Friedrichs II. bei seinen Lebzeiten gedruckte Werke, hrsg. von Ewald Friedrich Graf von Hertzberg. Neue verbesserte und vermehrte Auflage. Bd. 1-5, Berlin: Voß und Sohn, Decker und Sohn, 1790-1794.

Dieses Werk ist in der Digitalen Ausgabe der Werke Friedrichs des Großen der Universitätsbibliothek Trier in Form von Bilddateien (Images) reproduziert. Das Inhaltsverzeichnis wurde als Volltext erfasst und kann durchsucht werden. Die deutsche Übersetzung ist mit dem französischen Originaltext verlinkt.


Deutsche Übersetzung der im Auftrag Friedrich Wilhelms II. 1788-1789 im Verlag von Voss und Decker in Berlin gedruckten ersten Gesamtausgabe der Werke Friedrichs des Großen (Œuvres de Fréderic II Roi de Prusse publiées du vivant de l'auteur). Über Entstehung und Mängel der französischen Originalausgabe berichtet Preuß ausführlich in seiner Lebensgeschichte Friedrichs des Großen (Bd. 4, Berlin 1833, S. 351-363).
Mit der Herausgabe der französischen Texte hatte Staatsminister Johann Christoph von Wöllner den früheren Erzieher Friedrich Wilhelms II. Guillaume de Moulines (1728-1802) betraut (vgl. auch Hinterlassene Werke Bd. 10, S. Anm. S. 140); die Durchsicht der Manuskripte oblag dem Prospekt der französischen Originalausgabe zufolge dem früheren Vertrauten Friedrichs des Großen Minister Ewald Graf von Hertzberg.
Über die Übersetzer ist wenig bekannt. Johann Samuel Ersch nennt in seinem Allgemeinen Repertorium der Literatur [Johann Erich] BIESTER, [Johann Friedrich] ZÖLLNER, ZAHN, [Daniel] SANDER und [Johann Christian] SELTER).

Dafür, daß der Sprachforscher und Lexikograph Johann Christoph Adelung an der Übersetzung beteilgt war, wie bisweilen gemutmaßt wird, fanden sich bisher keine Belege. In der hier digital reprouzierten "neuen, verbesserten und vermehrten Auflage" heißt es in der 'Berlin, den 30. September 1789' gezeichneten "Vorrede zu der Übersetzung" im 1. Band, die erste Aufl. sei zwar "größtentheils von angesehenen und berühmten Schriftstellern besorgt" worden, aufgrund des Zeitdrucks aber mangelhaft geblieben. Diesen (u.a.) Fehler habe man in der vorliegenden Ausgabe beseitigt. So seien die Briefe hier chronologisch geordnet worden. Generell habe man "die Schreibart verbessert", einige Stücke gar "völlig umgeschaffen: namentlich die letzte Hälfte des sechsten und der Anfang des siebenten Bandes, worin die Gedichte stehen; ferner der letzte Abschnitt des zehnten Bandes, oder die Briefe an den Markis d’Argens; desgleichen der zwölfte und dreizehnte, deren Übersetzer die meisten Fehler begangen und oft sein Original gar nicht verstanden hatte. In den ersten vier Theilen sind verschiedene falsch geschriebene Namen durch den Herrn Obrist-Lieutenant von Tempelhof berichtigt worden. Von eben diesem großen Kenner der preußischen Kriegsgeschichte | rühren auch die Anmerkungen her, die man im vierten Theile findet; die S. 220 ausgenommen, welche durch eine Stelle in dem Politischen Journale veranlasst worden ist. [...] Viele Leser, besonders vom Militärstande, haben es getadelt, dass man sich bei der ersten Ausgabe so ängstlich bemühet hat, alle fremde Wörter zu vermeiden, wenn sie auch schon längst in die Sprache aufgenommen, und oft verständlicher sind, als das ächtdeutsche Wort, das ihnen entsprechen soll; z.B. Futterung, Auswickelung u.sw. statt Furagirung, Evoluzion. Diesem Fehler hat man jetzt abgeholfen, und nur die deutschen militärischen Kunstausdrücke gebraucht, die schon das Beispiel der besten taktischen Schriftsteller autorisirt." "Die Gedichte im sechsten und siebenten Bande sind ganz in Verse übersetzt", die Reime habe man aber der Treue aufgeopfert (S. XLIII-XLIV).

"Der Übersetzer der Gedichte hat auch die Revision aller Theile vom ersten bis zehnten an, wie auch des zwölften besorgt; den übrigen vier Theilen (XI, XIII, XIV und XV, die Briefe von Darget und Grimm in dem letzten ausgenommen) hat ein anderer rühmlich bekannter Gelehrter die gegenwärtige Gestalt gegeben. Von dem Letztern, der die Revision der gedruckten Bogen besorgte, rührt auch die Orthographie her. Beide haben viele erläuternde Noten hinzu gefügt, für die sich hoffentlich nicht entschuldigen dürfen" (S. XLV).

In der ADB-Rezension der ersten Auflage der Übersetzung (ADB 90.2 [1789], S. 311-329 [Lk. gezeichnet] und S. 329-365 [Tm. gezeichnet] heißt es: „Die deutsche Übersetzung [...] ist zwar, im Ganzen genommen, lesbar, trägt aber doch Spuren der Untreue und Flüchtigkeit an sich, und ist des schönen Originals nicht durchaus würdig“ (327f). Es folgen Beispiele für Fehlübersetzungen und der Hinweis, dass die Übersetzung der Geschichte des siebenjährigen Krieges vermutlich von einem anderen Übersetzer als der Rest stamme, da sie „weit geschmeidiger und fehlerfreier, als das, was in den beyden ersten Bänden steht“ sei (328).
Der Rezensent der Bände 7 ff in der ADB (Tm.) lässt sich recht ausführlich zur Qualität der Übers. aus (S. 364 ff) – auch er beklagt, dass zu schnell gearbeitet wurde (oder werden musste). Die Prosaübersetzung der Gedichte sei misslungen, der Briefstil wenig geschmeidig. "Wir hoffen, dass man bey einer neuen Ausgabe auch hierauf mehr Sorgfalt wenden, und eine Menge kleiner Nachlässigkeiten, Fehler und Flecken hinwegwischen wird; und wir hören eben, dass diese Hoffnung soll erfüllt werden". (364f). Es folgen einige Beispiele für Übersetzungsfehler und stilistische Mängel ("Wie schleppend und undeutsch").
Die ausführliche ADB-Rez. steht in Gänze online zur Verfügung (UB Bielefeld).

Biographische Artikel zu Johann Erich Biester, Ewald Graf von Hertzberg, Daniel Sander, Johann Christoph von Wöllner und Johann Friedrich Zöllner aus dem Biographie-Portal.
Biographische Artikel (lizenzgebunden) zu Guillaume de Moulines (Deutsches Biographisches Archiv, Französisches Biographisches Archiv) und Johann Christian Selter (Deutsches Biographisches Archiv) aus dem World Biographical Information System.