Januar 1763.

A.

Januar 1763

Der König in Leipzig.

22. Januar 1763

Der König an die Gräfin Camas :

"Ein und fünfzig Jahr, mein liebes Mütterchen, sind keine Kleinigkeit. Es ist ja fast der ganze Umfang des Spinnrockens des Fräuleins Clotho, die unsere Schicksale spinnt. Ich danke Ihnen für den Antheil, den Sie daran nehmen, daß ich bis dahin gelangt bin. Sie interessiren Sich für einen alten Freund, für einen Diener, dessen Gefühle weder das Alter, noch die Entfernung jemals umzuwandeln vermag, und der in diesem Augenblick mit einer Art von Zuversicht hofft, Sie noch einmal wieder zu sehen und Sie zu umarmen, wohl verstanden, wenn Sie die Gewogenheit haben, mir so was zu erlauben.

Ja, mein liebes Mütterchen, ich glaube, Sie werden in Berlin sein, bevor noch Flora die Erde mit ihren Gaben wird geschmückt haben, damit ich mich poetisch ausdrücke, und wenn ich mich ja recht innig freue, Jemand in dieser Hauptstadt wieder zu sehen, so sind Sie es, wahr und wahrhaftig; allein plaudern Sie das nicht aus. Dies ist keine poetische Redensart, sondern muß ganz buchstäblich genommen werden. Der Himmel wache über Ihre Tage und überhäufe Sie mit so viel Segnungen, als Ihre Tugenden deren verdienen. Wenn ich Sie nur gesund, heiter und zufrieden sehe, und daß Sie mir Ihre Freundschaft bewahren! Ich verdiene sie bloß, mein liebes Mütterchen, in Hinsicht meiner unwandelbaren Anhänglichkeit an Sie, und diese will ich bewahren bis zu dem Augenblick, wo die feindselige Parze meinen Lebensfaden zerschneiden wird."

18. Januar 1763

Werden 26 Kanonen und mehrere Munitionswagen, welche der Gen.-Maj. von Kleist im Reiche erobert hatte, nach Berlin und ins Zeughaus gebracht.

<202>

19. Januar 1763

Der Kaiser Franz läßt dem Reichstag zu Regensburg die Erklärung abgeben, daß er alle Mitstände im Deutschen Reiche von der Verbindlichkeit der Hülfsleistung loszähle, und Oestreich den Krieg allein führen wolle.

25. Januar 1763

Circular wegen verbotenen Drucks und Verlags derer Bücher, welche in die Publica einschlagen. Es wird darin, wie schon früher unter dem 7. Juni 1746 geschehen, wiederholt befohlen, daß dergleichen Schriften, bei 100 Species-Ducaten Strafe, nicht ohne des Königs oder des Departements der auswärtigen Angelegenheiten Erlaubniß in den Königlichen Landen weder gedruckt, noch verkauft werden sollen. Unter den Büchern, welche besonders während des letzten Krieges durch die schnöde Gewinnsucht der Buchhändler, diesem Befehl zuwider, gedruckt und verkauft worden sind, werden besonders namhaft gemacht: "Ein erdichtetes Supplement aux oeuvres et poësies diverses du Philosophe de Sanssouci, ingleichen: Geheimnisse zur Erläuterung der Geschichte unsrer Zeit 202-+."

Februar.

A.

Februar 1763

Der König in Leipzig.

11. Februar 1763

Der König reitet aus, um die Umgebungen der Stadt in Augenschein zu nehmen.

<203>

12. Februar 1763

Der König an den Minister von Dankelmann. "Mein lieber Geheimer Etats-Minister v. Dankelmann. Nachdem ich Euch vorhin bereits Meine Intention wegen einiger guter Schulhalter aus dem Sächsischen, welche Ich hier engagiren lassen und in Meinen dortigen Provinzen zur Verbesserung der dasigen Landschulen etabliren will, bekannt gemacht habe, so diene Euch darauf zu Eurer weitern Direktion, daß Euch von dergleichen Schulhaltern ein gewisser Hofrath Pape zu Halle viere, und ein gewisser Kammerrath Garben alhier vier dergleichen zusenden und adressiren werden.

Diese Leute haben sich dergestalt engagiren lassen, daß sie alles dasjenige, so sie hier an Gehalt und Emolumenten jährlich gehabt, bei ihrem dortigen Etablissement wieder bekommen, und nichts deshalb verlieren sollen, dahero denn, weil die dortigen Landschulmeister gemeiniglich schlecht im Gehalt und dergleichen stehen, Ich entschlossen bin, ihnen dasjenige, so bei ihrem dortigen Etablissement an ihren hiesigen Gehalten und Emolumenten fehlen wird, Selbst baar zuzuschießen, sobald Ihr Mir nur angezeigt haben werdet, wieviel solcher Zuschub deshalb in allem jährlich beträgt.

Weil auch Mein Wille ist, daß vier von diesen Sächsischen Schulhaltern in Meinen Aemtern der Churmark, die andern viere aber in Meinen Hinter-Pommerschen Aemtern gut etablirt und angesetzt, und dabei gegen allen Neid und Verfolgung protegirt, vielmehr denen andern dortigen Schulmeistern wegen besserer Erziehung der Jugend zum Exempel dienen, und denenselben Anweisung geben sollen, auf daß dadurch dort eine bessere Erziehung und Information der Jugend weiter ausgebreitet werde, so sollet Ihr Euch wegen deren Etablissements mit dem dortigen Kammer-Direktor Groschopp, und wegen der Ansetzung derjenigen, so in die Pommerschen Aemter kommen, mit dem Geheimen Finanz-Rath von Brenkenhof weiter besprechen und concertiren, auf daß alles<204> Meiner Intention gemäß wegen derselben reguliret werde. Ich bin Euer wohl affectionirter König

Leipzig, den 12. Febr. 1763. Friedrich."

16. Februar 1763

Der König in Dahlen, unweit Hubertsburg, wo die Friedensunterhandlungen Statt fanden. Auf seiner Reise von Leipzig dahin besuchte er auch seinen Friedensbevollmächtigten Herzberg in Hubertsburg und sagte zu ihm: "Vous avez fait la paix, comme j'ai fait la guerre, un contre plusiers."

17. Februar 1763

Der König empfängt in Dahlen die Glückwünsche der Hubertsburger Friedensgesandten.

18. Februar 1763

Der Marquis d'Argens kehrt von Leipzig nach Berlin zurück.

?? Februar 1763

Der König geht nach einigen Tagen nach Meissen und kehrt nach Dahlen zurück. (S. den folgenden Brief).

25. Februar 1763

Der König an den Marquis d'Argens:

"Ihr Brief, mein lieber Marquis, benimmt mir vollends alle Besorgnisse, die ich wegen Ihrer Gesundheit hatte. Den Tag vor meiner Abreise waren Sie krank, man versichert mich aber, daß Sie Sich den Tag nachher auf den Weg gemacht hätten. Das große Heilmittel, die Luft, und die Erschütterung des Wagens haben Sie gesund gemacht. Dadurch wird Boerhave's Behauptung, daß eine gänzliche Ruhe der Gesundheit nicht zuträglich sei, hinlänglich erwiesen. Wozu die Natur uns in die Welt gesetzt hat, weiß ich nicht. Nach unserer Gesundheit zu urtheilen, sollte es fast scheinen, wir wären eher zu Postillonen, als zu Philosophen bestimmt.

Seit unserer Trennung bin ich in Meissen gewesen. Nach Briefen aus Wien haben die Präliminarien dort eine allgemeine Freude erregt, und die Kaiserin hat den Ueberbringer beinahe umarmt. Die Ratifikationen werden morgen oder spätestens übermorgen ankommen. Wenn mich mein bischen Rechnung nicht trügt, glaube ich Sachsen nicht vor dem 12. März zu verlassen. Ich brauche vierzehn Tage, um meine Schlesischen Geschäfte zu endigen, und nach einem ungefähren Ueber<205>schlage werde ich vor dem 29sten künftigen Monats nicht in Berlin sein können.

Das Gute bei dem Allen ist nicht meine Gegenwart, lieber Marquis, sondern der Friede. Ueber den können die guten Bürger und das Publikum sich mit Recht freuen. Aber ich armer alter Mann kehre nach einer Stadt zurück, wo ich nur noch die Mauern kenne, wo ich keinen von meinen Bekannten antreffe, wo mich ungeheure Arbeit erwartet, und wo ich in Kurzem meine alten Knochen in einer Freistätte lassen werde, die weder Krieg, noch Unglücksfälle, noch boshafte Menschen beunruhigen können.

Ich bin hier auf einem Landhause, wo ich mein Leben in der Einsamkeit zubringe. Nur der liebe Marquis fehlt mir, allein ich hoffe, ihn in Berlin wieder zu sehen. Fahren Sie zuweilen aus, mein Lieber, bringen Sie Ihrer Gesundheit dies Opfer. Ihre Pferde erwarten Sie in Potsdam, sie sind bereits da, und ich Unwürdiger bitte Sie, mich nicht zu vergessen. Leben Sie wohl. Mein Compliment an Babet."

B.

3. Februar 1763

Circular, daß die Prediger bei willkürlicher Strafe sich enthalten sollen, Predigten in Versen zu halten 205-+.

5. Februar 1763

Die Friedens-Präliminarien werden zu Hubertsburg unterzeichnet.

<206>

8. Februar 1763

Wird die Zahlenlotterie eingeführt.

10. Februar 1763

Definitiv-Frieden zwischen England, Frankreich und Spanien, geschlossen zu Paris.

15. Februar 1763

Friedensschluß, zu Hubertsburg geschlossen zwischen Preußen, Oestreich und Sachsen, auch werden darin mit eingeschlossen : Rußland, Frankreich, England, Schweden, und alle Fürsten und Stände des Römischen Reichs. Preußen behält alle seine Länder, die es vor dem Kriege besaß. (Herzberg's Recueil etc. I. 299).

17. Februar 1763

Kehrt die Königin, und den 19ten die Prinzessin von Preußen von Magdeburg nach Berlin zurück. Beide wurden von der Bürgerschaft feierlich empfangen.

25. Februar 1763

Rückte das aus dem Felde zurückkehrende Regiment von Forcade wieder in Berlin ein.

26. Februar 1763

Stirbt der Markgraf Friedrich von Baireuth, Schwager des Königs.

März.

A.

März 1763

Der König in Dahlen.

1. März 1763

Der König an d'Argens :

"Endlich ist im ganzen Ernst Friede, lieber Marquis. Diesmal werden Sie mit Recht Postillone und den ganzen Zug bekommen, der sie begleitet. Da wäre denn Gott sei Dank das Ende meiner militärischen Thaten!

Sie fragen, was ich hier thue? Täglich hält Cicero Reden vor mir; die gegen Verres habe ich schon lange geendigt, und jetzt bin ich bei seiner Rede über den Murena. Außerdem habe ich den Batteux ganz ausgelesen. Sie sehen also, daß ich nicht träge bin. Sie selbst, mein Lieber — Sie müssen nicht ungeduldig werden, der Strom ist schon schiffbar, und Sie werden Zeit genug haben, Ihre Sachen nach Potsdam zu schaffen, ehe ich dort ankomme. Bis zum 13ten werde ich hier oder in Torgau bleiben. Meine Reise<207> nach Schlesien wird 15 oder 17 Tage erfodern; und so kann ich erst den 31sten dieses Monats oder den 2. April in Berlin sein. Den ersten des künftigen Monats will ich nicht zu Ihnen kommen; die Spaßvogel könnten sich über mich lustig machen, und mich in den April schicken.

Der Friede macht also den Berlinern Freude? — Hier bei den Sachsen ist es ganz anders. Kaum verlassen wir die Städte, kaum räumen wir das Land, so erscheint sogleich die Sächsische Execution. Bezahlt, bezahlt, heißt es, der König von Polen braucht Geld. Das Volk fühlt das Unmenschliche in diesem Verfahren, es ist im Elende, und man beschleunigt sein Verderben, anstatt ihm Erleichterung zu verschaffen. Hier, mein Lieber, haben Sie ein Gemälde von Sachsen, das nach der Natur gezeichnet ist. Alle diese Executionen sehe ich für mein Theil als ein gleichgültiger Zuschauer an, aber als Weltbürger kann ich sie nicht billigen.

Ich arbeite hier im Stillen an der innern Einrichtung der Provinzen. Die Hauptverfügungen wegen der Armee sind bereits getroffen. Die Franzosen haben den Frieden 5 Tage früher unterzeichnet, als wir. etc. — etc.

Ich strebe nach Beruhigung meines Geistes und nach einer kleinen Entledigung von Geschäften, um mir frohe Tage zu machen, indeß meine Leidenschaften still sind, über mich selbst nachzudenken, in dem Innern meiner Seele verschlossen zu sein, und mich von allem Prunk zu entfernen, der mir, aufrichtig gesprochen, von Tag zu Tage unerträglicher wird. etc. — Gute Nacht, lieber Marquis, es ist spät. Morgen muß ich noch viele Geschäfte besorgen. etc."

3. März 1763

Der König an den General von Seydlitz :

"Mein lieber General-Lieutenant von Seydlitz. Nach völlig berichtigtem Frieden mit dem Wienerischen Hofe, und da nunmehr dazu geschritten wird, durch deshalb von beiden Theilen zu benennende Commissarien zu Dresden ein Concert über die Art und Orte der Auslieferung beiderseitiger Kriegsgefan<208>genen zu nehmen, hat der Oestreichische dazu benannte Commissaire der General-Lieutenant von Haddik bei Mir Ansuchung gethan, daß ihm seine Bagage, davon er den Werth auf 14000 Fl. rechnet, so ihm 1739 zu Tövlitz durch den jetzigen General-Major von Kleist enleviret worden, wieder restituiret werden möchte. Es will dabei verlauten, daß das erwähnte, dafür gelösete Geld annoch existiren solle. Da Mir davon nichts bekannt ist; so habt Ihr Mir dasjenige, so Euch davon bewust, und wo die Sachen geblieben zu berichten, auch zu melden, ob, und was Euch von dem deshalb vorhandenen Gelde und wo sich solches befindet bekannt sei, auf daß Ich Mich darüber weiter erklären könne. Ich bin etc."

6. März 1763

Der König an die Gräfin Camas :

"Ich werde Sie also wiedersehen, mein liebes Mütterchen, und ich hoffe, es soll zu Ende dieses Monats oder zu Anfange Aprils sein, und schmeichle mir, Sie eben so wohl und munter wieder zu finden, als ich Sie verlassen habe. Mich werden Sie freilich gealtert und fast schwachköpfig finden, grauschimmlig wie meine Maulesel, tagtäglich einen Zahn einbüßend, und von der Gicht zum halben Krüppel gemacht. Allein Ihre Nachsicht wird die Gebrechlichkeiten des Alters ertragen, und wir wollen über die gute alte Zeit plaudern.

Da ist also nun unser guter Markgraf von Baireuth ebenfalls todt, das schmerzt mich ungemein. Wir verlieren Freunde, und die Feinde scheinen sich eines ewigen Lebens erfreuen zu wollen. Ach, mein Gutmütterchen, wie ist mir bange vor Berlin und vor der Leere, welche ich antreffen werde! Allein ich will bloß an Sie denken, und über alles Uebrige mich zu täuschen suchen. Sein Sie davon überzeugt, wie innigst ich mich freue, Sie mündlich von der wahren Hochachtung und Freundschaft zu versichern, welche ich bis ins Grab Ihnen bewahren werde."

10. März 1763

Der König an d'Argens :

"Während, Sie Helden sehen, mein lieber Marquis, und<209> eine Menge von Volk um sich herum jauchzen hören, führe ich hier ein philosophisches Leben, das mir sehr wohl bekommt. Ich habe nun die Plage, meine Truppen abzuführen, womit es schwerer hält, als mit der Abführung Ihrer Reichthümer. Allein da gegenwärtig Alles im Zuge ist, so bin ich doch etwas ruhiger als zu Leipzig.

Ich bitte Sie, kommen Sie mir doch nicht zu Pferde entgegen; es kann Ihnen im Gedränge ein Unglück zustoßen, was mir unendlich nahe gehen würde. Ich bin doch überzeugt, daß Ihnen meine Rückkunft Vergnügen machen wird, wozu das Uebrige? wovon Sie nur Ungelegenheiten oder sonst was Uebles haben könnten. Ueberdies kann ich nicht eher als zwischen 7 und 8 Uhr Abends eintreffen, was wollen Sie so lange in freier Luft machen? Sie würden Sich nur Schnupfen, Husten und mehr dergleichen holen. Nein, mein lieber Marquis, erwarten Sie mich in meinem Zimmer, da werde ich Sie sehen und sprechen können, was für uns beide ein vernünftigeres und schicklicheres Vergnügen sein wird, als jene halsbrechende Reiterei, die mich Ihretwegen nur ängstigen würde.

Es ist freilich wider meinen Willen, daß ich so viel Truppen verabschiede, allein die Lage, in die ich durch den Frieden gerathe, erlaubt mir nicht, über 138000 Mann zu halten, und ich würde bloß an denen, die im Felde gewesen, 188000 haben. Das gesamte Militär, die Besatzungen mitgerechnet, belief sich dies Jahr auf 219000 Mann. Sie kommen aber doch alle ins Land, und nur einige Ueberläufer gehen verloren. Ich verabschiede die Eingebornen und behalte alle Ausländer. Man spricht auch zu Wien von Reformen; etwas davon weiß man schon, das Uebrige wird sich in Kurzem zeigen. Doch glaube ich nicht, daß man auch der Cousine 209-+<210> so geschwind den Abschied geben wird. Sollten im Staatssystem Umkehrungen vorgehen, so wird es doch nicht eher als nach einem Jahre geschehen. Ich für mein Theil werde mich nicht übereilen, denn wenn es irgend möglich ist, wünschte ich meine alten Knochen friedlich ins Grab zu legen, und meiner Seele die Ruhe wieder zu geben, die ich in diesem Kriege bei so vielen heftigen innern Bewegungen fast beständig entbehren müssen.

Catt ist mit einem Fieber hierher gekommen, ich habe ihn in der Kur und schmeichle mir, ihn gesund wieder nach Berlin zurückzusenden. Den 16ten werde ich die Kurprinzessin in Moritzburg besuchen, den 18ten in Schweidnitz sein und weiterhin meinen Weg so nehmen, daß ich den 2. April Abends zwischen 7 und 8 das Vergnügen haben kann, Sie auf dem Berliner Schlosse wieder zu sehen. Da haben Sie, mein lieber Marquis, die Reiseroute Ihres gehorsamen Dieners. Ich habe heute Ader gelassen, weil ich sehr mit meinen Krämpfen geplagt war. Doch was thut das! Bleiben Sie nur gesund und vergessen nicht einen Philosophen, der verdammt ist, ein so herumstreifendes Leben wie der ewige Jude zu führen. Leben Sie wohl."

16. März 1763

Der König in Moritzburg, wo er dem Kurprinzen Christian und dessen Gemalin einen Besuch abstattet.

Von Moritzburg geht der König über Bautzen nach Schlesien.

18. März 1763 bis 20. März 1763

Der König in Schweidnitz.

20. März 1763

Der König an das Geistliche Departement in Schlesien. "Da S. K. Maj. in Preußen etc. nach dem glücklich hergestellten Frieden die Aufrechthaltung der Schulen im Lande und die gute Ordnung bei solchen, Sich mit zum Hauptaugenmerk in Gnaden zu nehmen geruht, als hat das Departement der Evangelischen Sachen in Schlesien zu Erhaltung dieses Zwecks die Verordnung zu machen, daß Superintendenten in den ihnen untergebenen Distrikten dieserhalb die erfoderliche<211> Untersuchung anstellen, und von sechs zu sechs Monaten, oberwähnten Departement zu Erhaltung der guten Anstalten bei den Schulen, oder zu benöthigter Remedur ihre Berichte erstatten müssen. Auch hat das Departement dafür zu sorgen, daß die in Betracht der Katholischen Schulen dem Weih-Bischöfe zu Breßlau gestellte Ordre gehörig exekutirt werde. Schweidnitz, den 20. März 1763. Friedrich."

24. März 1763

Der König kommt in Breslau an und wird daselbst feierlich empfangen.

Von Breslau geht der König über Grüneberg nach Frankfurt a. d. O.

30. März 1763

Ankunft in Frankfurt. Der König besieht das Schlachtfeld bei Kunersdorf und setzt dann seine Reise nach Berlin fort. In Taßdorf empfing ihn der Geheime Nath von Nüßler als Landrath des Niederbarnimschcn Kreises, mit welchem er eine lange Unterredung über die Kriegsschäden hat, welche der Kreis erlitten, und wie den heruntergekommenen Einfassen desselben geholfen werden könne. Büsching's Beiträge zu den Lebensgeschichten denkwürdiger Personen I. 401).

30. März 1763

Der König kommt Abends zwischen 8 und 9 Uhr in Berlin an 211-+.

Sobald er auf dem Schlosse angelangt war, begab er sich zur<212> Königin, seiner Gemalin, wo er auf das Zärtlichste empfangen ward, und bei welcher er das Soupée einnahm.

31. März 1763

Der König macht seiner Familie verschiedene Geschenke. Die Königin erhielt 15000 Thaler, die Prinzessin Amalie 4000 Thlr. und eine kostbare Tabatiere etc.

An demselben Tage Vormittags empfing der König die Abgeordneten der Kaufmannschaft, der Französischen Kolonie, der Schlitzengilde, um von ihnen die Glückwünschungsgedichte, welche des Abends vorher, weil es schon zu spät gewesen, nicht hatten überreicht werden können, anzunehmen. Gleiche Ehre genossen die Abgeordneten des Schlachtergewerks. Auch ertheilte der König den Prinzen vom Geblüt, den in- und ausländischen Ministern und dem hiesigen hohen Adel Audienz, um von ihnen die Glückwünschungs-Complimente anzunehmen. Gegen Mittag war bei dem Könige große Cour, und Nachmittags stattete der König den Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses einen Besuch ab.

B.

1. März 1763

Die Friedens-Tractate werden ratisicirt ausgewechselt.

1. März 1763

Kabinetsordre des Königs an das Berlinische Staatsministerium und alle Collegien, daß und wie der mit Oestreich und Sachsen geschlossene Friede mit den üblichen Solennitäten und durch einen auf herkömmliche Art gekleideten Herold, nach dem beigefügten Proclamations-Formular, auf den vornehmsten Plätzen der Residenz ausgerufen werden soll.

3. März 1763

Die Preußen räumen Leipzig.

5. März 1763

Feierliche Proklamation des Friedens in Berlin.

11. März 1763 bis 12. März 1763

Die Franzosen übergeben Wesel, Geldern, Cleve etc. den Preußen.

18. März 1763

Die Oestreicher räumen Glatz.

20. März 1763

Kabinetsordres des Königs an das geistliche Departement in Schlesien und an den Weih-Bischof zu Breslau, betreffend die Verbesserung der evangelischen und katholischen Schulen.

<213>

27. März 1763

Das Zietensche Husaren-Regiment, geführt von seinem Chef, rückt in Berlin ein.

29. März 1763

Der Herzog Ferdinand von Braunschweig und der Markgraf von Schwedt treffen in Berlin ein.

31. März 1763

Der General-Lieutenant von Bülow, desgleichen der General-Major von Wunsch, aus Oestreichischer Kriegsgefangenschaft, treffen aus Inspruk in Berlin ein.

April.

A.

1. April 1763

Der König in Berlin. Auf seinen Befehl erscheinen die sämtlichen Landräthe der Kurmark vor ihm und müssen ihm Bericht erstatten über die Beschädigungen etc., welche die Insassen durch den Krieg erlitten haben, und was zu deren Unterstützung etc. erfoderlich ist. (Büsching's Beiträge etc. siehe oben).

2. April 1763

Der König an Darget :

"Ich danke Ihnen für Ihre Theilnahme an dem endlich einmal geschlossenen Frieden. In Ihren Wünschen bei dieser Gelegenheit finde ich die Sprache des Herzens, und Sie können überzeugt sein, daß ich davon gerührt bin."

4. April 1763

Der König nimmt die große Illumination in Augenschein.

5. April 1763

Der König ernennt den Geh.Legations-Rath von Herzberg zum Wirklichen Geh. Staats-, Kriegs- und Cabinetsminister.

12. April 1763

Der König besucht das Cadettenhaus.

14. April 1763

Der König an Algarotti in Pisa :

"Ich danke Ihnen für den Antheil, welchen Sie an dem von uns so eben geschlossenen Frieden nehmen etc. — Die Begebenheiten dieses Krieges verdienen kaum auf die Nachwelt zu kommen. Ich halte mich für keinen so guten General, daß man meine Geschichte schreibe, noch für einen so guten Geschichtschreiber, um Werke herauszugeben. Nur zu sehr habe ich es bedauert, einige Sachen, die ich nur für mich gearbeitet, durch die Schlechtigkeit und Treulosigkeit eines<214> Elenden, der sie noch dazu verstümmelt hat, öffentlich erscheinen zu sehen. Doch, Sie sind davon schon hinreichend unterrichtet."

16. April 1763

Besieht der König verschiedene Gegenden der Stadt und das neu erbaute (Prinz Heinrichsche) Palais auf der Neustadt (das jetzige Universitäts-Gebäude).

20. April 1763

Desgleichen.

21. April 1763

Geht der König nach Potsdam.

B.

4. April 1763

Der General-Lieutenant von Fink kommt aus Oestreichischer Kriegsgefangenschaft von Inspruk in Berlin an.

21. April 1763

Edict, wonach von Trinitatis (1763) an alle Zahlungen in neuem Brandenburgischem Gelde geschehen sollen 214-+.

<215>

21. April 1763

Edict, daß den Ponnnerschen und Neumärkischen Vasallen, den Insassen etc. eine fünfjährige Nachsicht verstattet werden soll.

25. April 1763

Der Herzog Ferdinand von Braunschweig nach Potsdam zum König.

28. April 1763

Um diese Zeit traf auch der am 7. April aus Oestreichischer Kriegsgefangenschaft entlassene General Fouque beim König in Potsdam ein, desgleichen der General v. Wylich. Feierliche Beisetzung des verstorbenen Markgrafen Karl in dem Dom zu Berlin.

Mai.

A.

Mai 1763

Der König in Potsdam.

12. Mai 1763

In Sanssouci, bezeichnet die Stelle und laßt den Raum zum Bau des Neuen Palais abstecken.

12. Mai 1763

Die Prinzessin Amalie in Potsdam, von wo sie nach Aachen ins Bad reist.

12. Mai 1763

Kabinetsordre des Königs an das geistliche Departement, die jährliche Anfertigung und Einsendung der Listen von den Gebornen und Gestorbenen betreffend.

18. Mai 1763

Der König kommt in Begleitung des Prinzen von Preußen über Charlottenburg in Berlin an.

19. Mai 1763

Kabinetsordre des Königs an den General von Zieten, daß die General-Lieutenants von Wedel, von Czetteritz, von Wylich und von Forcade dem Kriegsrechte, welches über die Generale von Fink, von Gersdorf und von Rebentisch gehalten werden soll, beiwohnen sollen.

19. Mai 1763

Große Cour beim König.

20. Mai 1763

Abreise des Königs nach Pommern mit dem Prinzen von Preußen. Ankunft in Schwedt.

<216>

21. Mai 1763

Der König in Stargard und Greiffenberg.

22. Mai 1763

In Treptow an der Rega.

22. Mai 1763

In Colberg. Da es das erste Mal war, daß der König diese Stadt besuchte, so wurde er von der Bürgerschaft feierlich empfangen. Er nahm sein Quartier im Borkschen Hause. Bald nach seiner Ankunft besah er die Verschanzungen und den 23sten noch besonders die grüne Schanze. An demselben Tage dictirte der König selbst dem Geh. Finanzrath von Brenkenhof in die Schreibtafel 26 Punkte, die Verbesserung der bäuerlichen Verhältnisse betreffend, in welchen es unter andern wörtlich heißt: "Es sollen absolut und ohne das geringste Raisonniren alle Leibeigenschaften, sowohl in den Königlichen, Adligen, als Stadteigenthumsdörfern, von Stund an gänzlich abgeschafft werden, und alle diejenigen, so sich dagegen opponiren würden, so viel möglich mit Güte, in deren Entstehung aber mit force dahin gebracht werden, daß diese von Sr. Königl. Maj. so festgesetzte Idee zum Nutzen der ganzen Provinz ins Werk gerichtet werde."

24. Mai 1763

Rückreise des Königs über Greiffenberg, Stargard und Schwedt.

26. Mai 1763

Ankunft des Königs in Berlin.

27. Mai 1763

Der König begiebt sich zu Pferde in Begleitung des Obersten von Anhalt nach Potsdam.

27. Mai 1763

Lord Marschall zum König nach Potsdam.

28. Mai 1763

Die Generale von Bork, von Czetteritz und von Wunsch zum Könige nach Potsdam.

30. Mai 1763

Scharfe Cabinetsordre des Königs an den General von Mosel wegen des Prügelns der Bürger durch Officiere.

B.

17. Mai 1763

Ward in Zieten's Hause das Kriegsrecht über den General Fink gehalten.

18. Mai 1763

Edict, Wie vom 1. Juni an alle Zahlungen in Cassen und gemeinen Handel geschehen sollen. (Eine weitere Ausführung etc. des Edicts vom 21. April. Siehe oben S. 214).

<217>

Der Abt Bastiani, welcher sich einige Zeit in Berlin und Potsdam aufgehalten hatte, reist um diese Zeit nach Breslau zurück (vor dem 17ten).

Die Domcapitularen zu Magdeburg erhalten einen besondem Orden.

In diesem Monat ward der Bau des Dienen Palais in Sanssouci angefangen.

Juni.

A.

Juni 1763

Der König in Potsdam.

2. Juni 1763

Arbeise des Königs nach Westphalen mit dem Prinzen von Preußen. Ankunft in Magdeburg.

3. Juni 1763

In Halberstadt, Hornburg.

4. Juni 1763

In Amt Saldern, Minden.

5. Juni 1763

Der König besieht das Schlachtfeld bei Minden, dann über Herfort und Bielefeld nach Lipstadt, wo er feierlich empfangen wird, von da nach Ham, hier nimmt er sein Quartier im Hause des Kriegsraths Nattermüller.

6. Juni 1763

Von Ham nach Wesel. Ankunft und feierlicher Empfang daselbst. Nach der Mittagstafel ließ der König den Kammerdirector Meyen rufen, der ihm die Etats vorlegen mußte, mit denen er nicht zufrieden war, und ihm befahl, sie umzuarbeiten. Nach ihm hatte der König eine lange Unterredung mit dem damaligen Kriegsrath Roden über die Ermittelung der Kriegsschäden in den verschiedenen Städten Westphalens und über die Unterstützung der Hülfsbedürftigen etc., worüber Roden einen ausführlichen Bericht anfertigen solle.

10. Juni 1763

Von Wesel nach Crefeld, wo er feierlich empfangen wird, und seine Wohnung bei dem Commerzienrath von der Leyen nimmt. Gleich nach der Ankunft setzte sich der König zu Pferde und besah mit seinem Gefolge das Schlachtfeld bei Crefeld. Nachher nahm er die Gärten des Commerzienraths, seine Seidenfabrik und sein Waarenlager in Augenschein, und<218> kaufte verschiedene Seidenwaaren. Mittags speiste der König bei dem Commerzienrath.

11. Juni 1763

Ueber Kempen, Geldern 218-+, Xanten geht der König nach Cleve, wo er am 11ten, Abends 1/2 8 Uhr, eintrifft und feierlich empfangen wird. Bei ihm befanden sich der Prinz von Preußen, der Herzog Ferdinand von Braunschweig, der General-Lieutenant von Wylich, der General-Major von Bork und der Oberst-L. und General-Adjutant Heinrich Wilhelm von Anhalt. Der König fuhr durch die Stadt zum Haag'schen Thor hinaus nach dem Landsitz des Obersten Barons von Span '), Bellevue genannt, wo er sein Quartier nahm, während der Herzog Ferdinand auf dem sogenannten Prinzenhof in der Stadt und der Prinz von Preußen vor dem Haag'schen Thore bei dem Postcommissarius Schöppelnberg wohnten, die übrigen Officiere bezogen verschiedene Wohnungen in der Stadt.

12. Juni 1763

Ist der König mit Regierungssachen beschäftigt.

13. Juni 1763

Fand sich der Kriegsrath Roden bei dem Könige ein und überreichte den verlangten Bericht, worauf der König resolvirte 25000 Thlr. zur Unterstützung herzugeben. Nachher ritt der König aus, die Stadt und Umgegend zu besehen. Abends war die Stadt erleuchtet.

14. Juni 1763

Machte der König einen Spaziergang zu Fuß nach "Berg und Thal," eine halbe Stunde von der Stadt, wo er die Grabstätte des Fürsten Moritz von Nassau, die dieser sich daselbst in seinem Garten anlegen lassen, in Augenschein nahm. (S. Büsching's Geographie unter dem Art. Cleve).

15. Juni 1763

Abreise von Cleve, mit feierlichem Geleite, nach Xanten, wo er die Capitelskirche besieht, und dann nach Lipstadt geht.

An beiden Orten ward der König feierlich empfangen.

15. Juni 1763 bis 17. Juni 1763

In Minden.

<219>

17. Juni 1763

Von Minden über Hannover, wo der König während des Umspannens vor dem Egidienthore beim Rühlingschen Garten ausstieg, und sich mit den hier anwesenden beiden Prinzen von Mecklenburg-Strelitz, dem Kammerpräsidenten Münch, Hausen, dem General Spürten etc. kurze Zeit unterredete, nach Braunschweig und Salzdahlen, wo er Nachmittags um 5 Uhr ankommt.

20. Juni 1763

Abreise aus Salzdahlen, Über Voigtsthal, Magdeburg nach Brandenburg, wo der König bei dem General Fouqué absteigt.

21. Juni 1763

Kommt der König in Potsdam (Sanssouci) an, und Tags nachher trifft auch d'Alembert dasellst ein.

B.

11. Juni 1763

Ward das Fundament zum Neuen Palais in Sanssouci gelegt.

26. Juni 1763

Der General von Seydlitz geht durch Berlin zum König nach Potsdam.

Um dieselbe Zeit traf auch der General von Krokow aus Schlesien beim König in Potsdam ein.

Juli.

A.

Juli 1763

Der König in Potsdam.

2. Juli 1763

Der König an die Gräfin Camas 219-+ :

"Mein liebes Mütterchen, Ihr Brief, so wie Ihr Andenken haben mir eine wahre Freude gemacht, weil sie mir be<220>weisen, daß es mit Ihrem Befinden besser geht. Man versichert mir, es sei dabei keine Gefahr mehr, und daß Sie bald wieder hergestellt sein werden. Meine Schwester wird in einer Stunde hier eintreffen, ich gestehe Ihnen, daß ich mich recht sehr darauf freue. Versuchen Sie doch, mein gut Mütterchen, etwas frische Luft zu schöpfen. Es ist das erste und beste aller Arzeneimittel und wird Balsam für Ihr Blut sein, und Sie gänzlich wieder auf die Beine bringen. Niemand kann Ihnen das aufrichtiger wünschen, als ich. Sie kennen mein altes Herz, immer unwandelbar und von der Art, daß es Sie, so lange es schlägt, lieben wird. Leben Sie wohl, mein Herzensmütterchen. Sorgen Sie ja recht für Ihre baldige Wiederherstellung und vergessen Sie mich nicht. Ich werde, mein liebes Mütterchen, Ihr Schreiben meiner Schwester mittheilen, die sich Ihres Andenkens recht sehr freuen wird. Es thut mir zwar außerordentlich leid, daß ich mich hier Ihrer nicht erfreuen kann; allein ich finde, daß Sie vollkommen Recht haben, Sich zu schonen, und im Grunde würde ich hier Ihren lieblichen Umgang sehr wenig genießen können, denn wir befinden uns wie auf einer allgemeinen Versammlung des heiligen Römischen Reichs, umringt von dreißig Prinzen und Prinzessinnen, und dann verhindern mich auch meine Gebrechlichkeiten, an allen Gastereien Theil zu nehmen. Bei den großen Feierlichkeiten bin ich zugegen, und in den Zwischenräumen suche ich mich etwas zu erholen. Der alte Baron 220-+ spricht meinen gelähmten Beinen Hohn; er hat so eben mit dem Prinzen Friedrich zu Fuße ein Wettrennen gehalten. Ich, der ich auf einem Beine umherhinke, ungefähr wie eine Schildkröte, ich schaue dem Wettrennen zu, wie ein Gichtbrüchiger einem Ballette des Denis.

Schlafen Sie wohl, mein liebes Mütterchen. Ich hoffe Sie wieder zu sehen, sobald ich wieder zu Beinen gelangt<221> sein und mich im Stande sehen werde, die Schloßtreppen zu erklimmen, die zu Ihrem Paradiese führen. Ich verbleibe auf ewig der älteste Ihrer Anbeter."

13. Juli 1763

Der König von Potsdam nach Charlottenburg bis den 19ten.

17. Juli 1763

D'Alembert beim König in Charlottenburg. Er ging an demselben Tage nach Schönhausen, wo er der Königin vorgestellt wurde.

18. Juli 1763

Der General von Ramin nach Charlottenburg zum König.

18. Juli 1763

Der König mit dem Prinzen von Preußen nach Potsdam.

19. Juli 1763

D'Alembert und die Generale von Lentulus und von Seydlitz nach Potsdam zum König. Um diese Zeit war es, wo Seydlitz den Feldprediger seines Regiments, Balte, der in der Schlacht bei Roßbach tapfer mitgefochten, dem Könige empfahl, der auch sogleich die eben erledigte Feldprobststelle für ihn bestimmte. (Samml. der Anekdoten XVII. 20). Auch von der Dichterin Karsch sprach Seydlitz zum König.

?? Juli 1763

Um diese Zeit kam die Schwester des Königs, die Markgräfin von Schwedt, mit ihren beiden Töchtern nach Potsdam zum König.

21. Juli 1763

Der König an den General von Fouqué in Brandenburg :

"Hierbei sende ich Ihnen das so lang erwartete Service, das endlich fertig geworden. Ich wünsche, daß Sie Sich desselben noch viele Jahre bei gutem Wohlsein bedienen mögen. Melden Sie mir doch, ich bitte Sie, wie es um Ihre Gesundheit steht. Ich habe große Lust, Ihnen Kothenius 221-+ zu schicken, damit Sie wahre Arzeneien und nicht Quacksalbereien brauchen, die Ihnen nichts helfen können. Hierüber erwarte ich Ihre Antwort, und versichere Sie meiner aufrichtigen und vollkommenen Freundschaft."

30. Juli 1763

An Ebendenselben :

"- etc. Sie erstaunen, daß ich Sie liebe? Dann hätten Sie Ursach, wenn ich einen Krieger, der sich Ruhm erwor<222>ben, einen rechtschaffenen Mann und noch überdies meinen alten Freund nicht liebte. — etc. Sie können zu Brandenburg bleiben, so lange Sie wollen, aber besuchen müssen Sie mich zuweilen; es ist ja nicht weit. Wenn ich weiß, daß Sie zu mir kommen wollen, werde ich Ihnen meine Pferde auf den halben Weg entgegen schicken, etc. Ich habe meine Schwester von Schwebt mit ihrer ganzen Familie hier."

August

A.

1. August 1763

Der König in Potsdam. Er bezieht an diesem Tage Sanssouci.

2. August 1763

In Sanssouci Schauspiel.

5. August 1763

Illumination etc.

6. August 1763

Die Markgräfin von Schwedt mit ihren Töchtern verläßt Potsdam und geht über Berlin und Schönhausen nach Schwedt zurück.

23. August 1763

Der König mit dem Prinzen von Preußen und den Generalen von Lentulus und von Seydlitz nach Berlin. Große Cour, Gesandten-Audienz. Der König speist in seinen Zimmern, nachher besieht er den Bau der Artillerie-Kaserne an der Weidendammer Brücke (jetzt Kaserne des zweiten Regments Garde). Tags vorher war die Königin nach Berlin gekommen, wie es in der Regel jedesmal geschah, wenn der Konig hier erwartet wurde.

24. August 1763

Der König über Charlottenburg nach Potsdam.

B.

4. August 1763

Erscheint das Edict über die Erbfolge in den Lehngütern.

12. August 1763

General-Landschul-Reglement.

31. August 1763

Ward die Zahlenlotterie in der Wilhelmsstraße zu Berlin, wo sich das Lotterieamt befand, zum ersten Male gezogen.

<223>

September.

A.

September 1763

Der König in Potsdam.

10. September 1763

Der König von Potsdam nach Charlottenburg bis den 11ten. Bei ihm befanden sich die Generale von Lentulus und von Seydlitz.

11. September 1763

In Berlin, besucht die Porzellanmanufactur und nach Charlottenburg zurück.

?? September 1763

Nach Potsdam.

28. September 1763

Von Potsdam nach Berlin mit dem Oberst, Lieutenant von Anhalt; giebt Audienz.

29. September 1763

Nach Charlottenburg.

30. September 1763

Nach Potsdam.

Oktober.

A.

Oktober 1763

Der König in Potsdam.

1. Oktober 1763

Die Prinzen Friedrich August und Wilhelm Adolph von Braunschweig-Wolfenbüttel, Söhne des Herzogs Karl und der Schwester des Königs, Philippine, und Brüder des damaligen Erbprinzen von Braunschweig, Karl Wilhelm Ferdinand, welcher 1806 an den in der Schlacht bei Jena erhaltenen Wunden starb, kommen auf besondere Einladung des Königs nach Potsdam. Sie erhalten beide den schwarzen Adlerorden, und treten in Preuß. Kriegsdienste. Friedrich August erhielt das vormals Markgraf Karlsche Infanterie-Regiment. Er starb als Herzog von Braunschweig-Oels am 4. November 1789 in Berlin. Er hat die Geschichte seiner militärischen Laufbahn geschrieben. Wilhelm Adolph bekam als Oberst das ehemalige Regiment Franz von Braunschweig. 1770 ging er als Freiwilliger zur Russsischen Armee, die Romanzow gegen die Türken anführte, In der Schlacht, welche Anfangs August 1770 am Flusse<224> Kagul vorfiel, that er sich sehr hervor. Er starb bald nachher an einer Entzündung den 24. August desselben Jahres.

4. Oktober 1763

Der König an Fouqué :

"Hierbei sende ich Ihnen ein großes Glas, das ich noch in Berlin unter dem Nachlaß meines Vaters gefunden habe. Ich wünsche, daß es Ihnen einen Augenblick Vergnügen machte. Ich höre von Ihnen weiter Nichts, als durch die Fremden, die durch Brandenburg gehen. Haben Sie mich vergessen, oder wollen Sie mir das Vergnügen machen, mich zu besuchen, wenn Ihnen dies nicht zu lästig fällt?"

7. Oktober 1763

Der König nach Charlottenburg, wo er dem Russischen Großkanzler, Grafen Woronzow, Audienz ertheilt und dann nach Berlin geht.

8. Oktober 1763

Ueber Charlottenburg nach Potsdam.

In diesem Monat ward die Dichterin Karsch, die sich eben in Potsdam befand, zum König berufen, und hatte mit ihm die bekannte Unterredung. (Samml. der Anekdoten, Heft VIII. 101).

B.

5. Oktober 1763

Stirbt der König von Polen, Kurfürst von Sachsen, Friedrich August.

November.

A.

1. November 1763

Der König in Potsdam.

8. November 1763

In Berlin, ertheilt dem Sächsischen Gesandten, Baron von Golz, eine Privataudienz. Bei der an diesem Tage stattgefundenen großen Cour wurde dem König der Fürst Sulkofsky vorgestellt. Von einer Feier des denselben Tag einfallenden Geburtsfestes wird in den öffentlichen Blättern nichts erwähnt. "Nach der großen Cour speiste der König mit den Prinzen vom Haufe in seinen Appartements."

9. November 1763

Ward auf dem Schloßtheater im Beisein des ganzen Königl. Hauses aufgeführt : le Chevalier à la mode.

<225>

10. November 1763

Nach Potsdam. In Berlin mit dem Prinzen von Preußen.

20. November 1763

Ertheilt dem Türkischen Gesandten Achmet Effendi feierliche Audienz, zu welcher dieser mit großem Pomp aus seiner Wohnung in Königl. Equipage etc. abgeholt wird; dabei überreicht er die vom Sultan für den König mitgebrachten Geschenke. (Siehe Spenersche Zeitung von 1763, Nr. 143).

21. November 1763

Nach Potsdam zurück.

In diesem Monat geschah es, nach des Herrn von Catt Angabe, (siehe unsere Beiträge etc. I. 488), daß das Manuscript der Geschichte des siebenjährigen Krieges, an welcher der König drei Monate unausgesetzt gearbeitet, und sie eben beendigt hatte, durch die Schuld eines Lakaien bis auf ein Heft verbrannte. (Vie de Frederic II, Roi de Prusse, par de la Veaux. Strasb. 1789. T. VI. 357).

B.

9. November 1763

Einzug des Türkischen Gesandten Achmet Effendi mit seinem sehr zahlreichen Gefolge, wobei auch Janitscharen mit ihrer Musik, in Berlin, geführt und begleitet von Preußischen hohen Staatsbeamten vom Militär und Civil und einem Detachement Kavallerie etc. Er war bereits am 2ten in Weissensee, einem Rittergute des Geh. Raths von Nüßler bei Berlin, angekommen und verweilte daselbst so lange, bis die Vorbereitungen zu seinem solennen Einzüge getroffen waren. Der Zug ging zum Neuen Königsthor (damals Bernauer Landwehr genannt) in die Stadt, dann durch die Königsstraße, beim Schlosse vorbei, die Linden hinunter bis zu dem damals Bernezoberschen, jetzt Prinz Albrechtschen Palais in der Wilhelmsstraße, wo ihm seine Wohnung eingerichtet war.

Der Titel, welcher ihm in seinem Creditio beigelegt worden war, lautete wie folgt: "Resmi Chagi Achmet, Rath von unserm Kaiserlichen Divan, Obereinnehmer der Ein<226>künfte von Asien, und noch mehr erhaben durch die Bedienung von Terki oder Nichangi (d. i. der den Kaiserlichen Namenszug auf die Schreiben druckt)." Er hielt sich bis den 2. Mai des folgenden Jahres in Berlin auf und nahm während dieser Zeit alle Merkwürdigkeiten in Augenschein. Er besuchte den botanischen Garten (damals Kräutergarten der Realschule genannt), die Realschule zwei Mal, wo er das erste Mal dem Unterricht in verschiedenen Klassen beiwohnte, und das zweite Mal einem Examen, auch ließ er sich daselbst die Bibliothek, die Luftpumpe, Elektrisirmaschine und die optischen Instrumente zeigen. In der Jerusalemer Kirche hörte er eine Musik und die Predigt, in der Garnisonkirche ließ er sich von dem Organisten Schmalz das Innere der Orgel zeigen. Er besah auch die verschiedenen Zimmer im Schloß und in Monbijoux, dann die Stückgießerei, das Invalidenhaus, den Gesundbrunnen, die Porzellanmanufaktur, die Kattunfabrik des Kaufmanns Oehmigke, wo er verschiedene Stücke kaufte, die Londner Saffianfabrik, die Zuckersiederei und auch die Conditorci des Hofconditors Meyer und das neue Arbeitshaus und die darin befindliche Kirche. Den 28. November war er über Charlottenburg, wo er auf Königl. Befehl mit Kaffee bewirthet ward, nach Potsdam gegangen und hatte daselbst bis den 3. Dezember ebenfalls alles Sehenswürdige in Augenschein genommen. In Berlin machte er auch verschiedenen hohen und niedern Staatsdienern Besuche, als : dem Commandanten von Berlin General von Lottum, Minister von Finkenstein, Groß-Kanzler Jariges etc., dem Oberkonsistorialrath Hecker, dem er ein Geschenk Mit Türkischen seidenen Tüchern machte.

Kurz vor seiner Abreise ließ er sich noch (am 26. April 1764) von der berühmten Künstlerin Rosine de Gast, gebornen Liszewska, abmalen.

<227>

Dezember.

A.

Dezember 1763

Der König in Potsdam.

2. Dezember 1763

Der König an Fouqus :

"Werthester Freund.! Ich überschicke Ihnen hierbei Türkischen Kaffee, den mir ein Mamamouchi gegeben hat. Sie würden mich völlig vergessen, wenn ich Sie nicht an mich zu erinnern suchte. Bald werde ich dazu von Neuem Gelegenheit haben, die ich mit Begierde ergreifen werde."

12. Dezember 1763

Der Minister von Schlabrendorf aus Schlesien in Potsdam beim König.

16. Dezember 1763

Der König in Berlin.

16. Dezember 1763

Der König an Fouque :

"Werthester Freund. Bei Buchholz, meinem Hofstaats-Rentmeister, liegt eine Anweisung auf 5000 Thlr. für Sie, die Sie Sich können geben lassen, wenn es Ihnen gefällig ist. etc."

17. Dezember 1763

An diesem Tage beendete der König in Berlin die Geschichte des siebenjährigen Krieges. Er beschließt sie mit den Worten : "Die Zeit — wird auch den Preußischen Staaten ihren ersten Glanz wiedergeben. Aber dann werden Ehrsüchtige neue Kriege erregen und neues Unglück verursachen, denn es ist dem Geiste des Menschen eigen, daß Beispiele Niemand bessern : die Thorheiten der Väter sind für ihre Kinder verloren; jede Generation muß ihre eigenen begehen. etc.

Gebe der Himmel (wenn anders die Vorsehung sich mit ihren Blicken zu menschlichen Armseligkeiten herunter läßt), daß das unveränderliche und blühende Glück dieses Staats die Fürsten, die ihn künftig beherrschen werden, vor dem Unglück und den Trübsalen bewahre, die Preußen in diesen Zeiten der Zerrüttung und der Unruhen erlitten hat, damit sie nie gezwungen sind, zu den gewaltsamen und traurigen Hülfsmitteln ihre Zuflucht zu nehmen, deren man sich zu bedienen<228> genothigt war, um den Staat gegen den eroberungssüchtigen Haß der Europäischen Fürsten zu erhalten, welche das Haus Brandenburg vernichten und Alles, was Preußisch hieß, auf ewig vertilgen wollten.

Berlin, den 17. Dezember 1763." (S. am Schluß des 4. Theils der hinterl. Werke 228-+.

19. Dezember 1763

Auf dem Schloßtheater ward in Gegenwart des Königs, der Königin, des ganzen Hofes und des Türkischen Gesandten von der Kochschen Gesellschaft die komische Oper : I portentosi Effetti della Madre Natura aufgeführt. Der König beschenkt jeden der beiden Prinzen von Braunschweig, Friedrich August und Adolph Wilhelm, mit einem Brillantring von hohem Werth.

B.

17. Dezember 1763

Stirbt der Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen.

18. Dezember 1763

Anfang des Carnevals. Die Ordnung war folgende : Sonntag Cour bei der Königin, Montag Oper auf dem Schloßtheater, Dienstag Französische Comödie ebendaselbst, Mittwoch Apartement bei der Prinzessin von Preußen, Donnerstag Redoute im Opernhause, Freitag Oper auf dem Schloßtheater, Sonnabend Ruhe.

Sonntag und Mittwoch Vormittags fand die gewöhnliche große Cour bei dem Könige Statt. Die diesjährigen Opern waren : 1) I portentosi Effetti della Madre 2)La Maéstra di Scuola; 3) La Cascina. 4) Li Motti per amore. Sie wurden von der Kochschen Gesellschaft auf dem Schloßtheater aufgeführt. Von den "Französischen Hofcomödianten" wurden auf dem Schloßthea<229>ter gegeben: La femme juge et partie; les Joueurs; Embarras des richesses; la gouvernante; l'homme du jour.

Ein "Pantomimenspieler, Namens Bergier, erhielt wegen seiner Geschicklichkeit vom Könige die Erlaubnis Pantomimen aufzuführen."

21. Dezember 1763

Einrichtung der Land-Feuersocietäten.

24. Dezember 1763

Geht der Lieutenant von der Garde, Graf von Schlieren, als Kourier nach Magdeburg und überbringt dem dort auf der Festung sitzenden etc. von der Trenk die Nachricht von seiner Freilassung 229-+.

In diesem Jahre kaufte der König die Porzellanmanufaktur von Gotskowsky für 225000 Thlr. Sie war von Letzterm im Jahre 1759 angelegt worden.

Anmerkungen zum Jahre 1763.

Alexander Sweder Freiherr von Spän, ein Sohnn des Pr. General-Majors von der Kavallerie Alexander Bernhard von Spän, stand 1730 als Lieutenant bei der großen Garde in Potsdam. Als in diesem Jahre wegen vorgehabter Flucht des Kronprinzen Friedrich über diesen und seine Freunde Kriegsrecht gehalten wurde, ward auch Spän zur Untersuchung gezogen, weil er, der ebenfalls, wie der unglückliche Lieutenant von Katt, zu den Jugendfreunden des Kronprinzen gehörte, diesen öfters verkleidet heimlich in Potsdam eingelassen hatte, wenn er den Kronprinzen besuchen wollte. Das ernannte Kriegsgericht verurtheilte ihn deswegen zur Cassation und zu einem Jahr Festungsstrafe, welche Sentenz vom König confirnirt wurde. Nach überstandenem Festungsarrest ging Spän in Holländische Kriegsdienste, wo er bis zum General-Major stieg. Er starb 1768.
     

So groß die Kriegskunst, der Muth und die Ausdauer gewesen, womit der König diesen langen Krieg geführt hatte, so schrieb er doch<230> den glücklichen Ausgang desselben hauptsächlich anderen Ursachen zu. Er sagt darüber in seinen hinterlassenen Werken Th. 4, S. 360 :

"Wenn wir aber hinterher die Ursachen prüfen, welche den Begebenheiten eine so unerwartete Wendung gaben, so finden wir, daß folgende Umstände das Verderben Preußens hinderten: 1) der Mangel an Einigkeit und Uebereinstimmung zwischen den Mächten des großen Bundes; ihr verschiedenes Interesse, welches sie hinderte, sich über gewisse Unternehmungen zu vereinigen; die wenige Eintracht zwischen den Russischen und Oestreichischen Generalen, wodurch sie behutsam wurden, wenn die Gelegenheit lebhaftes Verfahren erfoderte, um Preußen (wie sie es wirklich hätten thun können) zu Grunde zu richten. 2) Die überfeine sublimirte Staatskunst des Wiener Hofes, deren Grundsätze ihn veranlaßten, seinen Bundesgenossen die schwersten und gefahrvollsten Unternehmungen aufzubürden, um am Ende des Krieges seine Armee in besserer Verfassung und vollzähliger zu haben, als anbere Mächte die ihrigen. Hieraus erfolgte verschiedene Male, daß die Oestreichischen Generale aus übertriebener Vorsicht es verabsäumten, den Preußen den Gnadenstoß zu geben, wenn deren Lage völlig hoffnungslos war. 3) Der Tod der Russischen Kaiserin, mit welcher die mit Oestreich geschlossene Alliance zugleich begraben ward; der Abgang der Russen; Peters III Bündniß mit dem König von Preußen, und endlich die Hülfe, welche dieser Kaiser nach Schlesien schickte."

Mit gleicher Anstrengung, wie der König den Krieg geführt hatte, war er nach hergestelltem Frieden bemüht, die Wunden zu heilen, die derselbe dem Lande geschlagen hatte. Preußen rechnete, daß der Krieg ihm 180000 Mann gekostet habe, und daß durch die Verheerung, welche die Feinde angerichtet, noch 33000 Menschen umgekommen waren. Eine Menge Städte und Dörfer hatten durch Brand, Plünderung und Contributionen außerordentlich gelitten, der Viehstand war zum größten Theile vernichtet, dem Landmann fehlte es an Saatkorn, an Zugvieh, um die lange wüst gelegenen Felder wieder zu bestellen. Um so vielen Bedürfnissen zu Hülfe zu kommen, ließ der König sogleich nach dem Frieden 25000 Wispel Korn, 17000 Wispel Hafer und 35000 Pferde von der Artillerie und den Regimentern nach einer<231> richtigen Reparation in die Provinzen vertheilen, und sowohl Edelleute, als Bauern bekamen Lebensmittel. Außerdem gab der König an Schlesien 3 Millionen Thaler; 1400000 Thlr. an Pommern und die Neumark; 700000 Thlr. der Kurmark; 100000 Thlr. dem Herzogthum Cleve; 800000 Thlr. dem Königreich Preußen 231-+. Andern Landestheilen wurden die Steuern auf die Hälfte erlassen etc., und so verwendete der König alljährlich Millionen, um den verarmten und heruntergekommenen Provinzen wieder aufzuhelfen und ihren vorigen Wohlstand wieder herzustellen 231-++, bis es seiner unermüdlichen Sorgfalt und Tätigkeit gelungen war, die Spuren dieses verheerenden Krieges gänzlich zu vertilgen.


202-+ Die erste Schrift hat auch den Titel: Nouveaux secrets à l'eclairicissement de l'histoire du Philosphe de Sans-souci a et de la guerre d'aujourd'hui.
     Außer einem kurzen Abriß der Regierung des Königs enthält sie als Anhang : Epitre des champs elisées donnée de Keith au Philosophe de Sans-souci etc., Londres 1763. Zusammen 123 Seiten. kl. 8. Mit einem Portrait des Königs nach G. Schmidt. Die zweite Schrift enthält in 7 Kapiteln manches nicht allgemein Bekannte über den Preußischen, Sächsischen und Französischen Hof und über den siebenjährigen Krieg. Als Anhang : zwei Gedichte wider und für den König von Preußen etc. 1761, ohne Druckort. 118 S. kl. 8.

205-+ Der Königl. Ober-Consistorialrath Nathanael Baumgarten in Berlin hatte, bei Gelegenheit des Dankfestes wegen des mit Rußland am 5. Mai 1762 geschlossenen Friedens, am ersten Pfingsttage 1762 eine Predigt in Versen gehalten, und darin auf die Kaiserin Elisabeth Anzüglichkeiten eingemischt, wodurch er sich große Verdrießlichkeiten zuzog. (Siehe : Ueber den Religionszustand in den Pr. Staaten I. 177, und die bei Spener im Druck erschienene Predigt S.15). Bald fand er an einem Dorfprediger Namens Bando einen Nachfolger, der nun ebenfalls in Versen predigte.

209-+ Die Pompadour, welcher die Kaiserin Maria Theresia in ihren Briefen die Benennung : Cousine gegeben hatte.

211-+ Eine umständliche Beschreibung der dabei stattgefundenen Feierlichkeiten und Freudensbezeigungen findet man nicht nur in den beiden Berliner Zeitungen vom 2. April, sondern auch in einer besondern Schrift unter dem Titel: Sammlung der Freudensbezeigungen und Illuminationen welche wegen der Ankunft Sr. Königl. Majestät von Preußen nach geendigtem dritten Schlesischen Kriege und geschlossenem Hubertsburgischen Frieden in Dero Residenz Berlin (bis) den 4. April angestellt worden sind. Berlin bei Voß. 149 Seiten in 4. mit einem Kupfer.
     Diese Schrift enthält auch noch die Beschreibung aller Ceremonien und Festlichkeiten bei der Bekanntmachung des Friedens, so wie bei der Einholung der Königin und der verwittweten Prinzessin von Preußen.

214-+ Im Preußischen Staat bestand der Münzfuß die Mark zu 14 Thlr. oder 21 Gulden, laut Edict vom 14. Juli 1750. Während der Kriegsjahre 1753, 1759 und 1763 wurden die Preußischen Münzen zu einem gerin» gen Gehalt ausgeprägt, nämlich die Mark fein zu 20 Thaler — (genauer zu 19 74/100). Es wurden auch fremde Münzen schlechter geprägt, besonders Sächsische, die im Preußischen ebenfalls coursirten. Das Agio dieses neuen Geldes gegen das alte Pr. Geld nach dem Münzfuß von 1750 war sehr verschieden, und es fand dabei oft viel Wucher und Uebervortheilung Statt. Nach dem Frieden 1763 wurde nach dem neuen Münzfuß, 20 Thlr. die Mark, gemünzt, und dieses Geld gewöhnlich :
     "neue Brandenburgische 1/3, 1/6 Stücke" genannt. In dem vorstehend erwähnten Edict vom 21. April 1763 ward nun das Agio dieses neuen Brandenburgischen Geldes festgestellt. Nämlich :
     

 nach dem Münzfuß von 1750 sollten gelten vom 1. Juni 1763 anin neuem Brandenb. Gelde nach dem Münzfuß von 20 Thlr. die Mark.
 100 Thlr. in 1/1, 1/2, 1/3, 1/6, 1/12 Stücken141 Thlr.
 100 in alten 1/24, 1/48 Stücken133 1/3
 100 neue Sächsische 1/3 Stücke63
 100 neue Sächs. 1/12 u. 1/24 St.47 1/3 100 Thlr. alte Friedrichsd'or141 1/3 Thlr. neue Friedrichsd'or.
 100 sogenannte Mittel-Frd'or.100

     Bei der im Jahre 1764 erfolgten Wiederherstellung des alten Münzfußes von 1750 wurde das Agio des neuen Brandenb. Geldes nach dem 20 Thaler-Fuß wieder anders bestimmt. — Siehe unter dem Monat März beim Jahre 1764.

218-+ In Geldern traf d'Alembert beim König ein und begleitete ihn auf der ganzen weitern Reise bis nach Potsdam.

219-+ Diesr Brief hat zwar in den hinterl. Werken des Königs das Datum : d. 2. Juni, ohne Angabe des Orts, allein seinem Inhalte nach kann das nicht richtig sein. Die darin erwähnte Schwester des Königs, die Markgräfin von Schwede, Sophie, kam erst Ende Juli mit ihren beiden Töchtern nach Potsdam, scheint jedoch vorher schon einige Zeit in Berlin gewesen zu sein, daher der Brief wohl erst in diesem Monat geschrieben worden ist.

220-+ Pöllnitz.

221-+ Leibarzt des Königs.

228-+ Hiernach hätte der König nur 4—6 Wochen und nicht 4 Monate, wie von Catt a. a. O. sagt, gebraucht, um diese Schrift (da das erste Manuscript verbrannte) noch einmal zu schreiben. Vielleicht enthielt das eine vom Feuer verschont gebliebene Heft den größten Theil.

229-+ Am 2. Juli 1794 ward Trenk in Paris guillotinirt.

231-+ Außer diesen gleich nach dem Frieden baar gegebenen Summen ließ der König noch in demselben Jahr die in der Neumark abgebrannten und ruinirten Häuser mit einem Aufwände von 768000 Thlr. wieder aufbauen, zum Wiederaufbau der Stadt Cüstrin gab er 684000 Thlr.

231-+ Die Summen, welche der König von 1763 - 1783 zu diesem Behuf den verschiedenen Provinzen geschenkt hat, belaufen sich auf 40 Millionen Thlr. (Herzberg's Abhandl, 1784, S. 81).