<VIII> Ähnlich wurden von ihm Maler und Bildhauer aus Paris für die Akademie der Künste, italienische Künstler für die Oper nach Berlin berufen, um, wie er der Markgräfin Wilhelmine schreibt1, „bei uns Schule zu machen“.

Was seine Forderungen für den Unterricht in Schule und Universität betrifft, so enthält schon der Aufsatz „Über den Nutzen der Künste und Wissenschaften im Staate“ 2 von 1772 eine Art öffentlichen Bekenntnisses über die grundsätzliche Stellung, die der König gegenüber der Wissenschaft, Aufklärung und Volksbildung einnahm. Die weitere Ausführung seiner Gedanken bieten die pädagogischen Schriften, zu denen seine Weisungen für die Prinzenerziehung3 und der im „Anhang“ mitgeteilte Erlaß an den Minister Freiherrn von Zedlitz von 1779 eine wertvolle Ergänzung bilden.

So erhebt sich die Abhandlung von 1780 weit über das Niveau einer Gelegenheitsschrift, sie stellt weit Größeres dar als nur eine Kritik der Fortschritte der deutschen Literatur. Friedrich entwickelt in ihr Gedanken und Vorschläge, über die er schon lange, wie er in dem Aussatz ausdrücklich bemerkt4, in seinen Mußestunden nachgedacht, an deren Verwirklichung er seit seiner Thronbesteigung gearbeitet hatte. Sie bedeutet ein vollständiges Regierungsprogramm.

Friedrichs Irrtum lag darin begründet, daß er, in den Vorurteilen seiner Zeit befangen, nicht die „Eigenart nationaler Dichtung“ erkannte, „wie sie aus der inneren lebendigen Kraft eines Volkes entspringt“.

Der französische Text, der den Übersetzungen zugrunde liegt, ist gedruckt in den „Œuvres de Frédéric le Grand“ (Bd. 7: Vorreden zu Bayle und Fleury, Über die deutsche Literatur und die Gedächtnisreden; Bd. 8: Vorrede zur Henriade und Über die Unschädlichkeit des Irrtums des Geistes; Bd. 9: Über die Gesetze, Eigenliebe als Moralprinzip, Nutzen der Künste und Wissenschaften, Betrachtungen über die Betrachtungen der Mathematiker und die pädagogischen Schriften; Bd. 15: die theologischen Streitschriften außer der Vorrede zu Fleury, die Satiren und das Schreiben eines Akademikers in Berlin). Was den „Anhang“ betrifft, so sind die Schreiben an d'Alembert veröffentlicht nach dem Druck in den „Œuvres“, Bd. 24 und 25, das Schreiben an Markgrafin Wilhelmine und der Erlaß an Zedlitz nach den „Œuvres“, Bd. 27, Teil 1 und 3, die Briefe an Voltaire nach dem ersten und dritten Band des „Briefwechsels Friedrichs des Großen mit Voltaire“, hrsg. von R. Koser und H. Droysen („Publikationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven“, Bd. 81 und 86; Leipzig 1908 und 1911) und die Unterredung mit Swieten nach der „Politischen Correspondenz Friedrichs des Großen“, Bd. 35 (Weimar 1912).


1 Vgl. S.306.

2 Vgl. S. 54 ff.

3 Vgl. Bd. VII, S.187ff., 204ff. und 208 ff.

4 Vgl. S.82.