<220>weisen, daß es mit Ihrem Befinden besser geht. Man versichert mir, es sei dabei keine Gefahr mehr, und daß Sie bald wieder hergestellt sein werden. Meine Schwester wird in einer Stunde hier eintreffen, ich gestehe Ihnen, daß ich mich recht sehr darauf freue. Versuchen Sie doch, mein gut Mütterchen, etwas frische Luft zu schöpfen. Es ist das erste und beste aller Arzeneimittel und wird Balsam für Ihr Blut sein, und Sie gänzlich wieder auf die Beine bringen. Niemand kann Ihnen das aufrichtiger wünschen, als ich. Sie kennen mein altes Herz, immer unwandelbar und von der Art, daß es Sie, so lange es schlägt, lieben wird. Leben Sie wohl, mein Herzensmütterchen. Sorgen Sie ja recht für Ihre baldige Wiederherstellung und vergessen Sie mich nicht. Ich werde, mein liebes Mütterchen, Ihr Schreiben meiner Schwester mittheilen, die sich Ihres Andenkens recht sehr freuen wird. Es thut mir zwar außerordentlich leid, daß ich mich hier Ihrer nicht erfreuen kann; allein ich finde, daß Sie vollkommen Recht haben, Sich zu schonen, und im Grunde würde ich hier Ihren lieblichen Umgang sehr wenig genießen können, denn wir befinden uns wie auf einer allgemeinen Versammlung des heiligen Römischen Reichs, umringt von dreißig Prinzen und Prinzessinnen, und dann verhindern mich auch meine Gebrechlichkeiten, an allen Gastereien Theil zu nehmen. Bei den großen Feierlichkeiten bin ich zugegen, und in den Zwischenräumen suche ich mich etwas zu erholen. Der alte Baron + spricht meinen gelähmten Beinen Hohn; er hat so eben mit dem Prinzen Friedrich zu Fuße ein Wettrennen gehalten. Ich, der ich auf einem Beine umherhinke, ungefähr wie eine Schildkröte, ich schaue dem Wettrennen zu, wie ein Gichtbrüchiger einem Ballette des Denis.

Schlafen Sie wohl, mein liebes Mütterchen. Ich hoffe Sie wieder zu sehen, sobald ich wieder zu Beinen gelangt


+ Pöllnitz.