<112>nehmen, Konzile, die die Lehrsätze vorhergehender KonzUe unter dem Vorwand einer Erklärung der Dogmen abändern. Der Schluß ist klar: entweder haben sich diese oder jene geirrt. Warum, fragt man ferner, bekehrte man die Völker mit Verfolgungen, mit Feuer und Schwert, wie es z. B. Karl der Große in Deutschland tat, oder wie die Spanier nach Vertreibung der Mauren und noch jetzt in Amerika? Muß nicht jeder Leser auf den Gedanken kommen: wenn die Religion wahr ist, so reicht ihre Evidenz zur Überzeugung hin. Ist sie aber falsch, so muß man freilich verfolgen, um die Menschen zu ihr zu bekehren! Wir wollen garnicht Wert darauf legen, daß die Wunder nur in den Jahrhunderten der Unwissenheit so häufig und in aufgeklärteren Zeiten so selten sind.

Mit einem Worte, die Kirchengeschichte offenbart sich uns als ein Werk der Staatskunst, des Ehrgeizes und des Eigennutzes der Priester. Statt etwas Göttliches darin zu finden, trifft man nur auf lästerlichen Mißbrauch mit dem höchsten Wesen. Ehrwürdige Betrüger benutzen Gott als Schleier zur Verhüllung ihrer verbrecherischen Leidenschaften. Wir unterlassen es klüglich, diesem Bilde noch etwas hinzuzufügen. Für jeden denkenden Leser ist genug gesagt. Automaten wollen wir nichts vorbuchstabieren.