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XXI. INSTRUCTIONEN FÜR DEN GENERAL-FELDMARSCHALL VON LEHWALDT, ALS GENERAL EN CHEF VON DEN SÄMMTLICHEN IN PREUSSEN STEHENDEN TRUPPEN, WAS DERSELBE, NACH DEM IHM GEGEBENEN PLEIN-POUVOIR, BEI DASELBST VORFALLENDEM KRIEGE ZU THUN UND ZU BEOBACHTEN HAT.[Titelblatt]

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I. MILITAIRISCHE INSTRUCTION FÜR DEN GENERAL-FELDMARSCHALL VON LEHWALDT,219-a ALS GENERAL EN CHEF VON DEN SÄMMTLICHEN PREUSSEN STEHENDEN TRUPPEN, WAS DERSELBE, NACH DEM IHM GEGEBENEN PLEIN-POUVOIR, BEI DASELBST VORFALLENDEM KRIEGE ZU THUN UND ZU BEOBACHTEN HAT.

Nachdem die jetzigen Zeitläufte in Europa sich dergestalt verändert haben, dass durch einige zwischen verschiedenen Puissances getroffene neue Alliances das ganze vorige Systema sich zum höchsten alteriret hat, so finde Ich für nöthig, Euch zuvörderst kürzlich au fait zu setzen, wie die Sachen zeither gegangen sind und warum Ihr diese Ordres eigentlich bekommet.

Es ist Euch schon bekannt, welchergestalt Ich Mich mit England alliiret habe und dass darauf der österreichische Hof, aus Hass gegen Meine mit England getroffene Convention, die Partie genommen sich mit Frankreich zu alliiren. Es hat zwar Russland mit der Krone<220> England einen Subsidien-Tractat geschlossen, Ich habe aber alle Ursache zu glauben, wie solcher Tractat von Russland wieder gebrochen worden, und dass selbiges vielmehr sich zur österreichischen Partie geschlagen und mit solcher gefährliche Concerts genommen hat. Dieses alles aber würde Mich noch nicht in Bewegung gebracht haben, wenn Ich nicht durch viele gute Canäle und auch selbst durch den Anmarsch der russischen und der österreichischen Truppen merkete, dass die Absicht darunter auf Mich zielete, indem die Russen ein grosses Corps Truppen zusammenziehen, so theils bei Riga, theils bei Mitau ihre Läger nehmen sollen.

Ich bin bis Dato nicht im Stande, Euch eine exacte Liste von der Stärke dieses Corps zu communiciren; das Spargement aber davon ist, dass es aus regulären und irregulären Truppen bestehen soll. Wie Ihr aber wohl wisset, dass die Sachen von weiten sehr viel grösser ausgeschrien werden als sie sind, überdem an der completen Zahl der Regimenter vieles und eine grosse Anzahl fehlet, so ist wohl zu präsumiren, dass von der angegebenen sehr grossen Anzahl gar viel abzurechnen sein wird.

Ich glaube inzwischen, dass, da unter den in Preussen stehenden Regimentern sehr viele Kurländer sind, Ihr, wenn Ihr einige davon unter dem Prätexte eines Urlaubes nach Kurland schicken, oder aber, welches Ich noch für besser halte, verkleidet dahin gehen lassen werdet, es sodann leicht möglich sein wird, dass Ihr die wahre Disposition und die wahre Force von diesen Leuten werdet erfahren können.

Aus diesen Ursachen nun halte Ich für ohnumgänglich nöthig, dass zuvörderst Ihr, wie Ich Euch schon geschrieben, das Kalneinsche Regiment zu Königsberg behaltet, weil es am weitesten zu marschiren hat, und dass demnächst Ihr keinen von den etwa Beurlaubten der Regimenter über die Russe gehen lässet.

Das Regiment Land-Milice oder Hülsensche Garnison-Regiment<221> sollet Ihr den 15. Juli zusammenkommen lassen, unter dem Prätexte, weil es lange nicht exerciret worden wäre, auf einen Monat exerciret zu werden, und sollet Ihr solches in der Gegend von Tilsit compagnieweise in die Dörfer verlegen, allwo sie exerciret werden. Im Fall Ihr nun noch nähere Ordre von Mir bekommen werdet, so könnet Ihr dieses ganze Regiment in Memel werfen, um das Lucksche Garnison-Regiment dadurch abzulösen, von welchem Ihr ein Bataillon in Pillau, das andere aber in Königsberg legen könnet. Wenn aber vorgedachtes Hülsensche Milice-Regiment in Memel geleget wird, so müsset Ihr darauf besorgen, dass alle für selbiges benöthigte Vivres, als Getreide, Mehl, Malz, Bier, Brandwein, Speck, Oel und dergleichen mehr, zur Consumtion auf ein Jahr, vom Lande daherein nach Memel gebracht werden müssen, damit solches von allem dergleichen fourniret sei.221-a

Weil der Oberst von Luck nicht Kopf mehr hat, so überlasse Ich Euch, was für einen Officier Ihr statt dessen nach Memel schicken wollet, um allda die Stelle von Commandanten zu führen, welches aber ein Mann sein muss, der Kopf und Vernunft hat, der aber nicht gesund genug mehr ist, um in der Armee dienen zu können.221-b

Was die Leute anbetrifft, welche die Regimenter, nach der Euch gegebenen Oekonomischen Instruction, aus den Cantons mit einziehen sollen, da könnet Ihr solche mit nach Königsberg zu dem einen Bataillon von Luck legen, die bei solchem mitexerciret werden können, und zu welchem Ihr suchen sollet einige alte abgedankte Officiere zu bekommen, wenn es auch nur zwei per Compagnie sind,<222> die solche Leute exerciren und nur einigermassen zu recht bringen. Damit es ihnen auch an dem Benöthigten nicht fehle, so habe Ich dem Major und Flügel-Adjutanten von Krusemarck aufgegeben, dass derselbe Euch für vier Bataillons Gewehr, Patrontaschen und Zubehör schicken soll.

Angehend die doppelten Ueber-Completen der Regimenter, da könnet Ihr solche bei den Regimentern mit einstellen und ihnen Gewehr und Taschen geben, so doch einigermassen mithilft, um die Regimenter stärker zu machen.

Wesen der Dragoner-Regimenter glaube Ich, dass solche ihre zehn neuen Ueber-Completen auch noch wohl von den Pferden im Tilsitschen District beritten machen können. Wenn selbige auch nicht Carabiner und Pistolen haben, so ist genug, wenn sie nur Degen bekommen, die ihnen von den alten Degen, so die Regimenter abgegeben haben, vorerst gegeben werden können.

Ihr empfanget hierbei die Liste von den Regimentern, so Ich zu Euch nach Preussen marschiren lassen werde; nach solcher werdet Ihr neun und zwanzig Bataillons und dreissig Escadrons Dragoner und dreissig Escadrons Husaren haben. Ich habe auch befohlen, dass Euch noch fördersamst tausend Centner Pulver von Berlin aus geschicket werden sollen.222-a Ueberdem habet Ihr noch einiges altes Gewehr dorten vorräthig, wovon Ihr tausend Stück oder mehr unter die litthauischen Bauern austheilen lassen könnet, so wie Ihr es darunter zu disponiren für gut finden werdet.

Die Garnison-Regimenter von Svdow und von Manteuffel müsset Ihr bei Eurem Corps d'armée mit in das zweite Treffen einstellen, als weshalb selbige ihre Zelte und Feld-Equipages schon bekommen haben; die Pferde dazu, und was deshalb nöthig ist, müssen vom Lande genommen werden.

<223>Was die wirklichen Kriegs-Operations betrifft, so gebe Ich Euch hierdurch und kraft dieses Plein-pouvoir, alles zu thun und zu lassen, was Ihr bei dieser Gelegenheit für Meinen Dienst zu thun gut finden werdet, indem Ich Mein vollkommenes Vertrauen in Eine Mir bekannte Habileté und redliche Gesinnung gesetzet habe.

Ihr müsset Euch vorstellen, dass es Euch ohnmöglich werden wird, bei Mir um etwas anzufragen, und dass mithin Ihr alles, wie man sagt, auf Eure Hörner nehmen müsset. Es kann nicht fehlen, dass wenn der Krieg dort ausbricht, es mit solchem auch gewiss hiesiger Orten, in Schlesien und Böhmen geschehen müsse, und Ich meinerseits mit den Feinden werde vollauf zu thun haben, auch es Euch wegen der Entfernung ohnmöglich sein wird, über alles, was zu thun ist, schreiben und anfragen zu können.

Hierbei muss Ich Euch benachrichtigen, dass die Russen nicht nur eine starke Armee zu Lande, sondern auch überdem ihre Flotte und vierzig Galeeren ausgerüstet haben, in der Intention, auf den preussischen Küsten Descentes zu thun. Ich zweifle, dass sie in das Kurische Haff kommen werden, wenn sie nicht zuvor Memel nehmen; desgleichen zweifle Ich, dass sie in das Frische Haff kommen werden, weil die Garnison in Pillau, wenn selbige sonst vigilant ist, sie davon abhalten kann.

Es sind aber dorten Oerter, als exempli gratia St. Lorenz, Falkenstein und die Gegend von Fischhausen, die Mir zwar nicht bekannt sind, wo Ich aber glaube, dass Descentes unternommen werden können, welches Ihr jedoch am besten erfahren könnet, ob Galeeren dort anlanden können oder nicht. Auch können die Russen Debarquements in Polnisch-Preussen bei Oliva machen, um entweder einen Einfall in das Lauenburgische und Bütowsche zu thun, oder vielleicht Euch von der Seite von Marienwerder in den Rücken zu kommen.

Ich supponire hier die schlimmsten Cas, so geschehen können, ob<224>wohl bekannt ist, dass dergleichen Transports und Landungen sehr misslich und die Küsten dazu nicht favorable sind.

Was die wirklichen Operations angehet, so kommt es darauf an, was die Russen für eine Partie nehmen werden. So viel kann Ich Euch voraus sagen, dass sie die schlechtesten Generale haben, und dass der zum Commando benannte General Apraxin so schlecht wie möglich ist, so dass Ihr daher nicht viel zu befürchten haben werdet. Wenn die Leute methodiquement agiren wollen, so sind zwei Sachen :

1. Memel zu belagern und zu nehmen, um ihre Galeeren und Lebensmittel längs der Küste an sich zu ziehen und längs dem Strande ihre Lebensmittel bei sich zu haben, um zu sehen über die Russe zu gehen. Wofern solches ihr Project ist, so überlasse Ich zwar alles Eurer Disposition, zu agiren wie Ihr es gut finden werdet; aber Meine Idee wäre diese, dass Ihr mit der Armee hinter die Russe marschiret und einen Lärm aussprenget, dass Ihr Euch bei Anmarsch des Feindes zurück nach Königsberg ziehen würdet, um allda, weil Ihr zu schwach wäret, Succurs zu erwarten, als welches Ihr dem Feinde durch abgeschickte Spione beibringen lassen müsset. Euer wahres Dessein aber muss sein, sowie der Feind über die Russe gehet, denselben anzugreifen. Euer Corps ist zwar schwach, wenn Ihr sie aber nur auf einem Flügel attaquiret und den andern zurückhaltet,224-a so mache Ich Mir die Hoffnung, dass Ihr mit ihnen schon fertig werden sollet, absonderlich, wenn Eure Cavallerie Gelegenheit hat, die feindliche gleich über den Haufen zu werfen und, wie solche weggejagt ist, sich sofort auf das zweite Treffen von der russischen Infanterie zu repliiren. Ich sage mit Bedacht auf das zweite Treffen, indem die Russen ordinär pflegen in der Flanke spanische Reiter zu haben.

Dieses aber sind lauter Sachen, da Ihr sehen müsset was dabei zu<225> thun ist und wie Ihr Eure Disposition zu machen habet, indem Ich nicht vorher sagen kann, ob sie gegenwärtig spanische Reiter haben oder nicht, da es sonsten ihre Gewohnheit gewesen ist.

Sollte solche Action, wie Ich nicht daran zweifele, glücklich von Stallen gehen, so werdet Ihr sie bald nach Kur- und Liefland zurückjagen können und die Menge der Gefangenen wird gross sein. Ich sollte glauben, dass, wenn Eure Cavallerie das ihrige thut, sodann die russische Armee müsste geschlagen werden, ehe unsere Infanterie noch nicht recht zum Feuern kommt.

Sollte der Feind auch Memel genommen haben, so würde solches bald wieder hieher fallen, indem der Feind nicht die Zeit gehabt, die Breches in Ordnung zu bringen.

Dafern aber die Action nicht den guten Success haben sollte, wie Ich es doch wünsche und glaube, so ist das Litthauische225-a ein so coupirtes Land, dass Ihr Euch allemal hinter neuen Défilés wieder setzen und die Leute wenigstens werdet sehr aufhalten können.225-b

Der Punct aber, welchen Ihr am höchsten in Acht nehmen müsset, ist der, nicht auf grossen weiten Plainen, da der Feind Eure beiden Flügel attaquiren kann, mit ihm zu schlagen, sondern an Orten, da das Feld serré ist, dass er sich nicht breiter präsentiren kann, wie Ihr.225-c

Wenn aber die Action einen guten Success haben sollte und Ihr den Feind über die Gränzen getrieben, so ist zu vermuthen, dass der russische General Euch einen Trompeter schicken wird, um sich nach Leuten zu erkundigen, davon er nicht weiss, ob sie todt oder gefangen sind. Da könnet Ihr denn bei solcher Gelegenheit dem<226> russischen Generale zurückschreiben, wie Ihr beklagtet, dass die gute Harmonie, so zu Peters I. Zeiten zwischen Preussen und Russland gewesen, durch die Intriguen übel intentionirter Höfe wäre gestöret worden, dergestalt, dass es zwischen beiden Reichen zum Kriege gekommen sei, dass beide eigentlich nichts mit einander zu theilen noch zu streiten hätten und Ihr also glaubtet, dass, wenn man von Seiten Russlands sich nicht mehr von falschen Freunden blenden lassen wollte, es sodann leicht zum Friedensschluss und zur Wiederherstellung der vorigen guten Harmonie gelangen könnte. Wie Ihr denn gedachtem russischen Generale wohl so viel zu wissen thun könntet, dass Ihr mit aller Vollmacht versehen wäret, um zu einem solchen, für beide Reiche heilsamen Werke schreiten zu können.

Das zweite Project des Feindes kann sein, dass er mit seinen regulären Truppen auf der Gränze stehen bleiben, von allen Seiten aber irreguläre Truppen und Tartaren in Preussen einschicken wollte, um zu ravagiren und zu brennen. In solchem Falle müsset Ihr mit der Armee an dem Orte, wo Ihr es am convenablesten finden werdet, stehen bleiben und die Husaren allein agiren lassen, um die armirten Bauern zu unterstützen. Ihr müsset aber dem ohnerachtet die Husaren nicht weiter von Euch lassen, als dass Ihr solche jedesmal wieder zu Euch ziehen könnet, wofern indess die russische Armee weiter einbräche.

Wenn Ihr an Mich was zu schreiben habet, so müsset Ihr solches en chiffre thun und schicken selbiges mit einem Feldjäger durch Polen über Glogau an Mich; zu dem Ende Ich Euch ein Detachement von preussischen Jägern, die alle polnisch können, zusenden lassen werde, davon Ihr denn auch nöthigen Falls und wenn es die Umstände erfordern, einen oder andern verkleidet durch Polen schicken könnet.

Uebrigens dient Euch noch zur Nachricht, wie Ich mit England in Negociation stehe, damit selbiges Mir von seiner Seemacht eine<227> Escadre in die Ostsee schicke. Ob nun solches geschehen werde oder nicht, davon bin Ich noch ungewiss, werde Euch aber davon weiter benachrichtigen.

Wenn es wirklich zum Kriege kommen sollte, so habt Ihr diese lnstruction den General-Lieutenants, so unter Euch commandiren, vorzulesen, auf dass sie wissen, wie Ich Mein gänzliches Vertrauen auf Euch gesetzet und Euch die Autorité gegeben habe, welche Ich haben würde, wenn Ich selbst gegenwärtig dort wäre, und dass feiner sie en gros Meine Idées wissen und begreifen möchten, wie nothwendig es sei, dass jeder sein Aeusserstes daran setzete, damit die Armee keine Schande litte und das Land von dem sonst ohnausbleiblichen Ruine errettet werde.

Gegeben Potsdam, den 23. Juni 1756.

(L. S.)Friderich.

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II. ÖKONOMISCHE INSTRUCTION FÜR DEN GENERAL-FELDMARSCHALL VON LEHWALDT, WAS DERSELBE BEI VORFALLENDEN KRIEGS-TROUBLEN IN PREUSSEN zu beobachten hat.

1.

Ihr sollet zuvörderst verfügen, dass nicht nur die gedoppelten Ueber-Completen von den dortigen Regimentern alsdann sogleich eingezogen werden, sondern dass auch überdem noch von einem jeden der dasigen Regimenter aus den Regiments-Cantons hundert bis hundert fünfzig der besten und tüchtigsten Leute zusammengebracht und eingezogen werden müssen.

2.

Was Ihr an Artillerie- und Proviant-Pferden für das ganze dortige Corps d'armée nöthig habet, solches werdet Ihr aus der durch den General-Major von Retzow davon angefertigten Designation ersehen; wornach Ihr also Eure Arrangements dergestalt zu machen <230>habet, dass selbige alsdann sogleich zusammengebracht werden können. Die Ausschreibung dieser Pferde aber muss nicht auf dortige Kreise egal gemacht werden, sondern Ihr sollt die mehresten davon aus der Gegend von Tilsit und denen, so dem Einfalle vom Feinde am mehrsten exponirt sind, nehmen lassen.

3.

Zur Subsistance für das Eurem Commando anvertraute Corps d'armée von neun und zwanzig Bataillons und sechzig Escadrons müsset Ihr, aus gedachten Gegenden von Tilsit und so weiter näher Memel hin, so viel an Ochsen, ohne solche zu bezahlen, nehmen lassen, als das Corps d'armée auf fünf Monate zur Consumtion gebrauchet. Ferner müsset Ihr alles, was der Orten an Fourage stehet, abfouragiren und was nicht abfouragiret werden kann, abmähen und weiter zurück diesseits der Russe herüber bringen lassen.

Um auch dem Feinde die Subsistance so viel als möglich schwer zu machen, so müsset Ihr bei Memel und so weiter nach der Russe längs den Küsten ein Gleiches beobachten und deshalb allda alles Getreide und Fourage abmähen und rückwärts bringen lassen, welches letztere denn leicht zu Wasser geschehen kann.

4.

Der Gumbinnenschen Kammer müsset Ihr aufgeben, dass dieselbe sich mit allen ihren Papieren, Acten und Schriften, auch mit ihren Geldern nach Königsberg retirire; und da Ich Euch das ganze Commando in Preussen anvertrauet habe, so ist auch denen bei den dortigen Kammern solches in der anliegenden Ordre bekannt gemachet und denselben aufgegeben worden, Euch allen Gehorsam zu leisten und alles das getreulichst auszurichten, was Ihr ihnen anzubefehlen <231>für gut und nöthig finden werdet. Alle Gelder, so bei den Kammern einkommen, müssen zur General-Kriegscasse eingezogen werden.

5.

Aller Vorrath an Montirungs-Stücken, so die Regimenter haben, sie bestehen auch worin sie wollen, muss insgesammt nach Königsberg gebracht werden.

6.

Die Fourage von den Regimentern Cavallerie, als Ruesch, Langermann, Ruiz und Malachowski muss, so viel solches am Wasser liegt und sonsten wegzutransportiren möglich ist, nach den Gegenden von Wehlau oder dahin, wo Ihr es sonsten am convenablesten finden werdet, transportiret werden.

7.

Die auf dem Königlichen Stutamte befindlichen Pferde müsset Ihr von da weg und weiter zurück in Sicherheit bringen lassen.

8.

Die von Adel und Officiere, so dorten Güter und Mittel haben, könnet Ihr wohl avertiren lassen, dass dieselben ihre besten Effecten und insonderheit ihre baaren Gelder, es sei nach Königsberg oder aber diejenigen, so in den Gegenden nach Marienwerder zu wohnen, nach Danzig, Thorn, Culm und dergleichen Städten sauviren. Sie müssen aber davon zu rechter Zeit avertiret werden, damit solches gleich geschiehet, ehe sie noch einiger Gefahr deshalb exponiret sind.

<232>Alles Vorstehende muss sogleich geschehen, sowie nur der geringste feindliche Einbruch geschiehet, ohne dass Ihr deshalb einige weitere Ordre von Mir darzu erwartet.

Gegeben Potsdam, den 23. Juni 1756.

(L. S.)Friderich.

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ANHANG.

FRIEDRICH AN DEN GENERAL-FELDMARSCHALL VON LEHWALDT.

Leidneritz, den 10. Juli 1757.



Mein lieber General-Feldmarschall von Lehwaldt,

Eure beiden letzten Schreiben in Chiffre habe Ich heute allhier richtig erhalten. Was Ich Euch darauf antworten kann und zum höchsten recommandire ist erstlich, dass Ihr Eure unterhabende Armee nicht separirel, sondern zusammenhallet; zweitens, dass wenn Ihr den Feind attaquiret, Ihr nur mit einem Flügel attaquiret und den Feind brav kanoniren lässet; auch drittens, dass Ihr die feindliche Infanterie nicht eher attaquiret, noch heranlaufen lässet, als bis dass Ihr erstlich die feindliche Cavallerie geschlagen habet. Dieses recommandire Ich Euch sehr. Mit nächster Post antworte Ich Euch auf Euro übrigen Anfragen. Ich bin

Euer wohlaffectionirter König. Friderich.


219-a Siehe Bd. IV., S. 40, 41, 45, 125 und 193-197.

221-a Zu dieser Stelle hat der König mit eigener Hand Folgendes an den Rand geschrieben: « Und weil bei der Stadt Memel an theils Orten der Wall was ebouliret ist, so muss solches in der Geschwindigkeit mit Pallisaden und so gut es die Zeit zulässet befestiget werden. »

221-b Der König hat zu dieser Stelle Folgendes am Rande hinzugefügt: « Es ist dorten der vom Canitzischen Regiment verabschiedete Major von Rummel, so ein tüchtiger Officier ist, und alle Qualität zu solchem Posten hat, dem Ich den Character von Oberst-Lieutenant conferiren will und den Ihr zu diesem Posten werdet sehr wohl gebrauchen können. »

222-a Randbemerkung des Königs: « Die Cartouchen- und Patronhülsen für Kanonen. Infanterie und Husaren müssen ohngesäumt gefüllet werden. »

224-a Siehe Bd. XXVII. III., S. 298; Bd. XXVIII., S. 83 und 84, und oben, S. 57.

225-a Zusatz am Rande : « Und ganz Preussen. »

225-b Am Rande steht von des Königs Hand : « Der Marsch nach Marienwerder und Elbing giebt zu vielen Chicanen Gelegenheit. »

225-c Zusatz des Königs am Rande : « Wor er nicht überflügeln kann, alsdann hilft ihm seine Menge nicht. Eine grosse Fronte ist für uns gefährlich; aber viele Linien bringen den Feind in noch grössere Confusion, als wenn er auf zwei Treffen stünde. »