<251> die Seele eines großen Philosophen, in die Seele unsers neuen Anaxagoras, hätte Heiterkeit zu bringen vermocht, ich finde es aber wahrscheinlicher, daß sich dieser große Philosoph aus eigener Kraft bestimmt hat, jenen anständigen Frohsinn wieder anzunehmen, der dem Nationalcharakter der Franzosen eigen ist. Ich meiner Seits grenze schon an den Zustand der Apathie, wohin das Alter die betagten Schwätzer führt; ich sehe, ohne mich zu beunruhigen, wegsterben und geboren werden, an wen die Reihe kommt, daß er in die Welt tritt, oder hinausgeht.

Indeß habe ich dennoch den Tod der Kaiserin Königin (Maria Theresia) bedauert; sie hat dem Thron und ihrem Geschlechte Ehre gemacht; ich habe mit ihr Krieg geführt, aber nie war ich ihr Feind. Was den Kaiser, den Sohn dieser großen Frau, betrifft, so kenne ich ihn persönlich; er schien mir viel zu aufgeklärt, als daß er übereilte Schritte unternehmen sollte; ich schätze ihn hoch und fürchte ihn nicht. etc.

Um Ihnen einen Beweis meiner Ruhe zu geben, schicke ich Ihnen hier eine kleine Broschüre +, welche darauf abzielt, die Mängel der Deutschen Litteratur zu bemerken, und die Mittel zu ihrer Vervollkommnung anzuzeigen. Der Oberst Grimm, der ein Deutscher ist, wird Ihnen Auskunft über diese Sprache geben, die Sie nicht gelernt haben, und die zu lernen bis jetzt nicht der Mühe verlohnte, denn eine Sprache verdient nur in Rücksicht der guten Schriftsteller, welche ihr Glanz verschaffen, studirt zu werden, und hieran fehlt es uns gänzlich. Vielleicht aber werden sie erscheinen, wenn ich in den eliseischen Feldern lustwandle, wo ich dem Mantuanischen Schwan ++ die Idyllen eines Deutschen, Na mens Geßner, und Gellert's Fabeln überreichen will.


+ Sur la Litterature allemende etc.

++ Virgil.