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101. VON DEM KÖNIGE FRIEDRICH WILHELM I.

(Gross-) Machenow, den 24. October 1735.



Mein lieber Sohn,

Es sind Eure beiden Schreiben vom 10. und 13. diesesa wohl eingelaufen. Dass Ich beide zugleich und nicht zeitiger beantworte, solches wird nicht fremde vorkommen, weil Ich acht Tage mit der Reise nach Wolfenbüttel, woselbst Ich Eure Schwester Charlotte nebst ihrem lieben Sohn in guten Umständen hinterlassen, zugebracht.b Inzwischen habe Ich aus Euren Berichten viel Vergnügen geschöpfet, weil Ihr Mir eine so deutliche und klare Vorstellung von dem Zustande und der Ordre der beiden dortigen Infanterie-Regimenter machet. Wegen der von Euch bei denen Grenadier-Compagnien bemerkten Mängel habe Ich die abschriftlich beikommende Ordre ergehen lassen. Was Ihr Mir von dem König Stanislaus und seinen Polen gemeldet, ist Mir nicht wenig angenehm gewesen, und erwarte Ich das Uebrige bei Eurer, Gott gebe, glücklichen Zurückkunft mündlich zu vernehmen. Ich hoffe, dass Euch diese Reise in vielen Stücken nützlich sein werde. Für die Präsente, so Ihr Mir geschicket, bin Ich Euch obligiret; den Honig habe Ich für Mich behalten, die andern Sachen aber meiner Frau und Kindern gegeben, welche sich darüber gefreuet. Ich wünsche Euch übrigens beständige Gesundheit und besser Wetter zur Retour. Der Ich mit ersinnlicher Liebe bin und verbleibe, u. s. w.


a Der Kronprinz war den 8. October in Königsberg angekommen, von wo er den 21. wieder abreiste.

b Siehe Band XXVII. II, S. 33.