"<391> die Gerechtsame und Vorzüge der Tugend mit Stärke und Klarheit vertheidigen. Indem ich die Eigenliebe zum Grundsatz, in der Moral annahm, bin ich nicht gesonnen gewesen, die andern Principien davon auszuschließen. Ich weiß nur zu gut, daß man zu ihrer Aufrechthaltung nicht Stützen, und zur Antreibung der Menschen, sie auszuüben, nicht Beweggründe genug haben kann; daß ein Grundsatz der bei Einigen Wirkung thut, bei Andern gar nichts ausrichtet. Mithin billige ich Ihre Methode und Principien, die Sie hinzufügen, um wenigstens diesem letztern den Grad der Stärke zu geben, den Sie ihm wünschen. Wenn aber, wie Sie sagen, den Gesetzen eine größere Autorität nöthig ist, um die Menschen den willkürlichen Einschränkungen zu entziehen, welche der Verstand zu ersinnen sich bestrebt, weshalb erklären und beschränken denn diejenigen, welche diese Autorität in der Religion finden, die sie glauben und bekennen, nach ihrer Grille und dem mehr oder weniger anscheinenden Nutzen, die Verbindlichkeiten, welche die Religion ihnen auflegt? Nehmen Sie Ihren Seelsorger zum Beispiel. Er ist ein Christ, entweder Calvinist oder Lutheraner, und er erschafft sich unter gewissen Umständen eine Moral, die derjenigen ganz entgegengesetzt ist, die er als göttliche betrachtet. Es würde von Nutzen sein, diese Schwierigkeit völlig wegzuräumen, und die beste Art aufzusuchen, die Menschen so zu bilden, daß die Selbstliebe, unterstützt, betrachtet, öffentlich durch den Druck bekannt gemacht worden. In derselben wird den Moralisten und Predigern anempfohlen, die Beweggründe zur Tugend aus dem Nutzen herzuleiten, den ein jeder von der Ausübung der Tugend unmittelbar selbst erwarten kann. Ich habe diese Aufforderung, welche vorzüglich das allgemeine Wohl betrifft, zu befolgen gesucht, und wenn ich es wage, mich damit an Ew. Königl. Maj. Selbst zu wenden, so geschieht es, weil ich kein sichereres Mittel weiß, die Aufmerksamkeit des Publikums darauf zu lenken, als Allerhöchst Dero ruhmvollen Namen an die Spitze dieser Schrift zu stellen.
Ew. Königl. Maj. werden diese Kühnheit mit dem Eifer eines Dero getreuesten Unterthan zu Gnaden halten, womit derselbe in seinem Beruf allen landesväterlichen Wünschen Ew. Königl. Maij entgegen zu eilen sucht. Ich ersterbe etc."