch, ich gesteh',
Man könnte wirklich noch zuletzt
Mit Recht ein Menschenhasser werden,
Hört man, nachdem man den Beschwerden
Von hundert Prozessen ein Ziel gesetzt,