März.

A.

März 1762

Der König in Breslau.

An diesem letztern Orte, wo er den 27. Januar ankam, hielt sich damals die Königin auf, welcher er den Tod der Kaiserin und den Regierungsantritt des Kaisers anzeigte. Dann ging er nach Zerbst und endlich nach Breslau zum König, der ihm den Lag nach seiner am 20sten erfolgten Ankunft Audienz ertheilte.

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6. März 1761

Der König an d'Argens :

"Die Freude der Berliner, die Sie mir beschreiben, hat sich meiner Seele mitgetheilt; ich empfand einen Vorschmack von dem Gefühle, das ich haben werde, wenn der allgemeine Friede geschlossen ist. Die Nachrichten aus Petersburg sind so, wie wir sie nur wünschen können. Vielleicht ist dort sogar der Friede schon unterzeichnet. Von einem gewissen Ort habe ich noch nicht alle nöthigen Nachrichten; indeß weiß ich, daß die Truppen auf dem Marsch sind, und daß man in Wien sich sehr fürchtet. Ich kann aus allen Gründen hoffen, daß ich meinen Endzweck erreichen werde. Sobald ich mehr Gewißheit habe, will ich Ihnen das Vergnügen mittheilen, das diese glückliche Begebenheit mir verursachen wird. Kurz, lieber Marquis, die Gewitterwolken zertheilen sich, und wir können hoffen, wieder einen schönen heitern Tag zu sehen, den glänzende Sonnenstrahlen verschönern.

Ich schicke Ihnen ein Mährchen 137-+; als ich es aufsetzte, war ich ganz voll von Bossuet's Buche 137-++, und von den närrischen Erklärungen, die er über die mystischen Träumereien der Schule giebt. Aus Verdruß über diesen Unsinn machte ich eine Fabel, um mich an denen zu rächen, die ihr Leben damit hinbringen, solche Albernheiten auszukramen. Der Gegenstand der Allegorie ist die dunkle Grotte des Orients; und sie ist durch und durch so deutlich, daß sie keines Commentars bedarf.

Freuen Sie Sich, lieber Marquis, sein Sie ruhig und gesund. Mit der Hoffnung bekomme ich wieder Muth, und ich denke nun, Sie noch vor meinem Tode in Sanssouci wieder zu sehen, wo wir ruhig und ohne in periculo mor<138>tis zu sein, Philosophiren wollen. Leben Sie wohl, mein Lieber. Gott segne Sie."

?? März 1762

Der König an d'Argens :

"Ihr Brief, mein lieber Marquis, fand mich im Fieber, es ist ein Recidio von einem epidemischen Fieber, woran hier in der Stadt viele Leute krank sind, und das Catt Ihnen wird beschreiben können 138-+.

Ihre beiden Nachrichten aus Paris 138-++ haben sehr das Gepräge der Frivolität, der Gottheit jenes Landes. Indeß glaube ich nicht, daß Madame Raimon 138-+++ durch ihre Niederkunft in Versailles die Pompadour würde verdrängt haben; der König von Frankreich bleibt gem bei seinen alten Bekanntschaften, und hat sein Vertrauen auf dieses Weib gesetzt, die sein Königreich seit sieben Jahren zu seiner Zufriedenheit regiert, und wenn man diese Elende auch fortjagte, so denken Sie ja nicht, daß ich viel dabei gewönne. Es ist in diesem Lande eine Sächsische Partei entstanden, die mir eben so sehr entgegen sein würde. Wie klein zeigt sich der Hof, daß er den muthwilligen Burschen, die jenem Vers im Tancred applaudirten, den Prozeß macht! In Wahrheit, das ist sehr elend, eben so wie der Kontrast zwischen dem Staatsrathe und dem Parlamente, für und wider die Jesuiten.

Doch, mein lieber Marquis, mein Kopf ist so schwach, daß ich Ihnen nichts mehr sagen kann; nur das Einzige noch :<139> der Russische Kaiser ist ein göttlicher Mann, dem ich Altäre errichten muß. Leben Sie wohl, lieber Marquis, ich muß abbrechen."

7. März 1762

Die Mutter der Königin, Antoinette Amalie, Wittwe des Herzogs Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Lüneburg, stirbt.

20. März 1762

Der Prinz von Preußen kommt in Breslau beim König an, um nun den Feldzug mitzumachen.

25. März 1762

Der Minister von Finkenstein und der Geheime Rath von Herzberg treffen in Breslau beim Könige ein.

30. März 1762

Der Russische General Czernitschef kommt nach Breslau.

31. März 1762

Der General Czernitschef und mehrere angekommene Russische Generale 139-+ werden dem Könige vorgestellt und samtlich von ihm zur Tafel gezogen.

B.

März 1762

Der Französische Marschall und sein Bruder, der Graf Broglio, werden von der Armee abgerufen, und erhalten die Weisung, sich auf ihre Güter nach der Normandie zu begeben. An ihrer Stelle erhalten das Oberkommando der beiden Armeen der Prinz Soubise und der Marschall d'Etrées.

11. März 1762

Stirbt in Berlin der Minister Aug. Fried. von Boden.

16. März 1762

Den 5./16. März wird zu Stargard zwischen dem Russischen General-Lieutenant Fürsten Michael Wolkonsky, Oberbefehlshaber der in Pommern stehenden Russischen Truppen, und dem Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, Preuß. General und Gouverneur von Stettin, ein Waffenstillstand auf unbestimmte Zeit geschlossen.

24. März 1762

Die Russischen Truppen unter Czernitschef etc., die in der<140> Grafschaft Glatz gestanden, trennen sich von der Oestreichischen Armee, und gehen über die Oder zurück.


137-+ Die beiden Reisenden. Eine Allegorie. H. W. VII. 150.

137-++ Exposition de la doctrine de l'église catholique, welche schon zu seiner Zeit starken Widerspruch erfahren.

138-+ der auch daran erkrankt und deshalb nach Berlin zurück gegangen war.

138-++ Die erste Nachricht war: daß bei Aufführung des Tancred von Voltaire die Verse : "Tancred ist ein Held, trotz der Kabale, die ihn verweist," stark beklatscht wurden, weil man sie auf die eben geschehene Verweisung Broglio's deutete. S. unten B. Die zweite betraf den Befehl des Parlaments: die Jesuiten zu verjagen, und die Verordnung des Staatsraths, sie zu schützen.

138-+++ Maitresse Ludwig's XV.

139-+ Es waren der Fürst Caspar Lubomirsky, Johann von Nummers, Nicolss Basilius Fürst Repnin und Alerander Alexandrowitz Fürst Prosorofsky.