<246>Brandenburg zu decken und eine feste Grundlage für seine Unternehmungen gegen Böhmen zu gewinnen. Alle Veranstaltungen zur Ausführung dieses Planes waren ebenso verschwiegen, wie schnell ins Werk gerichtet worden; nur die vertrautesten Feldherren wußten um Friedrichs Absichten; die Brigadegenerale erfuhren erst am Tage vor dem Ausmarsche, wohin der Zug gerichtet sein sollte.

Am 29. August rückten 60,000 Mann preußischer Truppen in drei Kolonnen in Sachsen ein. Niemand war hier auf so plötzlichen Ausbruch des Krieges vorbereitet. In größter Eile wurden die sächsischen Truppen, deren Zahl sich auf 17,000 belief, aus ihren Standquartieren in ein festes Lager bei Pirna zusammengezogen; König August und sein Minister Brühl, ratlos in der allgemeinen Verwirrung, verließen Dresden und suchten im Lager Schutz. Man hatte zuerst die Absicht, mit der sächsischen Armee nach Böhmen zu gehen und sich mit den Österreichern zu verbinden; auf den umsichtigen Rat des französischen Gesandten, des Marschalls Broglio, entschloß man sich jedoch, die günstige Stellung, welche das Lager bei Pirna darbot, zu benutzen, damit Friedrich durch dasselbe aufgehalten und der österreichischen Armee Zeit gegeben werde, die angefangenen Rüstungen zu vollenden und zum Schutze Sachsens heranzukommen. Die Sachsen besetzten nunmehr das ganze Plateau, welches sich, in einem Umfange von vier Meilen, zwischen Pirna und Königstein erhebt. Steile Abhänge schützten dasselbe von allen Seiten gegen feindlichen Angriff; zur Verteidigung der wenigen Zugänge, die emporführten, wurden mannigfache Verhaue angelegt.

Friedrich hatte somit das ganze Land offen gefunden. Wittenberg, Torgau, Leipzig und viele andere Städte waren ohne Widerstand besetzt; in Dresden hielt Friedrich am 9. September seinen Einzug. In der Nähe der Residenz vereinigten sich nun die verschiedenen Korps der preußischen Armee und nahmen eine solche Stellung, daß sie dem sächsischen Lager die Gemeinschaft mit dem Lande abschnitten.

Friedrich erklärte, daß ihn die Verhältnisse des Krieges nötigten, das sächsische Land als Unterpfand in Verwahrsam zu nehmen. So wurden die wohlversehenen Zeughäuser von Dresden, Weißenfels und Zeitz ausgeräumt und Waffen und Geschütz nach Magdeburg geführt. Torgau ward befestigt und mit preußischen Truppen besetzt. Das sächsische Ministerium ward außer Tätigkeit gesetzt; die Kanzleien wurden versiegelt, die Kollegiensäle geschlossen und eine preußische Landesverwaltung in Dresden angeordnet. Im ganzen Lande endlich wurden die kurfürstlichen Kassen in Beschlag genommen. Dabei aber wurde mit so großer Milde, als möglich, verfahren. Die preußischen Truppen wurden befehligt, die ge-