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Ueber die Veranlassung und Ausführung der neuen Ausgabe von König Friedrichs des Großen Werken. Eine literarische Rechenschaft des Redakteurs. (Zu amtlichem Behufe nur in zwölf Exemplaren als Manuskript gedruckt.) Berlin, 1844.

Anmerkung der Herausgeber der elektronischen Ausgabe: Diese Schrift von Preuß aus dem Jahr 1844 bildet die Vorlage für sein zwei Jahre später geschriebenes « Avertissement de l'Éditeur » zu den « Œuvres de Frédéric le Grand » dar und bietet nicht in allen Teilen eine wörtliche Übersetzung. Sie wird hier aufgrund ihrer großen Seltenheit reproduziert.

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<3>Friedrichs des Großen Schriftwerke erregten schon bei seinen Lebzeiten die größte Theilnahme der ganzen gebildeten Welt, obgleich von seinen historischen Arbeiten nur die minder bedeutenden Mémoires de Brandebourg und die Elogen, auch einzelne Abhandlungen (zum Theil nur für Vertraute) in Druck erschienen; seine Jugendgedichte aber, aus politischen Rücksichten, für die nothgedrungene allgemeine Bekanntmachung von ihm selbst sehr gemildert und verändert werden mußten. Die Brandenburgische Geschichte und die Poesien wurden doch immer wieder aufs Neue, in rechtmäßigen Ausgaben, in Nachdrücken und in Übersetzungen, zu vielen Tausenden von Exemplaren durch alle Welt verbreitet.

Um so größer war die Erwartung des Publikums, als man erfuhr, daß der König seine Kriege und seine innere Verwaltung als sein eigener Historiograph beschrieben, und diese historischen Werke, in den sorgsamsten Abfassungen und in wiederholten Ueberarbeitungen von seiner eigenen Hand, der Zukunft zum ausdrücklichen Zeugniß über sich und seine Zeit, und, um den Heldenruhm seines Kriegesheers der Nachwelt dankbar zu verkünden, in dem Geheimen Kabinets-Archive niedergelegt, seine späteren Poesien aber, sammt vielen andern philosophischen und militärischen Aufsätzen, einem treuen Diener, ebenfalls zur dereinstigen vollständigen Bekanntmachung, anvertraut. Viele andere Handschriften lagen, ohne weitere äußere Bestimmung, in den Schlössern; darunter unschätzbare Sammlungen der, drei und funfzig <4>Jahre hindurch von dem Monarchen geführten verwandtschaftlichen, freundschaftlichen und literarischen Korrespondenz, welche den erwartungsvollen Freunden desselben ganz besonders als eine der interessantesten Offenbarungen seines großartigen Charakters erschien.

Es darf daher nicht Wunder nehmen, wenn selbst Buchhändler aus fernen Landen, noch bei Lebzeiten des Verfassers, nach Potsdam kamen, um auf alle Fälle sich den Verlag von so kostbaren, dem Vaterlande und der ganzen gebildeten Welt angehörigen Manuskripten anzueignen.

Mit Recht aber eignete der neue König sich die seltene Ehre an, das Vaterland und die Welt mit des verstorbenen Oheims gesammten Werken, den in öffentlichem und den in Privat-Besitz befindlichen, zu beschenken. Friedrich Wilhelm dem Zweiten Könige gebührt dafür die größte und dankbarste Anerkennung. Doch ward sein Wille nicht würdig ausgeführt: mit gränzenloser Willkür und Leichtfertigkeit behandelte man so unschätzbare Manuskripte; von intelligenter Anordnung des Stoffs war keine Rede; Korrektur und äußere Ausstattung traf der gleiche gerechte Tadel.

Die unzähligen Gebrechen dieser Ausgabe sind so oft, von Einheimischen wie von Fremden, am schneidendsten in epigrammatischer Parallele dessen, was England für die Geisteswerke eines solchen Fürsten gethan haben würde, von dem berühmten Geschichtschreiber des Verfalls und Untergangs des Römischen Reichs aufgedeckt worden. Obenan beleidigte die, wiederum ungenaue Vertheilung der Manuskripte in Oeuvres publiées du vivant de l'auteur und in Oeuvres posthumes, wodurch alles innerlich und äußerlich Zusammengehörige auseinander gerissen wurde. Der Aerger wuchs indessen, als in Basel aus echten (und unechten) Manuskripten Ergänzungen erschienen, und die Berliner Editoren fast gezwungen wurden, dieselben, zugleich mit andern, Anfangs als bedenklich vorenthaltenen Schriften <5>des Königs, nachzuliefern. Die sechs Bände Suppléments aux Oeuvres posthumes, von den ungenannten Redaktoren und Verlegern mit dem falschen Druckort « Cologne » bezeichnet, enthielten also Originales und Nachgedrucktes; auch Unechtes enthielten sie, namentlich die Pensées sur la religion, eine umfassende Arbeit von einem fremden Lieutenant, die Komödie Tantale en procès, von einem fremden Hofpoeten, und La lettre d'un aumônier de l'armée autrichienne, ein fliegendes Blatt des Marquis d'Argens; - Voltaire's Dialogue entre Marc Aurèle et un Recollet hatte sogar schon in den Oeuvres posthumes selbst einen unrechten Platz genommen. Auch die Auszüge aus Fleury's Kirchengeschichte und aus Bayle's Dictionnaire gehörten eben so wenig, wie Friedrichs Auswahl der besten Gedichte von Madame Deshoulières und Abbé de Chaulieu, oder der von ihm in Druck gegebene Esprit du chevalier Folard, in seine Werke, in welchen man aber eine Reihe größerer und kleinerer, schon bei seinen Lebzeiten einzeln, theils für vertraute Freunde, theils für das Publikum erschienene Schriften und Briefe ganz vermißte. Zwei Aufsätze über eine, zwischen den deutschen Fürsten zu stiftende Ligue, vom Jahre 1784, den Avant-Propos zu der ersten Abfassung der Histoire de mon temps, und die Pièces justificatives, welche Friedrich dem dritten Kapitel seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges ausdrücklich beigefügt hatte, zu beweisen, daß seine Feinde die wahren Anfänger dieses Kriegs gewesen, nahm ein damals besonders hochgestellter Staatsbeamter in seine eigenen Sammlungen von Staatsschriften und von akademischen Vorlesungen auf, ohne sie an den gebührenden Platz in des Königlichen Verfassers historischen Werken, bei deren Redaktion er eine unbeschränkte Vollmacht übte, hinzustellen. Viele andere der wichtigsten Manuskripte aller Art wurden von einem eben so einflußreichen Staatsbeamten, dem neuen Chef des geistlichen <6>Departements, geradezu in Privat-Besitz genommen und ungenutzt bei Seite gelegt; sechsunddreißig Packete Briefe von Verwandten und Freunden an den König gab derselbe zum müßigen Bewahren ins Archiv. Manches wurde nach Belieben (wie Gemeingut), von den Redaktoren und Buchhändlern um die Wette, an Sammler von Reliquien und Curiositäten einzeln und in Massen verschenkt: so ist die Hälfte des Anti-Machiavel, von Friedrichs eigener Hand, einem hiesigen Privatmann, der den Werth erkannte, zugewendet worden; für die, ihrer Weisheit und ihrer Sorge anvertrauete Ausgabe der Werke des großen Königs begnügten die genereusen Redaktoren sich mit dem bekannten ersten Drucke, welchen Voltaire in Holland, nicht durchaus zur Zufriedenheit des Verfassers, veranstaltet hatte. - Außer dem Examen du système de la nature wurden dem Publikum auch Remarques sur le système de la nature verheißen; die Buchhändler hielten aber ihr Versprechen nicht, sie sagten auch nicht, ob beide sich hinterher vielleicht nur als Verschiedene Abfassungen derselben Schrift erwiesen: nun sind die Remarques sur le système de la nature verloren.

Den durch alle drei Abteilungen zerstreuten Gedichten widerfuhren noch andere Unbilden. Bei den Oden und Episteln der früheren Zeit auf den urechten Druck der Oeuvres du philosophe de Sans-Souci zurückzugehen, war den sogenannten Sachverständigen gar zu unbequem; sie hielten sich an die, von Friedrich selbst aus momentaner Noth unecht gemachten Poésies diverses: dennoch war ihnen eine ganze Ode, « Au comte de Brühl, » als bedenklich noch im Wege; sie unterdrückten sie stillschweigend und, um die Zahl wieder voll zu machen, legten sie beliebig eine andere, Sur le temps, dafür ein. Auch die Reihenfolge der Gedichte änderten sie willkürlich ab: die Paraphrase de l'Ecclésiaste wurde durch eine unberufene Ode ersetzt und in einen späteren Rang gestellt, die elf Lettres en vers et en prose und <7>die Vers à Jordan wanderten in die Oeuvres posthumes hinüber, die sechs Epigramme sammt der Palinodie à Darget fanden erst in den Supplementen eine Stelle: statt dieser Palinodie wurde eine, an andern Ort gehörige Épître à Césarion als Ersatz gegeben. - Dieselbe Fälschung ist bei den druckfähig hinterlassenen Poesien wiederholt, wenigstens bei dem ersten Drittel, von welchem wir das offizielle Verzeichniß der dazu gehörigen sechsundzwanzig Nummern haben: zwei Gedichte dieses Heftes blieben weg; ihre Lücken aber wurden ehrlich oder täuschend ausgefüllt. Die offenbaren Textes-Aenderungen gehen theils aus den früheren Abfassungen einzelner Gedichte, theils aus Wiederholungen derselben in der Korrespondenz hervor. Ausgelassene Worte oder Eigennamen sind hier, wie in den Briefen, oft durch Sternchen zu errathen uns anheimgegeben. Was die beiden andern Drittel enthalten und erlitten haben - ist uns nicht bekannt, da die gesammten Manuskripte verloren sind. Sie gingen aus den Händen des Redakteurs gelichtet und geläutert in die Druckerei, und waren nun der Sorge des Setzers anvertraut, welcher - zufällig - das dritte Heft der Handschrift erst in Arbeit nahm, und dann das erste, zuletzt das zweite folgen ließ. Kein Mensch erfuhr den Schaden, bis die Werke ausgegeben waren und der Deutsche, achtsamere, überhaupt treuere Uebersetzer der hinterlassenen Werke, auch nicht mehr ganz zu rechter Zeit, das entsetzliche Versehn bemerkte, und mit offener Freimüthigkeit in seiner Vorrede sehr belehrend davon Kunde gab. - Die von dem Königlichen Dichter selber nicht gesammelten Gedichte wurden von den Redaktoren wenig der Mühe werth geachtet; doch gab man einigen von ihnen in den beiden andern Gruppen unverdiente Ehrenplätze, um das als bedenklich Ausgestoßene der Zahl nach durch sie zu ersetzen.

Aus der reichen Fülle von militärischen Lehrsystemen und Kompendien für die Generale des Verfassers haben die <8>Redaktoren überhaupt nur zwei gegeben, davon eines, die Vorzugsweise sogenannte Instruction militaire, in der französischen Übersetzung einer schlechten und lückenhaften Kopie der offiziellen deutschen Uebersetzung des Originals, naiv genug sammt den polemischen und antipreußischen Bemerkungen des Übersetzers, eines sächsischen Stabs-Offiziers. - Zwei nicht hieher gehörige Schriften, eine historische und eine pädagogisch-didaktische haben sie, verleitet durch die Titel, mit dazu genommen.

Wie die historischen, die philosophischen, die poetischen und die militärischen Werke, so wurden auch die Briefe des Königs entsetzlich gleichgültig und willkürlich behandelt: sie finden sich in den Oeuvres Posthumes und in den Suppléments nach Gruppen, und in andern Bänden die Antworten besonders; die Voltairesche und die d'Alembert'sche Korrespondenz wird in den Supplementen ansehnlich ergänzt; Voltaire's gesammte Briefe aber, darunter mehr als zweihundert bisher noch ungedruckte, welche ausdrücklich mit zugesagt waren und welche, zur nachträglichen Mittheilung an das Publikum, in den Händen der Verleger blieben, fehlen ganz und gar. - Briefe an den Grafen Algarotti und an den Baron Grimm sind aus Unachtsamkeit unter die Briefe an Voltaire und an Marquis d'Argens eingelegt. - Mitten unter den über alle Beschreibung schlecht geordneten, oder vielmehr in drei auseinanderliegenden Haufen über einander geworfenen Briefen an Jordan findet man l'Élégie à la ville de Berlin, adressé au baron de Poellnitz, und andere ähnliche, unter die Plaisanteries gehörige Stücke.

Vergebens sieht man sich auch nach dem nothdürftigsten kritischen Fleiße zur Bequemlichkeit und zur Verständigung des Lesers um; an eine durchgreifende Bestimmung der Abfassungs-Zeit der Schriften ist nicht gedacht; ein General-Tableau über alle fünf und zwanzig so confuse Bände fehlt. <9>Ein Avant-Propos zur Rechenschaft über die Redaktions-Arbeiten schien unnöthig; es war sogar unmöglich, weil so Unscheinbares an sich, und doch so Bedeutendes zugleich, nicht äußerlich erstrebt wird, sondern (wie ein Lied) als Blüte unwiderstehlich nur aus der Seele dessen dringt, der das ganze Werk mit Lust und Schmerzen in reiner Liebe an seinem Busen getragen und zur Welt geboren hat. Auch hat keiner der Redaktoren jemals sich als solchen nennen und aus seinem Arbeits- oder Sorgen-Antheil eine Ehrensache machen wollen. Nur wer den Druck der großen historischen Werke in den fünf ersten Bänden der Oeuvres posthumes zu vertreten hat, ist (auch nur aus zufälligen Entdeckungen) jetzt erst ganz gewiß zu sagen.

Auf die Art wurden König Friedrichs des Großen gesammte Werke zuerst Gemeingut aller Völker!

Eine dumpfe Ahnung sagte, noch ehe der Druck dieser Ausgabe begann, daß man nichts Rechtschaffenes, nichts eines solchen Fürsten-Autors Würdiges zu erwarten habe. Die Verleger aber protestirten öffentlich gegen sogenannte übelgesinnte Personen, welche die Ansicht verbreitet hätten, als würden die Manuskripte beträchtliche Aenderungen erleiden; sie beriefen sich auf die feierliche Versicherung des Kabinets-Ministers Grafen Hertzberg, daß so kostbare Werke ohne irgend eine Veränderung und ohne eine wesentliche Verkürzung gedruckt werden sollten; sie betheuerten, daß sogar die Nachlässigkeiten, welche dem erhabenen Verfasser im Schreiben entgangen sein möchten, unverändert bleiben sollten; noch mehr, sie gelobten, was sie aber auch nicht hielten, daß sie die Manuskripte, sobald der Druck beendigt wäre, gebunden auf der Königlichen Bibliothek niederlegen würden, damit jedermann sie einsehn könne.

Man hatte nicht das Uebelste geahnet! - Dennoch wurde, was dargeboten ward, mit unglaublicher Begeisterung aufgenommen, und bewährte Kritiker, wie Johannes<10> v. Müller, welcher nachher der Unsere wurde, und Freiherr v. Spittler, sprachen im Namen der Wissenschaft das Wort des Ruhmes und der Anerkennung aus, ihrer und des Königs würdig, zugleich die Schmach der Redaktoren, welche solche Schätze in so unwürdiger Gestalt dargereicht. Mit ihnen haben alle ähnlich gesinnte Edelste und Größte, von Justus Möser und Göthe an bis jetzt, Friedrichs Werken ihre Huldigung geopfert.

Dieser Autor-Ruhm des Königs wirkte ununterbrochen im Segen fort. Monarchen und Staatsbeamte, Gelehrte und Offiziere der Armee, Männer aller Stände und alles Glaubens erhoben sich an einem so durchaus vorurtheilsfreien Forscher der Wahrheit, an einem so begeisterten Bekenner der Wissenschaften, an einem Fürsten, der, ganz Landesvater, zu so vielen und zu so reifen Werken des Geistes die karg zugemessenen Mußestunden angewandt, und mit unumwundener Freimüthigkeit von seiner eigenen Regierung, in Krieg und Frieden, Rechenschaft gegeben. Daß er seine Zeit mit antikem Griffel in seltener Meisterschaft geschildert, in seinen Abhandlungen als Philosoph sich mit sich selber aufgeklärt und die Prinzipien seines königlichen Berufs als absoluter Denker aufgestellt; - daß er in seinen Poesien Lust und Schmerz der Seele ausgehaucht und - in den bedenklichsten Momenten seines Lebens dadurch Erhebung aufgesucht; daß er in seinen Briefen alle Saiten seines zarten, feinfühlenden Gemüthes angeschlagen, alle Regungen seines reichen, lebensfrohen Herzens dargelegt und, vom Jünglings-Alter bis zur Gruft, in dem unumwundenen freundschaftlichen Austausch der Ideen Nahrung, Bildung, Stärke und Erquickung aufgefunden, auch sein ganzes metaphysisches Bemühen, seine Ansicht von der bürgerlichen Gesellschaft - daß wir's mit Einem Worte sagen - alle seine Überzeugungen, alle seine Gefühle ohne Rückhalt offenbaret; - daß er endlich seinen Generalen Heeresführung, Heeresstellung, zum ewigen Segen<11> für Gegenwart und Zukunft, in sonnenklaren Lehrvorschriften vorgetragen, - das Alles wurde in aller Welt von Jahr zu Jahr mit immer frischem Danke anerkannt. Dabei blieb die bittere Klage, solche Geistesfrüchte in so unedelem Gefäße, so verwirrt und so beschädigt hingestellt zu sehen; ja, das Mißtrauen stieg so hoch, daß angesehene Männer und Patrioten, wie Herr v. Dohm, öffentlich argwöhnten, die Berliner Editoren könnten sich wohl gar in böser Absicht Zusätze gestattet haben: ein Verdacht, welchen wir erst gegenwärtig für durchaus unbegründet zu erklären die vollkommene urkundliche Befähigung besitzen.

Daher das ewige Echo von Johannes Müllers und von Gibbons scharfen Kraftausdrücken, daher die immer neue und immer lautere Stimme: Friedrichs Werke allesammt auf würdige Art zu einem, seiner selbst und seiner Enkel würdigen Geistesmonumente neu herauszugeben.

Mit besonderer Lebendigkeit that diese Forderung sich kund, als das erste hundertjährige Gedächtniß von des großen Königs Thronbesteigung nahete und ein besonderes Buch: « Friedrich der Große als Schriftsteller, Vorarbeit zu einer echten und vollständigen Ausgabe seiner Werke, von J. D. E. Preuß, » zur Feier dieses Jubelfestes, den seltenen Gegenstand der Königlichen Akademie der Wissenschaften anempfahl. - Da schenkten viele Ehrenmänner der wichtigen Sache patriotisch sofort ihre wichtige Zustimmung: vor allen der schon verklärte, aber unvergeßliche Minister aller wissenschaftlichen Angelegenheiten des Landes, und mit ihm der Minister Ancillon, der Großkanzler v. Beyme, der Minister v. Boyen, der wirkliche Geheime Rath Alexander v. Humboldt; und König Friedrich Wilhelm der Dritte, Höchstseligen Gedächtnisses, dessen lange, weise, unter vielen Stürmen gesegnete Regierung den besten Zeiten der Monarchie Preußen zuzurechnen ist, befahl seinem würdigen Kultus-Ministerium die Herausgabe vorläufig der historischen <12>Werke seines unsterblichen Groß-Oheims an. Der vollständig ausgearbeitete Entwurf des Unternehmens war die letzte Arbeit, welche der sterbende Minister v. Altenstein, im Angesicht des Todes, den Tag vor seinem Ende, seinem Herrn und Könige übersandte.

Aber, wie König Friedrich Wilhelm der Dritte zu dem großen Monument aus Erz, so legte er auch zu dem aus Friedrichs Schriften nur den Grund, und sein Sohn, der Erbe seines Throns und seiner Tugenden, erbte auch seinen Willen für Friedrichs wissenschaftliche Ehre. Der neue König übertrug der Akademie der Wissenschaften alsobald die Herausgabe der gesammten Werke König Friedrichs des Großen, in echter und des hohen Autors würdigster Gestalt. Die reichsten Mittel wurden von Seiner Königlichen Majestät angewiesen, und die Thätigkeit der Sachverständigen begann.

Was Kunst und Wissenschaft, nach des jetzt regierenden Monarchen Willen und Vorschrift, an dem Unternehmen äußerlich gethan, bezeugen die Bände, welche gegenwärtig, als der Beginn des Ganzen, ausgegeben werden; was innerlich geschehen muß, zum Zeugniß der Organe, welchen ein, patriotisch und literarisch so wichtiger Auftrag wurde, im Allgemeinen ausgesprochen werden, bis, nach Beendigung der großen Arbeit, in den vielen Avertissements oder Spezial-Vorreden des Redakteurs zu den einzelnen Schriften, die Quintessenz seiner umfassenden, an die Königliche Akademie der Wissenschaften drei Jahre lang erstatteten und ihrer sichern Obhut anvertraueten Berichte, als eine echte und urkundliche Rechenschaft der Welt vorliegen wird.

Diese Berichte des Redakteurs betreffen drei verschiedene Gegenstände: sie sprechen über seine Arbeiten in dem Königlichen Staats- und Kabinets-Archive, - sie sprechen über sämmtliche, von dem Publikum eingegangene Manuskripte und über die für unsere Ausgabe dadurch gewonnenen Kopien; - sie sprechen endlich über den allmähligen Fortschritt <13> der nun vollständig beendigten Redaktions-Arbeiten selber, mit sorgfältiger Entwickelung der dabei zum Grunde liegenden Ideen. Auch von jeder Arbeit des französischen Sachverständigen, welcher die grammatischen Korrekturen, nach der Instruktion des Redakteurs, zu besorgen, und, außer der gegenwärtigen literarischen Rechenschaft, auch die sämmtlichen Avertissements und Noten desselben zu übersetzen den Auftrag hat, ist genaue schriftliche und mündliche Anzeige gemacht worden. Auf diese Weise ist die Akademie der Wissenschaften von dem ersten Augenblicke an in ununterbrochener Uebersicht dieser seltenen patriotischen Angelegenheit verblieben.

Als Hauptgrundsatz für die neue Ausgabe galt: die gesammten Werke des großen Königs vollständig, unverändert und wohlgeordnet, mit den nöthigen Erläuterungen herzustellen.

Um die möglichste Vollständigkeit zu erreichen, hat die Akademie der Wissenschaften einen Aufruf an das Publikum erlassen, sie hat an mehrere auswärtige Regierungen unmittelbar deshalb geschrieben, und eben so natürlich die Unterstützung des eigenen Königlichen Kabinets-Archives nicht vergebens angesprochen.

Zwei Prinzen des Königlichen Hauses, des Prinzen Wilhelm und des Hochseligen Prinzen August Königliche Hoheiten, - vier fremde Regierungen: die von Braunschweig, Nassau, Rußland, Schweden, - und sehr viele Privatpersonen des In- und Auslandes, obenan die Frau Gräfin Henriette Itzenplitz-Friedland auf Cunersdorf bei Wrietzen und Herr Benoni Friedlaender in Berlin, haben den Schatz der Manuskripte auf das Zuvorkommendste vermehrt.

Darum dürfen wir, was die Vollständigkeit unserer Ausgabe betrifft, die Quellen, in Bezug auf die historischen, philosophischen und militärischen Werke, für durchaus erschöpft erklären; nur von den jugendlichen Gedichten des <14>sind einige, deren Titel aus seiner Korrespondenz mit Voltaire uns bekannt geworden, auf immer wohl verloren; eben so einige Operntexte, welche Friedrich in seinen Briefen an Algarotti nennt; - den Dialogue des morts entre la Vierge et la Pompadour und das bedenklich Scheinende in den Poésies posthumes, z. B. le Poëme sur l'origine des Polonais und l'Épître de remerciements au prince de Soubise, composé à Rossbach, le soir même de la bataille de ce nom, mögen die Redaktoren der vorigen Ausgabe mit Bedacht - auf immer wohl - beseitigt haben. Also dürfte eine wesentliche Bereicherung dereinst nur für die verwandtschaftliche und freundschaftliche Korrespondenz aus dem hiesigen Königlichen Kabinets-Archive zu erwarten sein, namentlich und vor Allem das Unbedenkliche und Beste aus der, elf Quartbände starken Sammlung eigenhändiger Briefe des Königs an seine Lieblingsschwester, die Markgräfin von Baireuth. Auch um die, zum Theil öffentlich besprochenen und sehr gerühmten Korrespondenzen des Königs mit Dieterich Baron von Keyserling, genannt Césarion, mit Frau Louise Eleonore v. Wreech, gebornen v. Schöning, mit Signora Barbarini (nachherigen Baronesse Cocceji, zuletzt Gräfin Campanini), mit der Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt, mit der verwittweten Kurfürstin Antonie von Sachsen und mit Frau v. Kannenberg, der Schwester des Kabinets-Ministers Grafen v. Finckenstein, haben wir uns ohne Erfolg bemüht; die interessante Korrespondenz mit der Königin Juliane, Gemahlin Friedrichs des Fünften von Dänemark, soll sich ganz in unserer Nähe befinden. Die Anfragen nach den Briefen von Voltaire an den König, in der Familie des letzten bekannten Inhabers derselben, sind unbeantwortet geblieben. Wohin die wenigen Briefe Friedrichs aus seiner Jugendzeit an den Herzog Leopold von Aremberg, an Lord Baltimore und an den Dichter Gresset gekommen; - ob ein <15>schriftlicher Verkehr mit dem Grafen Rothenburg, mit dem Obersten Quintus Icilius und mit ähnlichen Vertrauten und Befreundeten vorhanden, hat auch das unerschütterlichste Streben des Redakteurs nicht aufklären können. Vielleicht werden diese Blätter noch zu rechter Zeit der Schlüssel zu manchem, zeither vorenthaltenen, oder den Bewahrern selbst verborgenen Schatze, der, so viel wir ahnen und berechnen, nach Umfang, wie nach Inhalt sehr bedeutend ist und, was der einzige Mann an Frohsinn, Weisheit, Innigkeit und Tiefe des Gemüths vermochte, in tausend und aber tausend neuen Strahlen, immer wieder überraschend, offenbaren wird.

Die von uns erworbenen reichen neuen Manuskripte und die zeither schon durch den Druck bekannten Schriften sind, wie wir schon angedeutet haben, wesentlich in fünf große Klassen abgetheilt worden: in die historischen Werke, die philosophischen Werke, die poetischen Werke, welchen wir die Mélanges littéraires angereihet haben, in die Korrespondenz und in die militärischen Lehrschriften, welche alle in dieser Folge, in dreißig Bänden, sektionsweise der Welt vorgelegt werden sollen.

Als Vorbereitung zu dem Drucke ist nur nöthig befunden worden, nach dem eigenen Vorgange des hohen Verfassers, die gewöhnlichen orthographischen Ungleichheiten, sammt den ungenau geschriebenen Orts- und Personen-Namen zu verbessern. Bei den rein orthographischen Korrekturen konnten, da der König selber nie ein eigenes orthographisches System befolgt hat, zwei verschiedene Ansichten zur Sprache kommen: des Redakteurs Meinung nämlich war, die Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci, die letzte Original-Ausgabe der Mémoires de Brandebourg und die Original-Ausgaben aller übrigen, von Friedrich selbst in Druck gegebenen, freilich von gar verschiedenen Gehülfen (Darget, d'Arnaud, Voltaire, Abbé de Prades, <16>Marquis d'Argens, de Catt, Thiébault, Abbé Bastiani) revidirten Schriften, wesentlich als bindendes Gesetz anzusehen. Dabei fanden sich aber in dem Augenblicke, wo die Setzer ihre Instruktion bekommen sollten, so bedeutende äußere und innere Schwierigkeiten, daß die Ansicht des akademischen Ausschusses, die sechste und letzte Ausgabe des Dictionnaire de l'académie française, vom Jahre 1835, zum Grunde zu legen, auf das Entschiedenste den Vorzug verdiente, weil sie nicht nur eine, alle Zweifel, alle Willkür, alle Verschiedenheit durchaus abschneidende Norm gewährte, sondern auch den Briefen von Voltaire, d'Alembert, Condorcet und von ähnlichen literarischen Freunden in der Korrespondenz ihr Recht werden ließ. - Die ganz französirten Ortsnamen haben wir nach dem allgemeinen Gebrauch geschrieben; außerdem haben wir dm Orts- und Personen-Namen ihr gutes Recht widerfahren lassen: in den deutschen besonders haben wir die Buchstaben ü und u gebührend unterschieden, und ou nur für die auf bourg endigenden beibehalten, also Lützen und Schlüter - Ruppin und v. Blumenthal, - Brandebourg und Charlottenbourg gesetzt. - Bei den durch Siege berühmt gewordenen Orts-Namen ist die historische Form, z. B. Blenheim, der topographischen (Blindheim) vorgezogen worden; eben so bei einigen berühmten Familien, welche die fremde Schreibung selbst angenommen haben: der General-Lieutenant Rudolph Graf v. Rothenburg z. B. schreibt sich durchaus Rottembourg. Lord Marischall schreibt sich auf Französisch immer le Maréchal d'Écosse. Der unsterbliche Sohn des Brandenburgischen General-Artillerie-Meisters Hans Meinhardt von Schoenburgk hat sich selbst constant le maréchal duc de Schonberg geschrieben; und doch ist sein Sieges-Name Schomberg in Geschichtswerken und auf Medaillen so entschieden durch alle Welt gegangen, auch bei uns im Brandenburgischen in offiziellen Ausfertigungen nur so geschrieben <17>worden, daß man ihn fast, trotz bessern Wissens, nicht anders schreiben kann, ohne Aufsehn zu erregen. Matthias Graf von der Schulenburg schreibt sich, seltsam genug, Schulemburg. - Wo der Redakteur selbst den Namen des Königlichen Verfassers dieser Werke schreibt, da nennt er ihn natürlich Frédéric; wo die eigenhändige Unterschrift von Briefen und am Schlüsse von Schriften beizubringen ist, da steht mit Absicht ganz genau, bis zum 1. Juni 1737, Frederic (ohne Akzente), und von da an, ohne Veränderung, Federic.

An den Eigenthümlichkeiten der Sprache selbst ist so wenig in diesen Werken geändert worden, daß man es sogar vorgezogen hat, entschiedene Undeutlichkeiten lieber durch kleine Anmerkungen zu erklären. Eben so ist an den historischen Thatsachen auch nicht das Mindeste geändert worden, sondern man hat auch hier nur durch erklärende, berichtigende und - durch vertheidigende Noten dem Leser zu Hülfe kommen wollen, welche sich nur bei dem ersten Bande, der die Mémoires de Brandebourg, eine großentheils kompilatorische Arbeit, in sich faßt, etwas häufen. Diese Noten und sein übriges kritisches Bemühen wollte der Redakteur ursprünglich, am Schlusse jedes Bandes oder jeder Sektion, ganz beisammen halten, theils aus natürlicher Bescheidenheit, einem solchen Autor gegenüber, theils aus Scheu, die typographische Schönheit des Drucks zu gefährden: er hat sich aber dem einstimmigen Beschlusse des akademischen Comité's, jeder hülfsbedürftigen Stelle sofort unter dem Text das Ihrige zu leisten, gern gefügt, um so lieber, als ihm, was Gibbon sagt, immer in den Ohren tönte: « Hätte je ein britischer König solche und so viele Schriften hinterlassen, gewiß würde das Parlament eine angemessene Summe ausgesetzt haben, um eine, mit allem literarischen Apparate versehene, durch größte Korrektheit und typographische Pracht glänzende Ausgabe derselben zu veranstalten. »<18> Auch hat der Typograph von den Noten keinen Nachtheil für die Eleganz befürchtet.

Die französische Korrektur hat der französische Grammairien besorgt; die Revision des Drucks ist der Sorge des Redakteurs anvertraut gewesen.

Die, durch drei und vierzig historische Portraits und durch viele Schluß-Vignetten geschmückte Prachtausgabe in Quart, nur zweihundert Exemplare zu Königlichen Ehrengeschenken bestimmt, und die gleichzeitig, ebenfalls in fünf Abtheilungen erscheinende saubere Handausgabe für das Publikum, welche beide Seine regierende Majestät mit gleich theilnehmender Sorge unmittelbar befohlen und bis auf die Wahl der Lettern und der artistischen Ausstattung angeordnet haben, sind also, wie äußerlich würdig, so innerlich vollständig und echt.

Die historischen Werke waren bisher nur unvollständig und ungeordnet mitgetheilt; jetzt liegen sie in sieben aufeinander folgenden Bänden, in natürlicher Reihenfolge vor, nämlich die Brandenburgische Geschichte sammt den vier kulturhistorischen Beilagen in Einem Bande, die Geschichte der eigenen Regierung in fünf Bänden, und die zwölf vermischten historischen Schriften in Einem Bande. Was die früheren Herausgeber am Texte verändert oder (wie die müßigen Minister-Konferenzen im Kloster Braunau, vom Jahre 1778) rein aus persönlicher Eitelkeit, von dem Ihrigen hinzugefügt hatten, ist beseitigt; die vielen und großen Lücken sind vollständigst aus des Königs eigener Handschrift ausgefüllt; die beiden übersehenen Avant-Propos, das zur Brandenburgischen Geschichte von 1748 und das zur Histoire de mon temps vom Jahre 1746, sind den späteren von 1751 und 1775 gebührend beigesellt; die Pièces justificatives über die wahre Veranlassung zum siebenjährigen Kriege, an der von dem Verfasser angegebenen Stelle eingelegt; die beiden schon erwähnten Aussätze über eine deutsche Ligue aufgenommen. <19>Aus Gründen, welche in unsern Avertissements zu den einzelnen Schriften näher sich entwickelt finden, haben wir nach eigener literarischer Überzeugung anhangsweise noch hinzugefügt: eine von dem Könige nach dem Siege bei Czaslau in Druck gegebene Beschreibung dieser ersten, ganz von ihm selbst gewonnenen Schlacht, - seine, mit dem englischen Gesandten am sächsischen Hofe, Thomas Villiers, zur Herbeiführung des Dresdener Friedens geführte Korrespondenz, welche alsbald in England und, mit der Revision des Königs, auch zu Berlin in Druck erschien, - seine, absichtlich ebenfalls sogleich veröffentlichte Korrespondenz mit dem Könige von Polen über den preußischen Einfall in Sachsen beim Beginn des siebenjährigen Krieges, - endlich die letztwillige, politisch-militärische Disposition, aus dem Marschquartier Grüssau, den 10. August 1758, an den Prinzen Heinrich, seinen Bruder, gerichtet, und das herrliche Testament des Königs vom 8. Januar 1769: die beiden, auch eigenhändig abgefaßten Testaments politiques, aus den Jahren 1752 und 1768, haben sich (nach höherem Ermessen) zur Aufnahme in die Werke nicht geeignet. - Ueberall ist die Sprache, bis auf die geringfügige orthographische Korrektur, in ihrer ganzen Eigenthümlichkcit wieder hergestellt. So sind auch die Versehen in der historischen Darstellung selber an ihren Platz zurückgetreten.

Dasselbe gilt von den sämmtlichen zwanzig, der Zeitfolge nach von uns geordneten philosophischen Schriften, unter welchen der Anti-Machiavel in der ersten, von Voltaire etwas willkürlich besorgten, aber mit ihren Vorzügen und mit ihren Mängeln Gemeingut der Welt gewordenen Ausgabe, und auch in der nur um ein einziges Kapitel defekten eigenhändigen Abfassung erscheint. Auch die übrigen Abhandlungen sind, wo sich die Manuskripte fanden, auf ihren eigenthümlichen Werth zurückgebracht oder, wo möglich, nach den besonderen Original-Ausgaben wiedergegeben <20>worden: nur wo beide fehlen, folgen wir aus Noth der alten Berliner Gesammt-Ausgabe. - Zwei jugendliche Uebungen, welche anderweitig durch den Druck bekannt geworden: « Wie ein Prinz von hoher Geburt leben solle » (aus dem Jahre 1720) und « Von der gegenwärtigen Politik Preußens » (in Cüstrin) vor seiner völligen Begnadigung, beide französisch, von Friedrich abgefaßt; auch der, ebenfalls aus der Verbannung seinem Vater in deutscher Sprache eingesandte, noch nicht gedruckte « Plan wegen des Commercii nach Schlesien », gehören, ihrer unselbstständigen Haltung und ihrer absichtlichen Beimischungen wegen, nicht in den Kreis freier schriftstellerischer Thätigkeit, welche erst mit dem neuen Leben in Rheinsberg und Ruppin beginnt, und auf Sans-Souci zur vollen Blüte treibt; doch werden wir der zweiten Abhandlung, welche brieflich an den Kammerjunker von Natzmer gerichtet ist, ihren Platz in der Korrespondenz einräumen; die dritte gehört als Beilage zu einem Briefe des Kronprinzen an den König.

Die Gedichte und die daran grenzenden belletristischen Aufsätze sind von uns in drei große Abtheilungen gesammelt und verbunden worden; zwei Bände enthalten diejenigen Gedichte, welche Friedrich zuerst 1750 unter dem (von uns beibehaltenen) Titel « Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci » seinen Freunden gewidmet hat, und welche er zehn Jahre später, auf äußere Veranlassung, gegen seine Neigung mit bedeutenden Veränderungen, deshalb ausdrücklich aber nicht unter dem alten Ehrentitel, sondern (nach seinen eigenen Worten) « wie Bastarde » schlechtweg als « Poésies diverses », zur Hälfte wieder drucken lassen. Wir legen unsrer Ausgabe jene echte, ursprüngliche Abfassung in dem verbesserten Drucke vom Jahre 1752 vollständig und ganz getreu zum Grunde, und fügen die durch politische Nothwendigkeit gebotenen Abänderungen (im Ganzen 107 neue Verse zu fünf verschiedenen Gedichten) unter dem Text hinzu; <21>auch die beiden, den Bedenklichen zum Trost neu hinzugefügten Stücke: die Ode à la Calomnie und die Stances, Paraphrase de l'Ecclésiaste behalten wir an ihrem Platze, ohne sie aber mitzuzählen, bei; die unberufene Ode sur le temps stellen wir an ihren Ort in die Poésies éparses. Anhangsweise theilen wir die siebente Ode « Aux Prussiens » und den Anfang des größeren didaktischen Gedichts L'Art de la guerre, in ihren früheren Abfassungen mit Voltaire's kritischen Bemerkungen mit. - Die zwei folgenden Bände geben die Gedichte der späteren Zeit, von uns Poésies posthumes genannt, nach dem Texte der Oeuvres posthumes, aber in der Reihenfolge, wie die nicht mehr vorhandenen Manuskripte letzter Hand, offiziellen Verzeichnissen und Nachrichten zufolge, sie ohne Titel aus des Königs Feder enthalten haben. Die beiden Gedichte Aux Écraseurs und Congé de l'armée des cercles et des tonneliers nehmen wir aus dem ersten Bande der Supplemente wieder weg, um sie hieher in den gebührenden Rang zu stellen. Anhangsweise theilen wir zwei Oden und acht Episteln dieser Sammlung nach Friedrichs eigenhändigen, aber früheren und unvollkommneren Abfassungen mit, und zwar die Ode an den Prinzen Heinrich in zwei Versuchen. Von drei andern, gefeilteren Gedichten fügen wir die Varianten aus Original-Manuskripten bei. Ein Mehreres vermögen wir auf diesem Felde selbstständig nicht, weil eben die Autographen letzter Hand, sowie die Manuskripte der Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci, sämmtlich fremdes Eigenthum geworden. - Diejenigen Gedichte an Voltaire und an Marquis d'Argens, welche Friedrich aus dem brieflichen Zusammenhange herausgenommen und unter die Poesien seiner beiden Sammlungen für sich hingestellt hat, geben wir zweimal: unter den Gedichten nach der letzten Ueberarbeitung, in der Korrespondenz mit den dazugehörigen Briefen in ursprünglicher Abfassung. - Die zwei letzten<22> umfassen, unter den auch von uns gewählten Titeln Poésies éparses und Mélanges littéraires, alle diejenigen Gedichte und belletristischen Aussätze, deren Friedrich, als er die erste Sammlung drucken ließ, sich nicht mehr erinnerte; dann alle diejenigen Gedichte der späteren Zeit, welche er nach dem, Abschlusse der zweiten Sammlung geschrieben; endlich alle diejenigen Piècen, meistens ironische und satirische Facéties in ungebundener Sprache, welche gleich nach der Abfassung handschriftlich, oder als fliegende Blätter einzeln gedruckt, in alle Welt gingen, auch wohl nur in die Hände von vertrauten Freunden kamen, und von dem Dichter selbst nicht weiter beachtet wurden, weil er, wie er selbst einmal bedauert, keine Abschriften davon behalten hatte. In dem bunten Reigen dieser beiden Bände glänzen, neben dem Bekannten, manche neu erworbene Kostbarkeiten: viele Oden und Episteln, drei Operntexte, eine Komödie, acht Liebesgedichte (während der späteren Noth des siebenjährigen Krieges) in de Catt's, seines Sekretärs Namen, von dem Könige an dessen Braut gerichtet, - die vollständige poetische Beschreibung der bekannten Reise nach Straßburg, eine Éloge de la Paresse, zwei Träume, in dem erhabensten Ideenschwunge abgefaßt, und ein in Bossuet's Kanzelton ironisch gehaltener Sermon sur le jour du jugement. - Die beiden Träume, deren wir so eben mit besonderer Freude zu gedenken hatten, gehören zu dem vielen Schönen, das uns aus der Kaiserlichen Eremitage-Bibliothek in St. Petersburg zugeflossen, welche den von dem Grafen Suchtelen in Ferney selbst erworbenen ganzen Voltaireschen Manuskripten-Nachlaß aufbewahrt, und welche zu drei verschiedenen Malen sich zum Segen unserer Ausgabe der Friedrichs-Werke geöffnet hat.

Noch mehr wie die Gedichte offenbaren die Briefe des Königs (der schönste Wiederschein des mündlichen Verkehrs im Leben mit den Gleichgesinnten) den größten Reichthum <23>seines Kopfs und seines Herzens. Darum ist seine Korrespondenz einer der wesentlichsten Theile aller seiner Werke, und wir sind doppelt glücklich, auch diese Abtheilung derselben in vorher nie gekannter Fülle, Ordnung und Genauigkeit geben zu können. Das Geheime Kabinets-Archiv, welches zur Mittheilung der « Haus-Korrespondenz » nicht befugt gewesen, hat, namentlich zu der wichtigen Korrespondenz mit Marquis d'Argens, die interessantesten Bereicherungen gespendet, und für die verwandtschaftliche, wie für die übrige rein menschliche Korrespondenz überhaupt, ist von vielen andern Seiten her: durch die dankenswertheste Theilnahme der beiden ehrfurchtsvoll genannten Prinzen des Königlichen Hauses, der hohen fremden Monarchen und Regierungen, auch von Privatpersonen, eben so durch Kauf, viel des Wichtigsten und Besten zusammengeströmt. - Der Leser wird bemerken, daß hier nur von Briefen die Rede ist, welche Friedrich als Verwandter, als Freund, als Vertrauter und im wissenschaftlichen Austausch der Ideen geschrieben hat; doch zählen wir dahin die Briefe auch, welche er mit den verwandten und befreundeten Generalen seines Heeres: mit seinem Bruder Heinrich, mit seinem Schwager, dem Herzog Ferdinand von Braunschweig, mit dem Feldmarschall Keith und dem Baron de la Motte Fouqué, seinen Freunden, in den Kriegesjahren und über Kriegcs-Angelegenheiten gewechselt hat, weil in ihnen Inhalt und Ton, wie im Gewebe Aufzug und Einschlag, unzertrennlich sind, weil sie als ein wesentliches Ganzes, aus zwei Einheiten, aus militärischer Intelligenz und aus traulichem Gemüth geschaffen, die unerschütterliche Kraft und Innigkeit des gesammten Menschen als Menschen vor uns stellen. In andern freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Korrespondenzen, z. B. mit der berühmten Herzogin Louise Dorothee von Sachsen-Gotha, mit seinem Neffen, dem Erbstatthalter Wilhelm dem Fünften von Oranien, und <24>mit Gustav dem Dritten, Könige von Schweden, seinem Neffen, geben sich politische Schattirungen kund. In den seelenvollen Briefen an Milord Marischall tönt hie und da ein leiser diplomatischer Anklang durch die Innigkeit der Hochachtung und Freundschaft mit hervor. - Friedrichs landesherrliche Erlasse dagegen und seine administrativen Instruktionen bilden ein anderes Monument, das landesväterliche, für sich; auch seine umfassenden rein politischen und rein militärischen Korrespondenzen, wie seine vielen Schlachtberichte und Campagne-Journale werden einst, in selbstständigen Ausgaben, die Größe des rastlosen Staatsmanns und Soldaten in immer hellerem Lichte offenbaren. - Wäre es bei der Sammlung jener, wir möchten sagen menschlichen Briefe des Königs auf eine Ausgabe für die Schule, für den literarischen Gebrauch der Gelehrten, oder für ähnliche besondere Zwecke abgesehn gewesen, so hätte sich vielleicht die chronologische Reihenfolge geltend machen können: da in unsrer Lage aber das monumentale Moment der Ausgabe das einzig wesentliche ist, - da die Antworten der Männer, mit welchen Friedrich in ununterbrochenem geistigen und gemächlichen Verkehr gestanden, an Zahl und Inhalt gleiche Geltung haben, - da viele Blätter ohne Datum unterlaufen und da ganze, herrliche Korrespondenzen in Deutscher Sprache nicht unbeachtet bleiben dürfen, so war es dringend Pflicht, den unschätzbaren Briefvorrath, welcher allein zwölf starke Bände betragen und die lauterste Quelle für eine psychologische Biographie des Königs bieten wird, nach den Korrespondenten in Gruppen (grade so wie die Gedichte, ja wie die gesammten Werke selbst) zu vertheilen, wobei zu dem anderen Gewinn sich auch der gesellt, daß nun die persönlichen Verhältnisse und die gleichartigen Stoffe rein beisammen erhalten und durch das bunte Durcheinander der verschiedenen Interessen und Gegenstände nicht gestört und unterbrochen werden. Die einzige Bequemlichkeit der <25>Datums-Folge wird am Ende durch ein vollständiges chronologisches Verzeichnis) auch unsrer Anordnung zu Gute kommen.

Die letzte Section unsrer Ausgabe umfaßt die militärischen Instructionen des Königs in zwei Bänden, einige dreißig an der Zahl, darunter fünfzehn allein in der französischen Original-Abfassung, die übrigen in deutscher Sprache, wie sie handschriftlich an die Generale und Stabsoffiziere als Lehrschriften ausgegeben worden. Die General-Prinzipia vom Kriege, welche das Königliche Kabinets-Archiv in zwei verschiedenen französischen Abfassungen von des Verfassers eigener Hand bewahrt, erscheinen hier zum ersten Male nach dem späteren, sehr vermehrten und verbesserten Autographe, und um drei wichtige Kapitel reicher, als die echte deutsche Übersetzung und die unechten französischen Ausgaben.

Bei dem monumentalen Charakter dieser echten und vollständigen Sammlung aller Werke des Königs haben wir, länger als ein halbes Jahrhundert nach dem Tode des Verfassers, gern vernommen, was ein großer, als Naturkundiger und Geschichtsforscher gleich geachteter Gelehrter unsrer Tage, eben in Bezug auf diese Sammlung sagt: « Der Wendepunkt wird sein, bei so alten Begebenheiten das Geschehene als der Weltgeschichte und dem Weltgerichte angehörig zu betrachten und in Meinungen, die über Petersburg und Wien sind ausgesprochen worden, keine andere Deutung zu suchen, als die, daß diese Meinungen die Ueberzeugungen waren, welche der Drang der Begebenheiten in einem großen Geiste hervorrief. » - Deshalb auch haben wir keinerlei Bedenklichkeiten Raum gegeben, um ehrenhaft sagen zu können: Hier Friedrich und sein Geist! Doch haben wir in diesem Stücke nur wenig Ehre vor den früheren Berliner Herausgebern voraus, welche bei dem, was die Prinzipien und die Überzeugungen des großen Königs überhaupt und seine Ansichten vom Glauben, vom Staate und von <26>Regentenpflichten insonderheit betrifft, mit einer, in ihrer Zeit doppelt schätzenswerten (wenn auch unbewußten) Unbefangenheit, namentlich in den Briefen und Gedichten das Allerstärkste und Schärfste drucken ließen: bei der unparteiischen Beurtheilung von historischen Personen freilich nicht eine gleiche Entschiedenheit bewiesen. Auf jeden Fall gebührt dem damaligen verantwortlichen Redakteur, wer er auch sei, hier um so mehr die offene historische Rechtfertigung, da manche als unbedenklich von ihm gegebene, und von uns buchstäblich wieder aufgenommene Aufsätze, Gedichte und Briefe, in den Denkwürdigkeiten des oben genannten Preußischen Geheimen Raths geradezu als übelwollender Verrath des Staatsministers von Woellner an dem großen Könige ungerecht und unkritisch angesehen werden.

Der Leser wird sich wohl versichert halten, daß wir mit Freuden Alles geben, was wir mühsam eingeerntet haben, und was prinzipiengemäß in den Kreis dieser Werke hineingehört. Selbst von den vielen Poesien haben wir wissentlich kein einziges Blatt ausgelassen, weil, abgesehn vom dichterischen Werthe, überall sich irgend eine Eigenthümlichkeit oder ein Bezug auf Lagen und Verhältnisse erblicken läßt. Nur bei den Briefen haben wir die ganz gehaltlosen übergangen, welche weder ein wissenschaftliches, noch ein artistisches, noch sonst irgend ein charakteristisches Gepräge an sich trugen.

Jeder selbstständigen Schrift, durch alle Werke hindurch, haben wir ein Avertissement vorgesetzt, um über das Manuskript oder über die etwanige frühere Ausgabe das Nöthige zu sagen, und über das Entstehen und den Werth unsers gegenwärtigen Textes Rechenschaft abzulegen. Bei den Poésies éparses und bei den Mélanges littéraires ist unter jeder einzelnen Pièce ihr Ursprung nachgewiesen. Auf die Art treten alle Quellen der gesammten Ausgabe an das Licht, als Zeugen unsrer Treue und unsers Dankes.

<27>Alle Manuskripte, welche an die Akademie der Wissenschaften oder unmittelbar an den Redakteur eingegangen sind, auch die, welche in dem Königlichen Kabinets-Archive ihm zur Benutzung vorgelegt worden, hat derselbe eigenhändig abgeschrieben; immer auch hat er die Kopien, nach wiederholtem Lesen, nochmals mit den Autographen genau verglichen. Das Wenige, was der Beauftragte der Akademie im Archive durch eine fremde Feder in Abschrift nehmen lassen, ist von ihm mit dem Kopisten gemeinschaftlich verglichen worden. Ebenso sind von demselben die von der Frau Gräfin Itzenplitz in den sorgfältigsten Kopien geschenkten Stücke mit einer Dame, welche diese Abschriften in patriotischer Teilnahme überwacht hatte, gemeinschaftlich verglichen und den Original-Manuskripten wörtlich treu erfunden worden. - Die Russische und die Schwedische Regierung haben nur vidimirte, mit sorgsamster Eleganz und mit der sachkundigsten Gewissenhaftigkeit ausgestattete Kopien zum Geschenk gemacht; also bei diesen beiden Schenkungen allein kann der Redakteur sich keiner Einsicht in die Original-Handschriften rühmen: er darf sich aber ihrer vollkommensten Treue und Zuverlässigkeit durchaus versichert halten.

Alle durch den Druck schon bekannte Schriften, kleine wie große, einzelne Briefe, einzelne Gedichte und Abhandlungen, wie ganze, zusammen gehörige Gruppen derselben, deren Autographen sich im Königlichen Kabinets-Archive fanden oder sonst zugänglich waren, sind mit denselben genau verglichen worden.

Ein Auslegen der benutzten Manuskripte zur Einsicht für das Publikum, um den Beauftragten der Akademie der Wissenschaften zu kontroliren, ist nach dem Gesagten eben so unmöglich, wie es in der That unnöthig ist. Der Kritik und den Behörden ist, in Bezug auf die in öffentlichem Besitz befindlichen Autographen und Original-Kopien, jeden Augenblick die detaillirteste Kontrole dargeboten; eben so <28>leicht werden die Privatbesitzer Druck und Handschrift neben einander halten oder den Betheiligten die Prüfung gönnen. Eine beruhigendere äußere Bürgschaft aber wüßte der Redakteur, neben seine niemals angefochtene historische Gewissenhaftigkeit, nicht zu stellen, als die, daß er alle Privatbesitzer und alle öffentliche Bewahrer der durch seine Hände gegangenen, d. h. sämmtlicher, dieser Ausgabe zum Grunde liegenden Manuskripte hiemit aufruft, laut ihre Stimme mit amtlicher Anklage in den Zeitungen zu erheben, wenn sie ihre Mitteilungen nicht getreu wiederfinden sollten. - Für die Texte von einigen philosophischen Abhandlungen, von den gesammten Poésies posthumes und von einigen anderen Gedichten, auch von mehreren Korrespondenzen, welche wir den früheren Berliner und Baseler Editoren, oder den besonderen Briefausgaben, in Ermangelung der Manuskripte, nachzudrucken gezwungen sind, können wir die Verantwortung nicht übernehmen: sie sind in unsern Avertissements genau angegeben, und mögen von den verschiedenen Sammlern vielfach verändert, d. h. gemildert und verbessert sein; wir geben sie, mit der gebührenden kritischen Sorgfalt, wie wir sie gefunden haben. - Unsere Wiederholung der Original-Ausgaben des Königlichen Verfassers findet in diesen selbst unmittelbar die Beglaubigung.

Diejenigen echten Schriften des Königs, von welchen kein Autograph, keine von dem Autor eigenhändig nachgebesserte Original-Kopie, keine beweisende Briefstelle, oder ein sonstiges unmittelbares Zeugniß beizubringen war, haben wir aus mittelbaren Gründen als die seinigen legitimirt.

Wo der Verfasser selber nicht das Datum der Abfassung einer Schrift oder eines Gedichtes unterzeichnet hat, da haben wir, aus äußeren oder aus inneren Gründen, die Zeit ermittelt und in Klammern beigefügt; eben so sind die bei den Briefen ergänzten Orts- und Zeitbestimmungen von den urkundlichen Daten unterschieden worden. - Die Anmerkungen <29>des Königs, mit welchen er alle seine prosaischen und poetischen Werke, die Briefe natürlich ausgenommen, mehr oder minder ausgestattet hat, sind in unserer Ausgabe mit arabischen Ziffern, welche durch jeden Band fortlaufen, ausgezeichnet; die Noten des Redakteurs sind durch kleine (lateinische) Buchstaben eingeführt. - Die in Briefen und Gedichten von den früheren Herausgebern absichtlich gelassenen Lücken von Namen und einzelnen Worten haben wir, in Ermangelung der Manuskripte, nicht alle auszufüllen vermocht; unsere Ergänzungen stehn in Klammern.

Bei den historischen Werken haben wir, wo es nöthig war, den Königlichen Verfasser in seiner Zuverlässigkeit vertheidigt und gerechtfertigt, oder auf die Gegenrede der von ihm Gekränkten und auf die Widerlegung ihrer Freunde hingewiesen. Die Verträge und Friedensschlüsse nachzuweisen, schien uns überflüssig, weil dem Leser, der sie einsehn will, die Sammlungen von du Mont und Rousset, Dogiel, Wenck, Graf Hertzberg und Martens nicht fehlen können. - Bei den philosophischen und militärischen Werken haben wir die nöthigen Erläuterungen gegeben; bei den Briefen und Gedichten sind die Anspielungen gedeutet; überall auch sind die eingelegten fremden Verse und Sentenzen, sammt den Erinnerungen und Nachbildungen von schönen Stellen aus andern, namentlich französischen, italienischen, lateinischen und griechischen Dichtern, Friedrichs Lieblingen und poetischen Evangelien, in ihren Quellen nachgewiesen.

Und so hoffen wir denn, der Leser werde es wohl bemerken, daß der Redakteur von seiner Arbeit, einer Arbeit rein aus Liebe, aus wissenschaftlicher Begeisterung, dein Umfang und dem Inhalt nach, stets sehr hoch gedacht - und - demgemäß auch nach Gebühr gehandelt, daß er zumal seinen Autor in zwanzigjährigen Studien so zu durchdringen und die Werke desselben, in fünfjährigen unausgesetzten Bemühungen, so zum Drucke vorzubereiten sich beflissen habe, <30>als käme es darauf an, von seinen eigenen Schriften Rechenschaft zu geben. Wo, in entlegenen Gebieten, die eigenen Kräfte nicht genügten, da haben gediegene Männer von nahe und ferne dem Beauftragten der Akademie mit patriotischem Eifer, als wahrhaft wissenschaftliche Freunde und Genossen ausgeholfen. Auch ihre Namen, wie die Ehrennamen manches Archiv- und Bibliothek-Beamten, werden dankbar der Geschichte unsers Strebens wohl erhalten bleiben.

Bei jedem Bande und bei jeder Abtheilung ist der Inhalt nachgewiesen; dem letzten Bande wird ein chronologisches Verzeichniß aller Schriften beigegeben werden: was sich hier nicht findet, ist, obgleich es unter Friedrichs Namen keck in Druck und Handschrift ausgeboten wird, mit entschiedenster Gewißheit (von den Considérations sur l'état de la Russie sous Pierre-le-Grand an, bis auf die vielerlei Matinées Royales und Dernières pensées du grand Fréderic) für durchaus unecht zu erklären. Auch einen Commentaire sacré sur le conte de Peau d'âne, welchen Thiébault in seinen Souvenirs (ganz gewiß nur aus Versehen statt des Commentaire théologique de Don Calmet sur Barbe-Bleue) nennt, hat der große König nie geschrieben. Selbst in den offiziell aufgenommenen und durch den Druck bekannt gemachten Listen der, bei Friedrichs Tode in den Schlössern vorgefundenen Manuskripte, - nicht minder in dem Verzeichnisse der von seinem Sekretär de Catt hinterlassenen Handschriften steht Einiges, was bestimmt als unecht nachgewiesen werden kann; Anderes ist gewiß abhanden gekommen, ehe beiderlei Sammlungen (die de Cattsche sogar 1831 erst) den Weg in das Königliche Kabinets-Archiv gefunden. Unter den, von dem Sekretär Villaume erkauften Manuskripten ist die Tragödie Alexis in fünf Akten nichts Anderes, als Voltaire's letztes Trauerspiel Irène, welches Friedrich von den Angehörigen des Dichters, nach dem Tode desselben, sich erbat, und sammt der autographi<31>schen Erlaubniß der Pariser Polizei zur Aufführung und zum Druck, vom 6. Januar 1778, als Geschenk erhielt.

Die Facsimile zeigen deutlich, wie der große König die Sprache in ihrer Orthographie behandelt hat, und was wir an derselben im Kleinen und Unwesentlichen zu retouchiren genöthigt waren.

Bei der ganzen Ausgabe-Angelegenheit haben die Weisheit und der Wille des regierenden Königs, Friedrich Wilhelms des Vierten Majestät, als Prinzip vorgeleuchtet, ganz im Einklang mit den strengsten Forderungen der Kritik, der Wissenschaft eben so zur Freude, wie die äußere Ausstattung ein Zeugnis; der Kunst und Industrie der Gegenwart sein und bleiben wird; so wie das ganze Unternehmen ein Monument des Herrschers ist, der seinem Ahnherrn dieses einzige Monument geistigen Ruhmes gewidmet hat.

Und dieser weise Wille des Monarchen ist auf das Eifrigste der Erfüllung entgegen getragen worden durch ein hohes Kultus-Ministerium, dessen würdiger Chef die ganze Angelegenheit zu einer besondern Ehrensache gemacht, und dessen Geheime Rath, der gelehrte Herausgeber von Johann Winckelmanns Werken, in dem geistigen Monument des großen Königs, von dem ersten Augenblicke an, mit patriotischer Freude der eigenen Ueberzeugung gehuldigt hat.

Dieselbe schuldige Anerkennung opfern wir mit den lebendigsten Gefühlen dem akademischen Ausschusse, namentlich auch dem eben so unermüdlichen, als geschäftskundigen Vorsitzenden, für die Weisheit und für die Ausdauer, mit welcher sie die gesammte Ausgabe-Angelegenheit bisher verwaltet haben.

Der General-Direktor der Königlichen Museen, auch zum akademischen Ausschusse gehörig, hat sich besonders noch um die seiner Leitung anvertrauete artistische Ausstattung, namentlich um die Erforschung der besten historischen Original-Portraits zu den Kupferstichen sehr verdient gemacht.

<32>Wie der oben schon genannte Gelehrte von welthistorischem Ruhme, in Friedrichs und in des gegenwärtigen Monarchen Geist und Sinn, das große Unternehmen unausgesetzt geschirmt, gehegt, gefördert, wird von den unparteiischen Annalen der Geschichte treu der Nachwelt überliefert werden.

Daß die Königliche Akademie der Wissenschaften ihren Sachverständigen, für diese ihr ganz anvertrauete Aufgabe zur Ehre des Thrones und des Vaterlandes, außer ihrem Kreise rücksichtslos erwählet, möge ihrem sittlichen und ihrem wissenschaftlichen Karakter ewig Ehre bringen!

Der Sachverständige der Akademie hat sich dieser ehrenvollsten Vocation, die ihm im Leben werden konnte, auch als Biograph des großen Königs, der diese Akademie der Wissenschaften in Berlin heute vor grade hundert Jahren neu geschaffen, als Professor der Geschichte des Vaterlandes und in seiner Pflicht als Historiograph des Königlichen Hauses Brandenburg dankbar zu erfreuen; und darum bringt er endlich auch den Männern, die in dem großen Werke ihm selbst in seiner wissenschaftlichen Domäne und in seiner Herzens-Neigung förderlich gewesen sind, die in drückenden und schmerzlichen Momenten mit deutschem Biedersinn, mit reiner, edler Sympathie ihm beigestanden haben, den wärmsten Dank von ganzer Seele dar.

Berlin, den 23. Januar 1844.

Dr. Preuß.