<221>

Glückwunsch des Prinzen Soubise an Feldmarschall Daun zu dem vom Papst empfangenen Degen221-1
(Mai 1759)

Herr Feldmarschall! Mit großer Genugtuung erfuhr ich von dem Geschenk, das Seine Heiligkeit Ihnen in Anerkennung der Geschicklichkeit und der Talente gemacht hat, die Sie so vielfach bewiesen. Schade, daß der Heilige Vater so spät darauf kam, Ihnen dies Geschenk zu machen! Ich hätte bei Roßbach einen geweihten Hut und Degen bitter nötig gehabt, und ich glaube, auch Ihnen wären sie bei Leuthen nicht schädlich gewesen. Aber besser spät als garnicht! Mit einem Dutzend Bergen, ein paar Tausend Kanonen221-2 und dem päpstlichen Degen werden Sie, das glauben Sie mir, ewig unbesieglich sein. Aber was kann man ohne geweihten Degen ausrichten? Unsere Franzosen hatten nicht einmal daran gedacht, ihre Säbel mit Weihwasser besprengen zu lassen. Die Folgen davon haben wir gesehen. Jetzt bürge ich Ihnen dafür, daß kein Ketzer Ihnen widerstehen kann. Sie brauchen nur Ihren Degen vor ihren Augen blitzen zu lassen, und ihr Heer wird bei dem Anblick davonlaufen, wie der Anblick von Minervas Schild die Menschen versteinert haben soll. Der Hof hat es nicht, für angezeigt gehalten, mich dies Jahr mit der Führung von Armeen zu betrauen. Um so mehr Muße habe ich, Ihren Operationen aufmerksam zu folgen und aus Ihrem Benehmen zu lernen: muß es doch bei der Unterstützung durch den geweihten Degen jedem Feldherrn eine Lehre geben. Sehnlicher denn je wünsche ich, daß unsere Höfe das glückliche Bündnis, das sie gegenwärtig eint, sorgfältig pflegen; denn was sollte aus uns werden, wenn wir eines Tages gegen Sie Krieg führen und zugleich Ihrem Geschick und Ihrem geweihten Degen widerstehen müßten? Ich bin mit aufrichtiger Bewunderung und denkbar größter Hochachtung usw.


221-1 Vgl. S.219 f. Die obige Satire gelangte nicht zur Veröffentlichung.

221-2 Anspielung auf die Kunst der Österreicher, ihre Stellungen auf Bergen zu wählen und zu befestigen, sowie auf ihre außerordentliche Vermehrung der Artillerie (vgl. Bd. VI, S. 118 ff.).