Juli.

A.

Juli 1777

Der König in Potsdam (Sanssouci).

9. Juli 1777

Der König an Voltaire :

- etc. - "Für das schöne politische Project, das Sie mir mitgetheilt haben, danke ich Ihnen; es ließe sich ausführen, wenn ich zwanzig Jahre alt wäre. Der Papst und die Mönche werden ohne Zweifel ein Ende nehmen, aber die Vernunft wird ihren Fall nicht bewirken. Vielmehr werden sie in dem Verhältnisse zu Grunde gehen, wie die Finanzen der großen Fürsten in Unordnung kommen. In Frankreich wird man, wenn alle Mittel, Geld zu bekommen, erschöpft sind, genöthigt sein, Abteien und Klöster zu secularisiren, dies Beispiel wird Nachahmer finden, und die Menge von Cuculatis wird auf eine sehr kleine Anzahl eingeschränkt werden. In Oestreich wird man durch eben dieses Geldbedürfniß auf den Gedanken gerathen, seine Zuflucht zu der leichten Eroberung der Staaten des heiligen Stuhls zu nehmen. Man wird dem heiligen Vater eine große Pension aussetzen. Aber wie wird es dann weiter gehen? Frankreich, Spanien, Portugal, mit einem Wort alle katholischen Mächte, werden keinen Statthalter Jesu Christi anerkennen wollen, der unter dem Kaiserlichen Hofe steht; jede wird einen Patriarchen in ihrem eigenen Lande ernennen, man wird National-Concilien zusammenberufen, und nach und nach wird sich jeder von der Einen Kirche trennen. etc. Da ich keinen Termin für die Erfüllung dieser Prophezeiung bestimme; so kann mir Niemand Verweise darüber geben, indeß ist es sehr wahrscheinlich, daß es mit der Zeit so gehen wird, wie ich es schildere. etc."

Dann spricht der König noch (in einem Gedicht) über die Abnahme seiner geistigen und physischen Kräfte etc., und sagt dann: "Alle diese Abwechselungen treffen den gewöhnlichen<165> Haufen der Menschengattung, doch nicht den göttlichen Voltaire. Er ist wie Sara, die noch in einem Alter von 160 Jahren den Arabischen Königen den Kopf verdrehte. Sein Geist verjüngt sich, anstatt zu veraltern. etc." Auch hatte der König noch ein Gedicht: "der Traum," beigelegt, welches noch nicht aufgefunden worden. In Villaume's Besitz befand sich eine Schrift unter dem Titel : Rêve.

29. Juli 1777

Der König ertheilt dem Prinzen Friedrich (nachher König Friedrich Wilhelm III) das Patent als Fähnrich.

?? Juli 1777

Der König ernennt den bisherigen Feldwebel beim ersten Bataillon Garde, Premier-Lieutenant von der Armee, Herrn Adriani 165-+ zum Oberkastellan zu Berlin.

?? Juli 1777

Der Minister von Finkenstein, die Generale von Prittwitz und von Krockow, desgleichen der Sächsische Gesandte von Sinzendorf etc. bei dem König in Potsdam.


165-+ Adriani war aus einer sehr guten Familie in Kleve, und unter König Friedrich Wilhelm I wegen seiner ansehnlichen Größe zum Militärdienst gezwungen worden. Seit 1757 war er Feldwebel der Leibcompagnie des Königs beim ersten Bataillon Garde, und hatte 20 Jahr lang bis jetzt dem König, als seinem Hauptmann, täglich des Morgens um 5 Uhr den Rapport von der Compagnie übergeben. Er hatte alle Feldzüge mitgemacht. Sein Tod erfolgte 1781.