<215>Ritterscharen, deren von Gold, Silber und Steinen funkelnde Kostüme die Nationen der Römer, Karthager, Griechen und Perser vorstellten, und die von vier Prinzen des königlichen Hauses geführt wurden, kamen unter Fackelschein gezogen und begannen den Wettkampf im Ringstechen; die Prinzessin Amalie, eine jüngere Schwester Friedrichs, verteilte die Preise. Alles war von diesem glänzenden Feste entzückt; Voltaire, der sich damals in Berlin aufhielt, improvisierte auf der Stelle die elegantesten Verse zur Verherrlichung der Kämpfer und der Preisverteilerin; und auch Friedrich fand sich so befriedigt, daß er einige Tage darauf eine Wiederholung des Festes bei Tagesbeleuchtung anordnete.

In demselben Jahre, in welchem das ebengenannte Fest stattfand, erfreute sich Berlin auch noch eines andern seltenen Schauspieles. Ein tatarischer Aga erschien als Abgesandter des Chans der krimischen Tataren und seines Bruders, des Sultans von Budziak, dem preußischen Könige, dessen Ruhm nunmehr schon bis zu den fernen Völkerschaften gedrungen war, ein Zeugnis huldigender Ehrfurcht darzubringen. —

Von allem, was unter Friedrichs Regierung in der Verwaltung des Landes, in den Angelegenheiten des Heeres, in den Elementen geistiger Bildung, in den Dingen, die zum Schmucke des öffentlichen Lebens gehören, geschah, war er die Seele, er die bewegende Ursache, die leitende Kraft. Darauf ist schon früher hingedeutet worden; hier muß das Verhältnis noch einmal näher berührt werden. Die Einrichtung seiner Regierung war streng monarchisch; so hatte er dieselbe bereits von seinem Vater überkommen, so behielt er sie bei; aber er befestigte dieselbe mit einer Energie, die allein bei einem so überlegenen Geiste gefunden werden konnte. An die Stelle der Stände, welche früher dem Regenten beratend zur Seite standen, waren jetzt Beamte getreten, die nur zur Ausführung des königlichen Willens dienten.