Oktober.

A.

Oktober 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

3. Oktober 1772

Kabinetsordre an den Minister Freiherrn von Zedlitz :

"Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz. Lebte die Priesterschaft der Giebichensteinschen Amtsdörfer, wie ihre Voreltern; so äße dieselbe des Morgens Biersuppen, und setzte sich der Gefahr nicht aus, nach ihrer in Original<66> angeschlossenen Vorstellung vom 26. September wegen unverakziseten Kaffees in Strafe genommen zu werden. Ihr habt demnach Ihnen solches zu erkennen zu geben. Ich bin etc.
Friedrich."

6. Oktober 1772

Der König an d'Alembert :

"Herr Borelli ist angekommen. So viel ich von ihm urtheilen kann, scheint er geschickt und voll guten Willens zu sein. Ich habe ihm sogleich über die Geschäfte, die ihm obliegen werden, Auskunft gegeben, und da in dem Erziehungsplan, der bei der Akademie angenommen ist, die Methoden sehr von andern Schulen abweichen, so habe ich sie ihm angezeigt, und zweifle nicht, daß er die Erwartung erfüllen wird, die sein guter Ruf und vorzüglich Ihr Beifall erregen. Mein Wunsch, das kleine Institut meiner Ritter-Akademie wohl gelingen zu sehen, macht mich desto dankbarer gegen Sie, da Sie mir Mittel zu ihrer Vervollkommnung verschaffen. Je älter man wird, desto mehr bemerkt man den Nachtheil, den die vernachlässigte Erziehung der Jugend den Gesellschaften zufügt; ich wende alle meine Kräfte an, diesen Mißbrauch möglichst abzuhelfen. Ich verbessere die Bürgerschulen, die Universitäten und sogar die Dorfschulen, allein es gehören dreißig Jahre dazu, um Früchte davon zu sehen: ich werde sie nicht genießen, aber mich damit trösten, daß ich meinem Vaterlande diesen lhm noch mangelnden Vorzug verschafft habe. etc. Sie erhalten hier einen Brief für den Ritter von Chateleux; ehedem waren in Frankreich seines Gleichen in Ueberftuß; der Adel ohne Kenntnisse ist nichts als ein leerer Titel, der einen Unwissenden zur Schau stellt, und ihn der Verspottung derer, die Gefallen daran finden, preis giebt. etc."

27. Oktober 1772

Der König an Ebendenselben :

- etc. - "Der arme Thiriot 66-+ scheidet also von hin<67>nen? Seit vierzig Jahren kenne ich ihn, ob ich ihn gleich nie gesehen habe. In seiner Jugend nannte man ihn den Hausirer mit Voltaire's Werken, er sank merklich, seine Blätter wurden dürftig und enthielten weder Anziehendes, noch Belustigendes. Lassen Sie denjenigen, welchen Sie mir vorschlagen, ein Blatt von seiner Weise mir herschicken, um zu sehen, ob er für mich ist. Vor allen Dingen muß er die Pariser Histörchen nicht vergessen, wenn sie drollicht sind, denn die guten Bücher werden so selten, daß kaum eins in einem Jahre erscheint, indeß der Nation die Lustigkeit, welche sie charakterisirt, noch bleibt.

Was kann ich Ihnen von hier aus sagen, außer, daß man mir ein Endchen Anarchie (von Polen) gegeben hat, um es zu bilden? Ich habe damit so viel zu thun, daß ich Lust hätte, irgend einen encyclopädischen Gesetzgeber zu Hülfe zu nehmen, um in diesem Lande Gesetze einzuführen, die alle Bürger gleich machten, die den Dummen Verstand gäben, die den Eigennutz und den Ehrgeiz aus den Herzen aller Bürger mit der Wurzel ausrissen, und die nur einen Schatten von Beherrscher zeigten, den man auf den ersten Wink fortschaffen konnte, für den Niemand etwas von Taxen und Auflagen wüßte, sondern der sich von selbst erhielte. Dies sind die erhabenen Gedanken, womit ich mich jetzt beschäftige. So schon diese Regierungsart auch ist; so verzweifle ich doch an meiner geringen Geschicklichkeit, sie auf den Fuß zu setzen, den Ihre weisen Gesetzgeber (die übrigens nie regiert haben) vorschreiben. Nun, es wird daraus werden, was möglich ist; und man wird mir doch meinen guten Willen anrechnen, ungefähr wie einem<68> Schüler, der in Abwesenheit seiner Lehrer Unterricht geben will, aber ihn verkehrt giebt, weil er selbst ihn noch nicht genug verstanden hat. etc."

B.

14. Oktober 1772

Es erscheint das Patent wegen Errichtung der Seehandlungs-Gesellschaft.

?? Oktober 1772

Der General von Ramin, welcher in diesem Monat 12 Tage bei dem König gewesen war, erhielt von demselben ein Geschenk von 7000 Thlr.

Unter Andern waren auch bei dem König der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Hessen-Kasselsche Gesandte von Oynhausen, und der Minister von Finkenstein mehrere Male.


66-+ Der König hatte sich seiner lange Zeit und schon als Kronprinz, gegen eine jährliche Pension, als litterarischen Correspondenten in Paris bedient.