Januar 1786.

A.

Januar 1786

Der König in Potsdam.

Der König läßt für die Berliner Hausarmen und Soldadatenwittwen dem Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler auszahlen.

14. Januar 1786

Der Geheime-Rath Formey beim König. (Souvenir d'un citoyen. I. 130).

19. Januar 1786

Der regierende Herzog von Sachsen-Weimar Karl August beim König (blieb bis den 23sten).

23. Januar 1786

Der König an den Grafen von Gertz: "J'ai tres bien reçu, par Votre lettre d'hier ce paquet de livres que le Comte de Mirabeau Vous a prié de me faire passer. Vous m'obligerez de<343> l'en remercier affectueusement de ma par. Je serai, je l'avoue, tres curieux de savoir par quel heureux hasard ce voyageur a poussé jusqui'ici, et Vous me feriez plaisir de me le dire. Sur ce etc." 343-+

23. Januar 1786

Antwort des Königs an den Grafen Mirabeau auf dessen Gesuch, sich dem König vorstellen lassen zu dürfen: "Monsieur de Comte de Mirabeau. Je serai bien aise de faire Votre connaissance et je suis bien sensible à l'offre que Vous venez de me faire, de Vous rendre ici pour cet éffet. Si Vous voulez me faire ce plaisir aprês-demain, le 25. de ce mois, et Vous adresser au Général-Major Comte de Goertz, je

pourrai Vous voir encor le même jour. En attendant je prix Dieu etc."

24. Januar 1786

In Berlin wird das Geburtsfest des Königs bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1786

Unterredung des Königs mit dem Grafen Mirabeau.

27. Januar 1786

Der Herzog von Sachsen-Weimar wieder nach Potsdam zum König (bis den 29sten), desgleichen der General von Molle ndorf (bis den 29sten).

<344>

28. Januar 1786

Antwort des Königs an den Grafen Mirabeau auf dessen in obiger Note erwähntes Schreiben vom 26sten: "Monsieur le Comte de Mirabeau. Je n'ai qu'être bien sensible à la confidence que Vous me faites dans Votre lettre du 26. des raisons qui Vous ont engagé à Vous expatrier, avec la permission de

Votre Souverain, et à chercher dans l'étranger, à faire valoir Vos talens avec plus de succes 344-+. Vous pouvez être persuadé que je Vous en garde le secret, et que je m'interesserai tousjour du sort d'un homme de votre mérite souhaitant de bien coeur qu'il soit de plus favorables, et conform à Votre attente.

D'ailleurs, il dependra entiérement de Vous, de

Vous arreter à Berin, jusqu'à l'arrivé de Mr. Votre frère qui veut me demander la permission d'assiter aux manoeuvres. Ce dessein me fait d'autant plus de plaisir que j'espére dans cet intervalle, d'avoire celui de Vous voir encor und couple de fois, pour Vous assurer de bouche de tous mes sentiments pour Vous. En attendant jepris Dieu etc."

28. Januar 1786

In Potsdam Opera buffa.

?? Januar 1786

Der König an Condorcet: "Hat irgend Jemand gerechte Ansprüche auf meine Briefe an den verstorbenen Herrn d'Alembert; so sind Sie es gewiß. Aber sie wurden nicht dazu geschrieben, daß sie ans Licht kommen sollten; sie können, da sie bloßes Geschwätz enthalten, weder unterrichten noch belustigen. Ich werde Ihnen daher sehr verbunden sein, wenn Sie auf die beste Art zu verhindern suchen, daß man sie bekannt macht. Um dies zu bewirken, dürfen Sie Sich nur die Correspondenz als ein Depositum ausliefern lassen, in bessere Hände kann sie nicht kommen. Das Reisegeld für den Herrn l'Eves<345>que 345-+ habe ich in Paris auszuzahlen befohlen. Hat er sich in Petersburg, wo er, wie ich höre, einige Jahre gewesen ist, wohl befunden; so wird er nun, da er seinem Vaterlande näher kommt, das hiesige Land im Klima und in den Sitten um so weniger von demselben verschieden finden." Vorlesungen vom 1sten bis 9ten: Auszug aus Bayle's Lexicon, 9ten: Anfang der Lebensgeschichte des Prinzen Condé bis den 21sten, den 22sten: Leben Türenne's bis den 28sten, den 29sten: Memoiren des Türenne bis den 31sten.

Beim König waren an verschiedenen Tagen: der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Englische Minister Lord Whitworth etc.

Der König giebt dem Minister von Werder 2000 Thlr. jährlich Zulage.

B.

4. Januar 1786

Stirbt der berühmte Gelehrte Moses Mendelssohn in Berlin (in dem Hause Spandauer Straße Nr. 68).

27. Januar 1786

Stirbt in Berlin der General von Zieten, 86 Jahr alt (in seinem Hause Kochstraße Nr. 62).

In Graudenz stirbt der General, Major Karl Konrad von Klitzing, 59 Jahr alt.

Februar.

A.

Februar 1786

Der König in Potsdam.

5. Februar 1786

Mittelst Kabinetsordre des Königs vom 5ten und einer frühern vom 25. Januar ernennt der König den Minister von Heinitz zum Oberaufseher der Akademie, der Kunst- und Maler-Akademie, welcher der König zugleich einen Fond zur Verbesserung der Gehalte der Professoren, als auch zu den Kosten für Prämien, Modelle, Ausstellungen etc. anweiset.

<346>

Den 11ten war unter dem Vorsitz des Ministers von Heinitz die erste Zusammenkunft sämmtlicher Mitglieder, in welcher nach dem unter dem 20. März 1699 der Akademie ertheilten Reglement die nöthige Einrichtung für die Zukunft besprochen wurde.

6. Februar 1786

Der König an Condorcet: "Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie Sich bemühen wollen, die Bekanntmachung meiner Correspondenz mit dem verstorbenen Herrn d'Alembert zu verhindern. Meine Briefe verdienen nur dem Vulkan geopfert zu werden; sie sind für das Publikum weder belustigend noch interessant. Uebrigens ist man ja in unserm Jahrhundert, das mehr schlechte als gute Werke hervorbringt, schon zu sehr mit dergleichen überhäuft, als daß die meinigen noch hinzukommen dürften.

Damit, daß Sie mir einen Puristen und einen Professor für die Militair-Akademie verschafft, haben Sie mir einen wahren Dienst erwiesen."

7. Februar 1786

Der Minister von Finkenstein und der Preußische Gesandte am Kaiserlichen Hofe, Graf von Podewils, zum König nach Potsdam.

21. Februar 1786

General von Wartenberg zum König nach Potsdam.

23. Februar 1786

Der Minister von Heinitz zum König nach Potsdam. Vorlesungen den 1sten bis 10ten: die Feldzüge Türenne's, den 10ten bis 24sten: Geschichte Gustav Adolph's, den 24sten bis 28sten: Geschichte Ludwig's XI aus Mezerai histoire de France.

Am 4ten wurde die Vorlesung oft unterbrochen, da der König mehrmals in Schlaf verfiel.

März.

A.

März 1786

Der König in Potsdam.

8. März 1786

Der Prinz Heinrich zum König nach Potsdam (bleibt bis den 13ten).

<347>

13. März 1786

Der Prinz Friedrich von Braunschweig zum König nach Potsdam.

13. März 1786

Kabinetsordre des Königs, in welcher er befiehlt, daß wenn Jemand in einer Schlägerei getödtet oder so beschädigt wird, daß er daran stirbt, der Thäter, ohne daß auf seine etwanige Entschuldigung geachtet werden dürfe, sofort am Leben gestraft werden solle. Ferner: daß diejenigen, welche die öffentliche Sicherheit auf der Heerstraße stören, die Reisenden überfallen etc., insultiren oder beleidigen, zur lebenswierigen Festungsarbeit verurtheilt werden sollen.

20. März 1786

Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, und der Prinz Eugen von Würtemberg zum König (blieben bis den 23sten oder 24sten), desgleichen der General-Major von Eglofstein in Potsdam.

?? März 1786

General-Major von Könitz in Potsdam.

Vorlesungen den 1sten bis 29sten: Mezerai histoire de france, den 29sten bis 31sten: Voltaire's Versuch über die Sitten und den Geist der Nationen.

B.

7. März 1786

Stirbt der Königl. Concertmeister Franz Benda, 76 Jahr alt.

21. März 1786

Stirbt im Invalidenhause bei Berlin ein Officier, welcher (1709) unter der Compagnie großer Leute gedient hatte, die König Friedrich Wilhelm I noch als Kronprinz sich errichtet hatte. Sein Name war Bernhard Maximilian von Ostheim. 1724 stand er bei der großen Garde in Potsdam, dann bei dem damaligen Markgraf Heinrichschen Regiment und 1748 kam er in das neu erbaute Invalidenhaus. Er hatte ein Alter von 99 Jahr erreicht.

23. März 1786

Specialbefehl: daß weder die Bauern noch die Bürger in kleinen Orten, wo sie nicht die Wachen besetzen, Schießgewehre haben sollen.

Es erscheint die dritte Abtheilung vom ersten Theil des Entwurfs zu einem Allgem. Gesetzbuch für die Preuß. Staa<348>ten, welche von den Rechten und Pflichten des Staats gegen seine Bürger und auch vom Vormundschafts- und Criminal-Recht handelt.

April.

A.

April 1786

Der König in Potsdam - schon sehr leidend 348-+.

12. April 1786

Der Minister von Finkenstein zum König nach Potsdam (blieb bis ungefähr den 24sten).

In der ersten Hälfte dieses Monats war es, wo der König an einem schönen Tage gegen Mittag sich auf die sogenannte grüne Treppe vor dem Schlosse in Potsdam tragen ließ, um sich an den warmen Sonnenstrahlen zu erquicken. Als er hier schon eine Weile gesessen, bemerkte er, daß die beiden Genadiere, welche da Schildwach standen, immer das Gewehr scharf beim Fuß hatten. Er winkte einen zu sich heran, und sagte mit gütigem Ton: "Geht Ihr immer nur auf und nieder; Ihr könnt nicht so lange stehen, als ich hier sitzen kann."

15. April 1786

Der König an Mirabeau: "Monsieur le Comte de Mirabeau, comme des circonstances imprévues, à ce que je vois par Votre

lettre du 14. de ce mois, exigent Votre promte retour en France, Vous me ferez plaisir, au cas que Vous preniez la route par ici, de me faire savoir Votre arrivée en cette ville, agréez en attendant mes remercimens de tous ce que Vous me dites d'obligant, et soyez assuré etc."

Hierauf hatte Mirabeau noch eine kurze aber "sehr lebhafte" Unterredung mit dem König, die ihn (Mirabeau)<349> jedoch, weil der König sehr leidend war und nur mit großer Beschwerde Athem holen konnte, so beängstigte, daß er sie möglichst abzukürzen suchte und noch denselben Abend abreiste.

17. April 1786

Der König verläßt das Schloß in Potsdam und fährt früh um 6 Uhr nach Sanssouci, wobei er einen großen Umweg von einigen Meilen über Kaputh, Ferch, Petzow und Baumgartenbrück machen läßt 349-+. Die gewöhnliche Umgebung des Königs in Sanssouci, um diese Zeit, bestand aus folgenden Personen: dem General-Lieutenant, Graf Karl Friedrich Adam von Gertz, General-Major und Ober-Stallmeister, Graf von Schwerin, dem Kammerherrn, Marquis von Lucchesini und dem Oberst, Graf von Pinto.

18. April 1786

Der König an Grimm: "Ich habe Anfälle von Engbrüstigkeit gehabt, durch die ich bisweilen ziemlich krank gewesen bin, und befinde mich auch noch jetzt in eben den Umständen. Daher begnüge ich mich, Ihnen den Empfang Ihres und der beiliegenden Briefe zu melden, ohne mich in etwas Specielleres einzulassen. Sie werden die Güte haben, die Einschlüsse gehörigen Orts zu besorgen. Und hiermit etc."

18. April 1786

19. April 1786

und 20sten fuhr der König aus.

<350>

21. April 1786

22. April 1786

und 24sten ritt er aus.

28. April 1786

Bekam der König einen Anfall vom Fieber.

Vorlesungen fanden Statt: den 1sten bis 7ten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch über die Sitten, den 8ten keine Vorlesung, weil der König um die zum Vorlesen bestimmte Stunde schlief, den 9ten bis 13ten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch, den 14ten bis 16ten keine Vorlesung, wegen Schlaf des Königs, den 17ten, 19ten, 21sten bis 24sten, den 26sten und 29sten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc.

B.

April 1786

In Landsberg a. d. W. stirbt der General-Major Karl Ludwig von Knobelsdorf, 62 Jahr alt.

4. April 1786

Der regierende Herzog von Curland besucht das Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin, und wohnt der Prüfung der Gymnasiasten und der Entlassung der zur Universität gehenden 17 jungen Leute bei.

Mai.

A.

Mai 1786

Der König in Sanssouci. - Der Krankheitszustand des Königs ist noch erträglich, doch ohne Hoffnung zur Besserung, wiewohl der König selbst sie nicht aufgab.

10. Mai 1786

General von Möllendorf (bis den 12ten) und Minister von Werder beim König.

12. Mai 1786

Der Minister von Schulenburg beim König (blieb ein paar Tage).

16. Mai 1786

17. Mai 1786

und 18ten. Die sonst an diesen Tagen vom König bei Potsdam abgehaltene Revue fand dies Mal den 17ten und 18ten Statt, doch konnte der König nicht zugegen sein. Auch in Berlin, wo 5 fremde Regimenter eingerückt waren, wurden den 16ten bis 18ten Manövres ausgeführt, und zwar nach den vom König selbst entworfenen Dispositionen, unter Befehl der General-Inspecteurs dieser Regimenter, dem General<351>Lieutenant von Pfuhl und dem General-Lieutenant und Gouverneur von Berlin von Möllendorf.

21. Mai 1786

22. Mai 1786

und 23sten. Ward die Berliner gewöhnliche Revue und die Manövres nach des Königs Dispositionen in Gegenwart des Prinzen von Preußen und vieler fremder Officiere abgehalten.

24. Mai 1786

Der General-Lieutenant von Prittwitz geht nach Magdeburg zur Revue, desgl. der Fürst von Anhalt-Cöthen.

24. Mai 1786

Der General von Möllendorf nach Sanssouci zum König (blieb bis den 28sten).

25. Mai 1786

Der König an Condorcet: "Ich betrachte das Schicksal meiner Briefe, daß sie verbrannt worden sind, als sehr günstig, dadurch wird am sichersten verhindert, daß sie bekannt werden. Es würde mir unangenehm gewesen sein, wenn Briefe, die nicht für das Publikum bestimmt waren, ihm doch in die Hände gekommen wären. Nur den vierzig Federn, welche die Reinheit der Französischen Sprache bewahren, kommt es zu, Meisterstücke von aller Art zu liefern, die der Ehre, gedruckt zu werden, würdig sind. Ich weiß nicht, was aus den beiden Professoren 351-+ für meine Militairschule wird. Ich habe Ihnen doch doppelte Pension, Reisegeld etc. zugestanden, und nun bleiben die jungen Leute so lange ohne Unterricht. Was sie aufhalten kann, ist mir unbegreiflich; und ich gestehe, daß ein längerer Verzug dem Begriff, den ich mir von ihnen gemacht habe, nachtheilig sein könnte. Aber das vermindert meine Verbindlichkeit gegen Sie nicht im geringsten, und ich erkenne ganz den Werth der Mühe, die Sie Sich in dieser Angelegenheit gegeben haben."

29. Mai 1786

Der General-Lieutenant von Pfuhl nach Sanssouci zum König, der ihn mit dem Schwarzen Adlerorden begnadigt. Der Geh.-Finanzrath Schütz aus Stettin und der Kammer-Dircetor von Dohmhardt aus Bromberg, die der König<352> zu sich berufen hatte, treffen in Sanssouci ein, wo sie mehrere Tage bleiben. Der König bespricht sich mit ihnen über verschiedene Regierungssachen, besonders über Urbarmachungen und Anlegung neuer Dörfer etc., Anbau des Flachses etc.

Vorlesungen den 1sten, 4ten bis 9ten, 11ten bis 23sten, 25sten bis 27sten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc. bis zum Schluß, den 28sten bis 31sten: Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XIV.

Um diese Zeit ließ sich der König öfters auf die Terrasse vor Sanssouci bringen, sich an der warmen Frühlingssonne zu erquicken. Hier war es, wo er, seinen Blick gegen die Sonne gerichtet, die Worte sprach: "Bald werde ich Dir näher kommen." Chodowiecki hat diese Scene in Kupfer gestochen.

B.

Anfangs dieses Monats waren in Berlin folgende fremde Officiere und andere Standespersonen angekommen, und hatten sich auch den 16ten nach Potsdam begeben, doch ist nicht bekannt, daß Einer von Allen beim König vorgestellt worden:

Der General-Major, Graf Cüstine mit seinem Sohn, dem Capitain, der Marschall de Camp von Toulongeon, der Oberst gleiches Namens, die Obersten de la Ferte, von Damas, von Doraison, Major von Vallory, die Capitains Dandelare, von Dampiere und Lieutenant von Tremonille, sämmtlich in Französischen Diensten; der Prinz von Nassau-Saarbrück, Prinz Dolgorucky, der Russische Oberst, Graf von Razumofsky, der Spanische Oberst-Lieutenant von Urrutia, der Sachsische General-Lieutenant, Graf Brühl, die Majore von Strutt und von Ratschy in Englischen Diensten.

5. Mai 1786

An diesem Tage ward die Bildsäule des Feldmarschalls von Keith auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufgestellt.

8. Mai 1786

Stirbt in Breslau der General von Warnery, 67 Jahr alt.

<353>

18. Mai 1786

War in Berlin die erste Ausstellung der Künste 353-+ in dem obern Stockwerk des Marstalls (sie dauerte bis 3. Juni).

29. Mai 1786

Stirbt in Potsdam der Geh.-Kabinetsrath Johann Christian Friedrich Stellter, 61 Jahr alt.

Juni.

A.

Juni 1786

Der Konig in Sanssouci. - Der Krankheitszustand verschlimmert sich.

4. Juni 1786

Der Minister von Heinitz und der Geh.-Rath Schütz beim König.

6. Juni 1786

Der König schreibt an den Hannoverschen Arzt Ritter von Zimmermann und beruft ihn zu sich. (S. Zimmermann: Ueber Friedrich d. Gr. und meine Unterredungen mit Ihm etc., Leipzig, 1788, S. 9).

6. Juni 1786

Der Herzog von Curland nach Potsdam. Nach dem Zittauer Tagebuche von 1786, S. 118, hätte er später (den 21sten?) beim König gespeist; es ist jedoch überhaupt nicht zu begründen, daß er beim König gewesen.

9. September 1786

Der Oberst von Moller nach Potsdam.

15. Juni 1786

16. Juni 1786

Die sämmtlichen Minister aus Berlin beim König zur gewöhnlichen Ministerconferenz, desgleichen auch der Geh.-Finanzrath de Launay, welcher bis den 18ten oder 19ten bleibt.

16. Juni 1786

Antwort und Danksagung des Königs an den Ritter von Zimmermann auf dessen Schreiben vom 10ten, darin er nach Potsdam zu kommen verspricht. (A. a. O. S. 13).

16. Juni 1786

Die an diesem Tage erlassene sehr wichtige Kabinetsordre an den Minister von Gaudi befindet sich in unsern Beiträgen I. 396-398.

21. Juni 1786

Der Prinz Friedrich von Braunschweig beim König, bis den 23sten. Er war der letzte Verwandte, den der König gesehen.

<354>

22. Juni 1786

Der König reitet zum letzten Male aus.

24. Juni 1786

Der am 23sten angekommene Hannoversche Arzt Ritter von Zimmermann zum ersten Male beim Konig, Morgens um 8 Uhr. Er ward bis den 10. Juli täglich zum König gerufen, und hatte 33 Unterredungen mit ihm. (S. Zimmermann's oben angeführte Schrift).

25. Juni 1786

Der Minister von Finkenstein mit dem Russischen Envoyé extraordinaire Grafen von Romanzow und dem bisher am hiesigen Hofe gestandenen Envoyé Fürsten Dolgorucky beim König. Als die Gesandten sich beurlaubten, waren der König und besonders der Fürst Dolgorucky tief gerührt. Beim Abschied stand der König von seinem Stuhl auf, faßte den Fürsten bei der Hand, und entließ ihn mit folgenden Worten: "Mein lieber Fürst Dolgorucky, es thut mir recht leid, daß Ihre Kaiserin Sie zurück ruft; so wie es mich schmerzt, daß wir uns trennen sollen. Leben Sie wohl, mein theuerster Fürst, grüßen Sie Ihre Monarchin, und versichern Sie dieselbe meiner ganzen Wertschätzung, und was Sie Selbst, mein Fürst, betrifft, so halten Sie Sich überzeugt, daß ich, so lange ich lebe, Sie in meinem Herzen lieb behalten und Ihr Andenken mir unvergeßlich bleiben werde."

Der alte Fürst, bis zu Thränen gerührt, konnte nichts erwiedern, sondern machte eine stumme Verbeugung.

Vorlesungen: Fortsetzung von Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XIV den 2ten, 3ten, 5ten, 10ten, 16ten bis 21sten, den 27sten, 28sten und 30sten.

Juli.

A.

Juli 1786

Der König in Sanssouci unterredet sich täglich mit dem etc. Arzt Ritter von Zimmermann, bis den 10. Juli. (S. Zimmermann's oben angeführte Schrift).

9. Juli 1786

Der Minister von Herzberg kommt beim König in Sanssouci an und bleibt bis zu dessen Tode bei ihm.

<355>

10. Juli 1786

Der König beruft auf Zimmermann's Veranlassung den Dr. Fritze aus Berlin zu sich, um mit ihm wegen Verbesserung des Lazarethwesens zu sprechen.

11. Juli 1786

Der König läßt die Aerzte Frese und Seile zu sich kommen. Letzterer war schon früher bei ihm gewesen.

Am Morgen dieses Tages reiste der Ritter von Zimmermann von Potsdam ab.

19. Juli 1786

Der Dr. Fritze beim König, der sich mit ihm im größten Detail über Vorschläge und Maßregeln zur Verbesserung des Lazarethwesens unterhält.

20. Juli 1786

oder 21sten. Der Minister von Werder zum König (auf einen Tag).

Vorlesungen: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc. den 3ten, 6ten, 8ten, und Anfang von Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XV, den 15ten, 16ten, 17ten, 21sten, 22sten, 29sten und 30sten, an diesem letzten Tage: Verhör über Damien vom 6. März 1757.

In den folgenden Tagen erlaubte die zunehmende Krankheit und Mattigkeit des Königs ihm nicht mehr, die Vorlesungen zu hören, obschon er seinen Vorleser um die gewöhnliche Zeit noch zu sich rufen ließ. In den letzten Tagen seines Lebens las der König noch für sich: l'Evangile du Jour p. Voltaire und den Ouintilian.

Während dieser Krankheit des Königs erhielt er von einem frommen Schwärmer einen liebreichen Ermahnungsbrief. Als er denselben gelesen, gab er ihn mit den Worten zurück: "Man muß den Leuten höflich antworten, sie meinen es gut mit mir." (Kletzschke: Letzte Stunden etc. S. 97, 98).

B.

14. Juli 1786

Der Fürst Dolgorucky geht von Berlin nach Petersburg zurück.

31. Juli 1786

Der Ober-Stallmeister, Graf von Schwerin von Potsdam nach Berlin, von wo er bald nachher nach Braunschweig geht und erst am Sterbetag des Königs zurück kommt. Der Kö<356>nig hatte ihm anfänglich die Erlaubniß zu dieser Reise nicht geben wollen. Da er aber wiederholt darum bat; so sagte der König endlich: "Nun, so reiset denn, Ihr werdet mich aber bei Eurer Zurückkunft nicht mehr am Leben finden." (Jahrbuch der Preuß.-Brandb. Geschichte, 1796, VII. 315).

August.

A.

August 1786

Der König in Sanssouci. - Sein Krankheitszustand verschlimmert sich immer mehr, dennoch besorgte er die Regierungsgeschäfte wie immer nach der Tagesordnung, die er einmal festgesetzt und während seiner ganzen Regierung genau beobachtet hatte. Die rapportirenden Officiere und die Kabinetsräthe erschienen zu den bestimmten Stunden, denen er einen nach dem andern auf die am Abend vorher eingelaufenen Berichte der auswärtigen Gesandten, der Staatsminister, der Generale, so wie auf die Schreiben und Bittschriften unzähliger Personen, die Antworten so ausführlich dictirte, daß bei Expedirung derselben selten mehr als die Curialien und das Datum hinzugefügt werden durfte. (Herzberg Huit Dissertations etc. p. 279)). Auch unterschrieb er alle Briefe und Kabinetsordres bis den Tag vor seinem Tode eigenhändig.

1. August 1786

Der König an den Obersten von Regeler in Glatz: "Mein lieber Oberster von Regeler! Ich habe Euch auf Euer Schreiben vom 24sten verwichenen Monats in Antwort vermelden wollen, daß Ich die Mir zugekommenen Chrysopas schön gefunden habe. Ihr müsset Mir nun auch die Rechnung von denen darauf verwendeten Kosten baldigst einschicken, und was die bereits vorräthigen Chrysopas betrifft, so habe Ich dem Etats-Minister von Hoym aufgegeben, solche an die Leute zu schicken, die dieselben verarbeiten. Ich habe Euch solches gleichfalls bekannt machen wollen und bin Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 1. August 1786. Friedrich."

<357>

1. August 1786

Der König an den Kammer-Präsidenten, Freiherrn von der Goltz in Königsberg: "Bester, besonders lieber Getreuer. Ich bringe in Erfahrung, daß auf der Seite von Tilsit annoch ein großer Morast zu defrechiren sei, das Terrain soll zu Meinen Aemtern gehören. Ihr habt dahero mit dem Fördersamsten einen Anschlag machen zu lassen, wie viel Kosten zum Defrichement dieses Bruches erfodert werden, wie viel Kosten zum Etablissement der darauf anzusetzenden Leute nöthig sind und wie viel dieses solchergestalt urbar gemachte und bebaute Bruch einbringen werde. Die Bauern, welche da angesetzt werden, müssen ihre Güter alle eigenthümlich haben, weil sie keine Sclaven sein sollen. Es ist ferner die Frage, ob nicht alle Bauern in Meinen Aemtern, aus der Leibeigenschaft gesetzet und als Eigenthümer auf ihren Gütern angesetzet werden können? Ich erwarte darüber Eure Anzeige, was das für Difficultäten haben könne, und bin Euer gnädiger König.

Potsdam, den 1. August 1786. Friedrich."

3. August 1786

Der König schenkt dem Minister von Herzberg ein Tafelservice von feinem Porzellan.

4. August 1786

Der Minister von Hoym aus Schlesien kommt in Berlin an und geht sogleich zum König nach Sanssouci. Der König hatte ihn expreß aus Breslau zu sich berufen, um über verschiedene Schlesische Angelegenheiten und zu treffende Einrichtungen sich mit ihm zu besprechen, besonders wegen Entwürfe zu neuen Urbarmachungen und Fabrikanlagen. (Herzberg, Huit Dissertationes p. 277). Der Minister blieb bis den 9ten in Sanssouci.

4. August 1786

Kabinetsordre des Königs an die Kurmärkische Kriegs- und Domainenkammer: "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, laßen Dero Churmärksche Krieges- und Domainen-Cammer anliegend die Vorstellung des Invalidien Schönberg,<358> worin derselbe um 80-90 Thlr. Beyhülfsgelder zum Bau des Hauses, welches er zu Satzkorn für seinen größten Sohn erbauet hatt, ansucht mit dem Befehl zufertigen, den Supplicanten den Umständen gemäß zu bescheiden. Zugleich wird gedachter Cammer hierdurch bekannt gemacht, daß Se. Königliche Majestät für gut gefunden haben, Dero Adjudanten 358-+ zu denen Revues nach Schlesien abzuschicken, welche den 14ten dieses Monats von hier abgehen sollen. Es wird dahero die Churmärksche Cammer hierdurch befehligt, die gewöhnlicher Weise, für derselben Wagen erfoderlichen Acht Vorspann-Pferde, dergestalt gehörig zu besorgen, daß sich solche Tags zuvor allhier melden, und auf den gewöhnlichen Relais dergestalt in Bereitschaft gehalten werden, daß die Reise ohne den mindesten Aufenthalt fortgesetzt werden kann. Und da die Rückreise der Adjudanten den 31sten dieses Monats Augustus, von Breslau ab, festgesetzt ist, so muß, obgedachter Maaßen der Vorspann dazu gehörig besorgt, und alles mit der Neumärkschen Cammer concertirt werden.

Potsdam, den 4. August 1786. Friedrich.".

5. August 1786

Kabinetsordre an den Magistrat in Potsdam: "Se. Königliche Majestät von Preußen, Unser allergnädigster Herr, befehlen dem Magistrat allhier, das Vorgeben des hiesigen Bäckers Schröder, daß er Einhundert Wispel Roggen, und fünfzig Wispel Waizen, auf welche er in anliegender Vorstellung einen Frey-Paß nachsucht, zum Betrieb seiner Profession, aus Westpreußen kommen lassen und allda kaufen wolle, näher zu examiniren und darüber pflichtmäßig zu berichten.

Potsdam, den 5. August 1786. Friedrich."

6. August 1786

Der König an den General-Major von Götzen: "Mein lieber General-Major von Götzen. Aus Eurer Anzeige vom 1sten dieses habe Ich die Nachricht ersehen, welche<359> Ihr aus Böhmen in Erfahrung gebracht habt; allein das sind lauter Windbeuteleien; denn wenn sie da marschiren lassen, so geschieht es blos darum, daß die Leute an dem Festungsbau arbeiten sollen. Ich bin übrigens Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 6. August 1786. Friedrich."

10. August 1786

Der König an den General von Mosch, Chef des Cadettencorps: "Mein lieber General von Mosch. Die unterm gestrigen Datum eingeschickte Liste von denen Cadets so in der Armee placirt werden können, erhaltet Ihr hierbei zurück. Ihr müsset Mir eine andere Liste schicken, und darin auch Pommern mit aufsetzen, und damit ich darunter aussuchen kann, müssen mehrere in dieser Liste aufgeführet sein. Ich bin Euer gnädiger König.

Potsdam, den 10. August 1786. Friedrich."

10. August 1786

Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (das Original ist Französisch): "Meine verehrungswerthe Schwester. Der Hannoversche Arzt hat sich bei Ihnen geltend machen wollen, meine gute Schwester; im Grunde aber ist er mir unnütz gewesen. Die Alten müssen den jungen Leuten weichen, damit jede Generation ihren Platz finde; und wenn man genau prüft, was das Leben sei; so ist es nichts, als daß man seinen Mitbürger sterben und geboren werden sieht. Indessen finde ich mich seit einigen Tagen ein wenig erleichtert. Mein Herz bleibt Ihnen unveränderlich ergeben, meine gute Schwester.

Ich bin mit der größten Hochachtung
meine verehrungswerthe Schwester
Ihr treuer Bruder und Diener
Friedrich."

Potsdam, den 10. August 1786.

10. August 1786

An demselben Tage soll der König auch an seinen ehemaligen Minister von der Horst geschrieben haben, dem er immer<360> gewogen war, und der 1774 seine Entlassung genommen hatte, (von Zimmermann's Fragmente I. 15).

11. August 1786

Der König an den Buchhändler Pitra in Berlin: "Je veux bien acquiescer à votre proposition, d'accepter en juste éqiuivalent des ouvrages qui vous manquent, pour finir les deux dernières livraisons ceux qui vous dites avoir achetés par ordre des bibliothécaires pour la prochaine livraison. Pour cet effet Je viens d'enjoindre à ceux-ci, de convenir là-dessus et d'arranger l'affaire avec vous, à condition toutefois de fournir, comme vous vous y engagez, ceux qui vous manquent à présent dans vous ait en sa sainte garde.

A Potsdam, le 11. Aout 1786. Fédéric."

11. August 1786

Der König an die Bibliothekare (Biester und Stosch) in Berlin: "Le libraire Pitra vient de Me marquer, qu'il est hors d'etat de finir les deux dernières livraisons, par manque de certains ouvrages dans les moment

introuvables, dont la valeur montoit à 546 écus 18 gros, et offre, de fournir en juste equivalent de cette somme, d'autres superbes ouvrages, qu'il dit avoir achetés sur Votre proposition.

Je vous autorise par la présente, de convenir la dessus, et d'arranger cette affaire avec lui. En même temps Je Vous demande une designation, de ce qu'il aura à livrer cette année-ci, pour que Je sache quels seront ces ouvrages et pour que Je puisse en assigner le payment.

D'ailleurs il s'entend de soi-même, que, comme les livres que Vous accepterez à présent, doivent, selon lui, se donner sur la liste suivant, qu'il faudra mettre à leur place ceux qui lui manquent ac<361>tuellement, pour qu'il ait à les fournir, comme il s'y engage, pour la divraison prochaine.

A Potsdam le 11. Aout 1786. Fédéric."

Um dieselbe Zeit berief der König auch den General Anhalt zu sich, um ihm die großen militärischen Einrichtungen zur Errichtung der Freibataillone, zur Mobilmachung der Armee im Fall eines Krieges etc. vorzuschreiben.

13. August 1786

Kabinetsordre des Königs an den Magistrat in Potsdam: "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, wollen, bei denen von dem hiesigen Magistrat unterm gestrigen Datum angezeigten Umständen, dem Bäckermeister Schröder allhier, den gebetenen Frey-Paß auf Einhundert Wispel Roggen und fünfzig Wispel Waizen zwar bewilligen, indessen wird derselbe dieses Getraide in Preußen nicht viel wohlfeiler kriegen. Wornach also der Magistrat demselben das Nöthige bekannt zu machen hat.

Potsdam, den 13. August 1786. Friedrich."

13. August 1786

Der König an die Bibliothekare in Berlin: "Vous n'oublieres pas en M'evoyant la d'ésigna

tion des livres pour le chois d'une novelle livraison, que sur Ma demande Vous M'annoncez dans

peu, selon Votre lettre du 12. de ce mois, de marquer en même temps, combien J'aurrai à payer cette année-ci pour ce ouvrages spécifiés; et Vous ferez

bien aussi de voir si par le moyen du libraire Bourdeaux, on ne sauroit avoir les articles qui manquent aux deux dernièrs livraisons du Libraire Pitra, et que celui-ci ne sauroit fournir. Sur ce Je pris Dieu qu'il Vous ait dans sa sainte garde.

A Potsdam le 13. Aout 1786. Fédéric."

13. August 1786

Der König an den General von Mosch: Mein lieber General-Major von Mosch. Ich habe die unter dem 11ten dieses von Euch eingeschickte Liste erhalten; und da bei dem Regiment Prinz Heinrich zwei Frey<362>Corporale fehlen; so habe Ich von den specificirten Cadets, dazu den von Arnstaedt und von Kracht choisirt; zu Frey-Corporalen für das Regiment Zaremba und von Schwarz hingegen habe Ich den von Drigalsky und von Wenck, bestimmt. Dieses habe Ich Euch hierdurch bekannt machen wollen, und habt Ihr nunmehr alles deshalb weiter Erforderliche gehörig zu besorgen. Ich bin Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 13. August 1786.
Friedrich."

13. August 1786

Nachmittags um 4 Uhr beurlaubten sich die beiden Officiere, welche der König bevollmächtigt hatte, an seiner Statt die Revuen in Schlesien, im Beisein der General-Inspecteurs, abzuhalten 362-+, wozu er ihnen die speciellsten Dispositionen gegeben hatte. Es waren der Oberst von der Kavallerie und Flügeladjutant von Prittwitz, und der Oberst von der Infanterie und Generaladjutant von Hanstein.

Dem Erstern trug der König noch auf, bei seiner Durchreise durch Landshut, die vornehmsten der dasigen Kaufleute zu sprechen zu suchen, und ihnen sämmtlich das Andenken ihres Königs zu versichern und in seinem Namen alles mögliche Gute anzuwünschen. Außer obigen beiden Obersten waren auch noch die Hauptleute von Thadden und von Rüchel befehligt, den Revuen mit beizuwohnen 362-+.

<363>

14. August 1786

Der König an den Geh.-Finanzrath de la Haye de Launay: "Le resumé de la recette et de la depense sur les produit d'accises, péages, transit, plombage et fenins, que Vous M'avez fait tenir avec Votre rapport du 13. de ce mois, est trop en petit. J'en demande un plus detaillé, par lequel on puisse appercevoir tout un coup, la perception et la depense à l'égard de tout les articles. Le produit des fenins doit y être specifié en plein, ainsi que les fraix des Bureaux de comptabilitié, qui Me paroissent être trop fort. Je l'attends de Votre part, et sur ce Je pris Dieu qu'il Vous ait dans sa sainte garde.

Fédéric."

15. August 1786

An diesem Tage schlummerte der König ganz wider seine Gewohnheit bis gegen 11 Uhr. Nach dem Erwachen ertheilte er dem General von Rohdich die Disposition zu einem Manövre, das den folgenden Tag von der Potsdamer Garnison ausgeführt werden sollte, mit einer vollkommen richtigen Anwendung auf das Terrain 363-+. Er besorgte dann seine Kabinetsgeschäfte, zwar mit schwacher Stimme, doch mit voller Geisteskraft. So dictirte er dem Kabinetsrath Laspeyres auch noch so richtig durchdachte Depeschen (eine vier Ouartseiten lange Instruction für einen gewissen Gesandten), daß sie dem erfahrensten Minister Ehre gemacht haben würden 363-++, und gegen Abend unterschrieb er die von den Kabinetsräthen ausgefertigten Briefe - zum letzten Mal.

16. August 1786

Am Morgen dieses Tages trat bei dem König Bewußtlosigkeit und betäubender Schlummer ein. Doch erholte er sich bald<364> wieder etwas, und als früh gegen 5 Uhr die Geh.-Kabinetsräthe angemeldet wurden, gab er zu verstehen, daß sie warten sollten, er werde sie herein rufen lassen. Der General von Rohdich kam um die gewöhnliche Stunde, Morgens gegen 7-8 Uhr zum König, um die Parole zu holen, aber obgleich das Bewußtsein beim König zurück gekehrt war, so war es ihm doch nicht möglich, zu sprechen. Er gab sein Unvermögen dem bis zu Thränen gerührten General durch einen klagenden Blick zu erkennen. So wechselten Bewußtsein und Bewußtlosigkeit den Tag über, und zum ersten Mal in seinem ganzen Leben erinnerte er sich der zu expedirenden Kabinetsgeschäfte nicht. In der Nacht zum 17ten, als die über seinem Kopf hängende Uhr 11 schlug, fragte er, was die Uhr sei? man sagte es ihm, worauf er sagte: "um 4 Uhr will ich aufstehen." Bald darauf nahm er etwas Saft und sagte: "das wird gut sein - wir sind über den Berg," und später noch mehrere unverständliche Worte 364-+.

17. August 1786

"Donnerstag, den 17. August 1786, Morgens um 2 Uhr 20 Minuten, endigte sich zu Sanssouci das große und thatenreiche Leben Friedrich's des Zweiten, des Großen, Königs von Preußen. Er starb mit der Standhaftigkeit und Gelassenheit eines Weisen, alt 74 Jahr 6 Monat 3 Wochen und 3 Tage, nachdem Seine unvergeßliche Regierung 46 Jahr und 2 1/2 Monat gedauert hatte.

Wenn die aller gerechteste Bewunderung reden will; so macht der aller gerechteste Schmerz verstummen. Sein Volk<365> betete Ihn an, Europa suchte Ihm nachzuahmen, die Welt bewunderte Ihn, und die Nachwelt wird erstaunt die Geschichte Seiner Thaten kaum glaublich finden. Wenige Könige waren so groß wie Er, noch wenigere so gut wie Er; kaum Einer so groß und gut zugleich wie Er! Wer Gefühl für Geistes Größe, und für Thätigkeit zur Beförderung für Menschenglück hat, wird seinen Namen nie anders als segnend aussprechen." (Todesanzeige in den Berliner Zeitungen von von Herzberg).

"Wo ist nun das Land, wo das Volk, und wo das Jahrhundert, in der alten und neuen Geschichte (denn alles Gedächtniß des menschlichen Geschlechts darf man auffodern), das stolz sein dürfte auf einen Weisen, der besser geherrscht, auf einen König, der besser geschrieben; ja wir möchten noch hinzusetzen: das stolz sein dürfte - auf einen größern Mann!"

(Johannes von Müller's sämmtl. Werke, Thl. X. S. 139).

Der König starb in den Armen seines Kammerlakaien Strützky. Sein Tod war wie sein Leben. Furchtlos und gleichmüthig blieb er bis zu seinem letzten Athemzuge. Bei seinem Hinscheiden waren außer Strützky noch gegenwärtig: der Minister von Herzberg, der Gen.-Lieutenant, Graf von Görtz, der Doctor Selle und die beiden Kammerhusaren Neumann und Schöning. - Am Abend desselben Tages (den 17ten) ward der Königliche Leichnam von Sanssouci nach dem Schlosse in der Stadt gebracht, wo es den 18ten Jedermann erlaubt war, ihn zu sehen. Die Beisetzung erfolgte Abends 8 Uhr in der Garnisontirche zu Potsdam in dem Gewölbe unter der Kanzel, neben dem Sarge König Friedrich Wilhelm's I, dem Vater Friedrich's d. G r. Das feierliche Leichenbegängniß fand den 9. Septbr.<366> in Potsdam Statt. Umständliche Nachrichten von des Königs Krankheit, seinem Tode und Begräbniß findet man in den oben S. 348 angeführten Schriften, von Selle, Kletzschke und in dem Jahrb. der Preuß.-Brandb. Geschichte etc.

B.

9. August 1786

Starb in Potsdam der General-Major und Commandeur des ersten Bataillons Garde Ernst Gottlob von Scheelen, 61 Jahr alt.

Wie das Inland, so bezeigte auch das Ausland auf mannigfache Weise seinen tiefen Schmerz über das Hinscheiden dieses großen Fürsien, dem selbst seine Feinde ihre hohe Achtung und Bewunderung nicht versagt hatten. - Gedichte, Gedächtnißreden und andere Schriften in großer Zahl, so wie Denkmünzen, feierten sein Andenken, und zwar in einer Weise, die genugsam bewies, daß nicht Speculationsgeist, sondern die reinsten Gefühle der Verehrung, entsprungen aus der richtigen Würdigung seines hohen Werthes und seiner großen Verdienste, sie hervorgebracht hatten.

Unter den Gedächtnißmünzen, die auf seinen Tod erschienen, deren wir allein zehn vor uns haben, hatte das Ausland, unter mehreren Holland, die schönste und größte geliefert. Die Zahl derer, die auf seine wichtigsten Thaten - seine Thronbesteigung, Huldigung, seine Siege, Friedensschlüsse, den Fürstenbund, die Justiz- und die Münzverbesserung, die verliehene Religionsfreiheit, die Wiederherstellung der Akademie, die Prachtbaue, die Einführung des Seidenbaues, die Errichtung der Seidenmanufaktur, des Seehandels, der Versicherungsanstalt etc. geprägt worden sind, mögen nahe an hundert sein 366-+.

<367>

Bildnisse von ihm, in allen Formen und Größen, die man bei Hohen und Niedrigen, bei Reichen und Armen, selbst in der Bauerhütte findet, und zur Zeit der Kriege auch in Feindesland fand, sind unzählig 367-+. Alles dieses beweist die große und allgemeine Achtung, welche Friedrich, mit Recht der Einzige genannt, im Leben und im Tode überall genoß.

Zum Schluß, und zur Bestätigung des Gesagten, möge hier Eine von den vielen hochehrenden Schilderungen der Verdienste des Königs stehen, mit welcher das Ausland die Anzeige von seinem Tode verband.

Allgemeine (Jenaer) Literatur-Zeitung 1786. Nr. 199.
Montag, den 21. August.
Todesfall.

Der 17. August dieses Jahres, an welchem der Held des 18. Jahrhunderts, Friedrich II, König von Preußen, starb, wird, nebst dem 24. Januar 1712, Seinem Geburtstage, und dem 31. Mai 1740, an welchem Er den Thron bestieg, wie in den Jahrbüchern der Weltgeschichte, also auch in den Annalen der Literatur, ewig denkwürdig bleiben.

Selten war Schriftstellerruhm Beruf der Könige; seltener das Glück, den Kranz Apolls mit dem Lorbeerzweige der Helden und dem erhabensten Schmucke der Fürsten, der Krone ob cives servatos zu verbinden. Friedrich II that's. Seine Gedichte, für ihn zwar nur Spiele eines auf große Thaten sinnenden, oder Erholungen eines von großen Thaten ausruhenden Geistes, würden manchem Dichter als Werke Ruhm gebracht, und mancher würde für sie lebenslängliche Muße als Spielraum, oder als Belohnung gefodert und erworben haben. Dennoch unendlich erhaben über die Eitelkeit mancher in der Geschichte berüchtigter Monarchen (deren Namen hier neben dem Seinigen zu nennen,<368> eine Entheiligung für Ihn wäre), die jeden, der sich erkühnte, an ihrem poetischen Talent zu zweifeln, für Majestätsverbrecher erklärten, setzte er selbst seine Verse gegen Voltaire's Gedichte tiefer herab, als gewöhnliche Bescheidenheit ihm nachthun, oder das Ihn lesende Publikum gerecht finden konnte. Selbst die schnöde Undankbarkeit, wodurch Voltaire sich selbst entehrte, konnte den Philosophen von Sanssouci nicht bewegen, deshalb von des Dichters von Ferney Talenten geringer zu denken. Seine prosaischen Werke, um welche ihn selbst Cäsar, bei aller Unsterblichkeit seiner Commentarien, beneiden würde, verrathen alle, wie tief er darüber nachgedacht hatte, was Königen, die schreiben wollen und können, zu schreiben geziemte. Eine falsche Staatskunst zu widerlegen, die Denkwürdigkeiten seines Hauses zu beschreiben; große Talente von Feldherren, von Staatsmännern, von Schriftstellern durch Lobschriften der Nachwelt zu empfehlen, - nur solche Gegenstände waren werth, wenn Friedrich den Regentenstab oder den Degen neben sich legte, den Griffel in seiner Hand zu beschäftigen. Seine Zeichnung ist frei und flüchtig, nicht pünktlich in Kleinigkeiten, kühn und treffend im Ganzen; das Kolorit seiner Schreibart simpel, doch immer lebhaft und kräftig.

Seine Schriften hätten auch als Werke eines Privatmannes gewirkt, aber als Geistesfrüchte eines solchen Königs stifteten sie eine Revolution. Unter der Regierung seines Vaters ward Autorschaft und Pedanterei unter den Großen so ziemlich für Eins gehalten, und ein Ignorant zu sein war ein Geständniß, mit dem sich wenigstens ein Officier, wie Marius mit seinem Graecas literas non didici, brüsten konnte. Aber dieses Königs Beispiel, der unter so viel glorreichen Thaten, im Felde und im Kabinette, noch Zeit genug behielt, zu lesen, was die besten Schriftsteller gesagt; noch Lust behielt, seiner Vorfahren Geschichte und seiner Freunde Verdienst zu beschreiben, dieses verschaffte dem guten Schriftsteller in den Preußischen Staaten, und dadurch in ganz Teutschland, den ihm gebührenden Rang, und die Befehlshaber seiner Heere hielten es nicht mehr für unverträglich mit dem kriegerischen Geiste, den Musen und Gracien zu opfern. Sein einer und richtiger Geschmack für das Große und Schöne drang bis<369> in die Schreibart der Kabinette und Gerichtsstühle ein, und wenn die Staatsschriften eines von Herzberg, und derer, die mit ihm genannt zu werden verdienen, Englische Freimüthigkeit mit Französischer Urbanität verbunden, unbedeutendes Wortgepränge, steifes Ceremoniel und Sprachmengerei verbannt, und dafür Deutlichkeit, Ordnung, Ueberredungskraft und Annehmlichkeit in die Hof- und Staatssprache eingegeführt, wenn sie rühmliche Nacheiferung bei andern Deutschen Höfen erweckt haben, wer anders als Friedrich II hat den Ton dazu angegeben? Er, dem leerer Klingklang in Worten und Thaten gleich verhaßt war, Er, der Titelgepränge und äußeren Glanz so wenig achtete, daß er seines Vaters biedere, kernhafte, strenge Denkart auch in ihrer harten und rauhen Bekleidung ehrte, so sehr sie zuweilen sein Herz verwundet hatte, hingegen seines Großvaters Eitelkeit und Prunkliebe, ohne die der Enkel, obgleich mehr als einer Krone werth, doch vielleicht nie die Krone getragen hätte, schärfer als irgend ein anderer Geschichtschreiber tadelte! Daher ist kein Zweifel, daß nicht auch sein Beispiel auf die bessern Deutschen Geschichtschreiber gewirkt, mehr Adel in die historische Schreibart, mehr Freimüthigkeit in Beurtheilung verstorbener und lebender Fürsten gebracht habe. Gleichwohl zeigte er in der Geschichte seines Vaters, welche Schonung die Mängel großer Fürsten, entweder um hervorstechender Tugenden willen, oder durch persönliche Verhältnisse des Geschichtschreibers, erfodern. Kann ein Leser, der denkt und fühlt, ohne die höchste Rührung jene erhabene Stelle lesen, mit der er die Geschichte seines Vaters beschließt, um zu seiner kurzen und wahren Charakteristik über zu gehen: "Nous avons de même passé sous silence les Chagrins domestiques de ce grande Prince - On doit avoir quelque indulgence pour la faute des enfans en faveur des vertus d'un telle père." Und muß nicht der geistvollste Geschichtschreiber, wenn er dabei an die Erziehung des Königs und die Geschichte seiner Jugend zurück denkt, in Versuchung gerathen, die herrlichsten und seltensten Schriftstellertalente für diesen einzigen Zug von Größe des Herzens hinzugeben? Wer die Beschaffenheit der schönen Literatur in Deutschland in den Jugendjahren Friedrich 's II erwägt, wird seine Vorliebe für die Franzosen voll<370>kommen gerecht, und seine fortdauernde Unbekanntschaft mit den nachherigen Fortschritten der Deutschen zwar bedauernswerh, aber in Betracht der Lage des Königs sehr natürlich finden. Wie viele, die keine andere Profession, als die, zu studiren haben, werfen sich noch nach dem 30sten Jahre in die Kenntniß einer ausländischen Sprache, um Werke des Geistes darin lesen und richtig schätzen zu können! Und man sollte den König, der die schönsten Producte des Französischen Witzes kannte und zu genießen verstand, darüber tadeln, daß er, um sich von Geschäften der Regierung, von Gefahren und Strapazen des Krieges zu erholen, nicht eine neue Arbeit unternahm, eine ihm in ihrer jetzigen Vollkommenheit fremd gebliebene Sprache, ob es wohl die Sprache seines Vaterlandes war, zu studiren? Und wieviel waren denn beim Antritt seiner Regierung Deutsche Schriftsteller, denen er, wenn er sie auch gelesen hätte, wie Ludwig XIV den besten Autoren seiner Zeit, Pensionen geben konnte, für das Vergnügen, das ihm ihre Werke gemacht hätten? Offenbar hat indeß sein Beispiel, die Schätzung der besten Werke der Franzosen, und mittelbar auch der Engländer und Italiener, in Deutschland mächtig befördern und ausbreiten helfen, und seine Prädilection für die Französischen Beau Esprits hat nicht wenig dazu beigetragen, die Eifersucht des Deutschen Genius zu erregen, und seine bisher schlummernden Kräfte aufzuwecken.

Und so haben Deutsche Dichter diesen König, obwohl ungedungen und unbelohnt, und von ihm sogar ungehört, würdiger und wahrer besungen, als Ludwig den XIV seine für ihre Schmeichelei reichlich besoldeten Sänger!

Die Betrachtung der Verdienste des Königs, die er sich als Schriftsteller, was nur wenige Fürsten sein dürfen, erworben, führt auf die größten, die er sich als Schutzherr und Beförderer, was alle Regenten sein sollten, um die Wissenschaften gemacht hat. Wir wollen hier nicht einzelne Facta anführen, nicht z. B. die Wiederherstellung der Berlinischen Akademie der Wissenschaften, die immer wichtig bleibt, wenn er es gleich seinem erhabenen Thronfolger überließ, ihr erst volle Deutsche Kraft und ächtes Deutsches Ansehn zu geben; nicht die ehrenvolle Zurückberufung des Philosophen Wolff nach Halle, welche mehr<371> dem gekränkten Verdienste Genugthuung, als der Wissenschaft selbst Vortheil verschaffte. Nur eine Uebersicht der großen Gruppen, daraus dies Gemälde bestehen müßte, ist uns hier vergönnt. Denn wer vermag die herrlichen Früchte alle zu zählen, die er durch seine Achtung für die Philosophie, und durch die Beschützung der ihr gebührenden Freiheit zu denken, nicht nur in seinen Staaten, fondern in ganz Deutschland, hervor gebracht hat! Wenn seit dem Jahre 1740 vorzüglich im Preußischen, und dann auch in andern Staaten, die Gesetzgebung menschlicher, weiser und zweckmäßiger geworden; wenn die Rechtswissenschaft vaterländischeres Ansehen gewonnen, und wenn sie zusammenhängender gelehrt und studirt, und fruchtbarer, kürzer, vorteilhafter für Clienten von Richtern und Anwälden angewandt wird; wenn seit 1740 vorzüglich in Preußischen Staaten die Fackel der Vernunft erhoben worden, die Nebel der Schwärmerei und des Aberglaubens zu zerstreuen, und wenn ihr wohlthätiger Schimmer die Theologie der Protestanten aufgeklärt und selbst in die Finsterniß der Katholischen Morgendämmerung gebracht hat, wenn genauere Landesbeschreibungen und Topographieen die Kenntniß der Preußischen Staaten berichtigt und überhaupt die Statistik pragmatischer behandelt worden; wenn praktische Arzeneiwisschaft und Chirurgie hauptsächlich durch Berlinische Anstalten große Fortschritte gemacht; wenn Preußische Kriegskunst und Taktik jetzt alle vorigen Methoden verdrängt hat; wenn Cameralwissenschaft und Polizeikunde jetzt so vollständig, so philosophisch bearbeitet worden; wenn man in den Vortrag gründlicher Wissenschaft mehr Ordnung und Anmuth, wenn man die schönen Künste auf richtigere und feinere Grundsätze gebracht hat, so kann in allen diesen und mehrern für die Gelehrsamkeit und Aufklärung so wohlthätigen Bewegungen niemand die Triebkraft des großen Geistes verkennen, dessen mächtiger Einfluß so viele treffliche Genien in seinen Staaten belebte, oder aus andern Ländern herbeizog, oder in freiere Wirkungskreise versetzte!

Wer nun noch erwägt, wie sehr dieser erhabene Monarch die Freiheit der Presse begünstigte, wie weit er entfernt war, seine Privatmeinungen in der Theologie und andern Theilen der Literatur irgend jemandem aufzudringen, wie äußerst selten es ihm begegnete, in Sachen,<372> die nicht in dem Kreise seiner Einsichten lagen, durch Machtsprüche zu entscheiden, wie wenig ihn Widerspruch in Druckschriften, sogar von seinen Unterthanen, und nicht bloß über gelehrte Materien, sondern selbst über Regierungsangelegenheiten, beleidigte, der muß mit einer Art des frohen Erstaunens sich selbst gestehen, daß man der Menschheit nicht mehr schmeicheln kann, als wenn man in einem Geiste von so wunderbarer und außerordentlicher Größe und Güte, nach mühsamen Suchen glücklich einige kleine Fehler findet, die die Menschlichkeit dieses großen Charakters bestätigen.

So gewaltigen und allgemeinen Eindruck das Ende Friedrich's des Großen gemacht hat, so hohe und allgemeine Erwartung erregt der Regierungsantritt seines Nachfolgers.

Den 23. August langte der Geh.-Rath von Hardenberg-Reventlow (nachheriger Fürst und Preuß. Staatskanzler), damals im Dienst des Herzogs von Braunschweig, in Berlin an, und überbrachte das Testament Friedrich's des Großen, welches er bei gedachtem Herzog im Jahr 1769 niedergelegt hatte. (S. oben beim Jan. 1769).

Den 14. September reiste die Prinzessin Amalie nach Sanssouci, ließ sich das Sterbezimmer Friedrich's zeigen, und besuchte dann seine Ruhestätte. Sie überlebte ihn nicht lange, und starb den 30. März 1787, 64 Jahr alt.

Von den übrigen Hinterbliebenen Geschwistern des Königs starben: die, verwittwete Herzogin von Braunschweig, Philippine, den 16. Februar 1801, 85 Jahr alt; der Prinz Heinrich, den 3. August 1802, 76 Jahr alt; der Prinz Ferdinand, den 2. Mai 1813, 83 Jahr alt.

Die Königin, seine Gemalin, starb den 13. Januar 1797, 82 Jahr alt. Während der Regierung des Königs war sie nie weder in Potsdam, noch in Sanssouci. Wenn daselbst Feste Statt fanden, pflegte die Prinzessin Amalie die Wirthin vorzustellen. Es findet sich auch keine Nachricht, daß sie nach des Königs Tode dort gewesen.


343-+ Mirabeau war am 19ten in Berlin angekommen. Der König ahnete, daß seine Reise einen politischen Zweck habe, und in der Audienz, welche er ihm auf sein Ansuchen bald nachher gestattete, fragte ihn der König, ob er auch nach Petersburg gehen würde, was Mirabeau nur kurz verneinte, doch gleich Tags nachher, den 26sten, dem König schriftlich von dem (angeblichen) Zweck seiner Reise umständlich unterrichtete, was er, wie er dabei sagt, nicht gleich habe thun können, weil er bei der Audienz mit dem König nicht ohne Zeugen habe sprechen können. Es ist übrigens bekannt, daß Mirabeau, als er im Mai 1786 zum zweiten Mal in Berlin erschien, von dem Französischen Finanzminister Calonne dahin geschickt worden war, um bei der als nahe erwarteten Regierungsveränderung allerlei Nachrichten einzuziehen, und eigentlich den Spion zu machen, wie dies aus Mirabeau's eigenen Briefen in seiner Histoire secrete de la Cour de Berlin klar hervorgeht. , Höchst wahrscheinlich war dies auch schon der Zweck dieser ersten Reise.

344-+ Siehe die obige Note.

345-+ Es findet sich keine Nachricht, daß dieser Gelehrte in Berlin angekommen. S. des Königs Brief vom 25. Mai.

348-+ S. (Kletschke) Letzte Stunden und Leichenbegängniß Friedrich's II etc. Potsdam, 1786. S. 4-7 und C. G. Seile: Krankheitsgeschichte des Hochseligen Königs von Preußen Friedrichs II. Berlin, 1786.

349-+ Unsere Leser werden es nicht ungern sehen, wenn wir hier eine der letzten Kabinetsordres mittheilen, welche der König in Potsdam (am 16ten ganz früh vor 6 Uhr) unterzeichnete. Sie ist an die Kurmärkische Kammer gerichtet und lautet wie folgt:
     "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, lassen der ChurMärkschen Krieges- und Domainen-Cammer hierneben eine Vorstellung zusenden von der Wittwe des hiesigen KunstDrechslers Beeskoen, woraus deren Gesuch des mehrern hervorgeht; Wann es nun mit dem Gesuch um einen Geldvorschuß nur nichts ist; so hat die Cammer nachsehen zu lassen, ob derselben sonst etwa zu besserer Betreibung ihrer Profession, irgendwo auf eine Arth, zu helfen stehet, und sie so dann den vorwaltenden Umständen gemäß weiter zu bescheiden und zu bedeuten.
     Potsdam, den 16. April 1786.
     Friedrich."

351-+ l'Evesque und Dupuis.

353-+ Die Spenersche Zeitung vom Jahr 1836, Nr. 260 giebt den 20sten an; dies scheint aber nach derselben Zeitung vom 20. Mai 1786 irrig zu sein.

358-+ S. unter dem 13. August.

362-+ S. die Kabinetsordre vom 4. August.

363-+ Kurze Nachricht vom Tode Friedrich's II. Ein Schreiben aus Potsdam (von von Massenbach), Berlin, 1786. S. 5.

363-++ Herzberg, Huit dissertations etc. pag. 280. Von den vielen, bei der ununterbrochenen Thätigkeit des Königs auch in diesen seinen letzten 16 Lebenstagen von ihm ausgefertigten Kabinetsschreiben haben wir bis jetzt nur die hier mitgetheilten erhalten können.

364-+ Der gefährliche Zustand des Königs war am Hofe der Königin, und ihr selbst so wenig bekannt (und wohl absichtlich geheim gehalten worden), daß an diesem Tage in Schönhausen Cour und Soupé Statt fand, und als der (in Berlin sich wieder aufhaltende) Graf Mirabeau, dem bei der Cour gegenwärtigen Französischen Gesandten die Nachricht davon brachte, wollte ihr Anfangs Niemand Glauben geben. (Mirabeau, Histoire secrete de la Cour de Berlin ertc. s. I. 1789. I. lettre d. 17. Aout 1786.

366-+ Einige und funfzig sind in Kupfer gestochen und mit Text in einer Sammlung von Fromey et Fils herausgegeben, welche den Titel hat: Recueil de Medailles pour servir à l'histoire de Frédéric le Grand etc. 1764 Eine Abbildung der berühmten Holländischen Medaille auf des Königs Tod befindet sich vor der Schrift: Eloge du Roi de Prusse p. l'Auteur de l'Essai générale de Tactique (Guibert).

367-+ Der berühmte Kunsthändler Herr Jacobi in Berlin besitzt davon eine Sammlung von nahe an 1200 Stück, darunter manches höchst interessante und merkwürdige Blatt, so wie viele seltene.