<9> Krankheit und Tod uns schon unablässig verfolgen und daß es der Gipfel des Wahnsinns ist, die Ursachen unsres Elends und unsrer Vernichtung noch zu mehren. Trotz aller Standesunterschiede gelangt man zur Einsicht, daß wir von Natur alle gleich sind, daß wir in Frieden und Eintracht miteinander leben müssen, welchem Volke, welchem Glauben wir auch angehören mögen, daß Freundschaft und Mitgefühl allgemeine Pflichten sind. Kurz, die Vernunft verbessert alle Fehler unsres Temperaments.

Das ist der wahre Nutzen der Wissenschaften, und daraus ergibt sich die Dankespflicht gegen alle, die sie pflegen und sie bei uns einzubürgern suchen. Voltaire, der alle diese Wissenschaften übt, schien mir stets um so mehr den Dank der Welt zu verdienen, als er nur für das Wohl der Menschheit lebt und arbeitet.

Solche Gedankengänge und mein lebenslänglicher Wunsch, der Wahrheit Ehre zu erweisen, haben mich bestimmt, der Öffentlichkeit diese Ausgabe vorzulegen. Ich habe versucht, sie Voltaires und seiner Leser möglichst würdig zu gestalten. Mit einem Worte: mich deuchte, daß ich durch Ehrung dieses bewundernswerten Schriftstellers gleichsam unser Jahrhundert selbst ehre. Jedenfalls kann die Nachwelt dann von Zeitalter zu Zeitalter wiederholen: jene Zeit hat nicht nur große Männer hervorgebracht, sondern auch ihre ganze Trefflichkeit erkannt, und Neid und Kabale haben nichts gegen die vermocht, die durch Talente und Verdiensie aus dem großen Haufen hervorragten, ja selbst Große übertrafen.