<389> Schlagen werde ich mich allerdings, doch hoffen Sie Nichts von dem Ausgange. Ich verspreche mir nichts Gutes davon. Meine unverletzliche Treue gegen mein Vaterland, die Ehre, die bringen mich dahin, Alles zu unternehmen. Allein zu diesen Empfindungen gesellt sich diesmal die Hoffnung nicht. Nur ein glücklicher Zufall kann uns retten. Gehen Sie in Gottes Namen nach Tangermünde, wo Sie wohl aufgehoben sein werden, und warten da ab, was das Schicksal über uns beschließen wird.

Morgen recognoscire ich den Feind; läßt sich was thun, so geschieht es übermorgen. Bleibt aber der Feind auf dem Frankfurter Weinberge stehen, so werde ich es gewiß nicht wagen, ihn anzugreifen.

Nein, die Marter des Tantalus, die Pein des Prometheus, die Strafe des Sisyphus sind nichts in Vergleich mit dem, was ich seit zehn Tagen leide. Der Tod ist süß gegen ein solches Leben. Haben Sie Mitleiden mit meinem Zustande, glauben Sie nur, daß ich noch viel schlimmere Dinge verberge, womit ich Niemand weder betrüben, noch beunruhigen mag, und daß ich Ihnen nicht den Rath geben würde, aus jenen unglücklichen Gegenden fortzugehen, wenn ich irgend einen Strahl von Hoffnung hätte. Leben Sie wohl, mein Lieber, beklagen Sie mich und erinnern Sie Sich eines Freundes, der Sie schätzt und Sie bis zum letzten Hauche seines unglücklichen Lebens lieben wird.

Friedrich +."


+ Hoffentlich wird es Niemand tadeln, daß wir bei dieser Katastrophe umständlichere Auszüge aus andern Schriften von und über Friedrich d. Gr. mitgetheilt haben. Der Zweck aller Auszüge, die wir in diesem Tagebuche liefern, ist, wie wir schon in der Einleitung, im ersten Heft (welche wir überhaupt nachzulesen bitten) S. 7 ausgesprochen haben - ein treues Bild von der Denk- und Handlungsweise des großen Königs in jeder Beziehung und unter den verschiedensten Umständen etc. aus seinen eigenen schriftlichen und mündlichen Äußerungen und Geständnissen darzustellen. - Und wo tritt der Geist und der wahre Charakter des Menschen am Klarsten hervor, wo bewährt er sich am meisten, als zur Zeit des Unglücks? Wo legen sich alle Falten des Herzens offener dar, als in den vertraulichen Ergießungen der innersten Gefühlen gegen den theilnehmenden Freund?
Bei diesem freundschaftlichen Briefwechsel verlor der König keinen Augenblick die Hauptsache aus den Augen; ein weit größerer Briefwechsel fand täglich mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, mit Fouqué und andern Generalen Statt; seine Thätigkeit war gränzenlos.