<148>Ungleich wichtiger jedoch, als jener äußere Gewinn, den Friedrich durch die Schlacht von Mollwitz erwarb, waren die moralischen Folgen derselben. Man sah, daß die Truppen, die aus der Schule Eugens herstammten, nicht unüberwindlich seien, und daß die preußische Armee, die bis dahin nur die Künste des Exerzierplatzes gekannt, auch im Feuer standzuhalten wisse. Man glaubte schon den Koloß der österreichischen Monarchie zusammenstürzen und im preußischen Staate ein neues Gestirn am politischen Horizonte aufsteigen zu sehen. In der Tat hatte Friedrich durch diesen einen Schlag ein bedeutendes Gewicht in den europäischen Angelegenheiten erlangt. Aus Frankreich, England und Spanien, aus Schweden und Dänemark, aus Rußland, Österreich, Bayern und Sachsen eilten Gesandte in sein Lager, das nunmehr der Schauplatz eines folgereichen politischen Kongresses ward. Frankreich zunächst bemühte sich, da England auf Österreichs Seite stand, um die Gunst des preußischen Königs. Mit Bayern hatte Frankreich bereits ein Bündnis (zu Nymphenburg) geschlossen, worin dem Kurfürsten Karl Albrecht Unterstützung in seinen Ansprüchen auf Österreich und in der Wahl zum Kaiser versprochen war; jetzt schlug man auch Friedrich vor, an diesem Bündnisse teilzunehmen, wogegen ihm Gewährleistung für den Besitz von Niederschlesien verheißen ward. Friedrich zögerte mit seinem Beitritt, indem er vielleicht hoffte, daß Österreich nach jener Niederlage auf seine noch immer sehr gemäßigten Forderungen eingehen würde. Aber diese Hoffnungen blieben unerfüllt; im Gegenteil schien eine mächtige Verbindung zur Verteidigung der österreichischen Interessen zustande zu kommen. Zu den hannöverschen Truppen, die schon seit dem April im Lager standen, gesellten sich, in englischem Solde, dänische und hessische Regimenter; Sachsen rüstete sich, um auch seine Truppen mit ihnen zu vereinigen; russische Truppen sammelten sich in Livland. Jetzt schien eine längere Zögerung gefährlich, und so trat Friedrich, am 5. Juli, dem Nymphenburger Bündnis bei.

Das Bündnis Friedrichs mit Frankreich war geheimgehalten worden, bis die Militärmacht des letzteren Staates schlagfertig dastand. Dem österreichischen Hofe kam dasselbe, als es bekannt ward, gänzlich unerwartet; denn auch jetzt noch hatte man sich nicht zu überzeugen vermocht, daß Friedrich zu handeln verstehe. Der englische Gesandte in Wien, der dem dortigen Ministerrat beiwohnte, berichtet, daß die Minister bei der Kunde jenes Bündnisses in ihre Stühle zurückgesunken seien, als hätte sie der Schlag gerührt. Bald vernahm man auch, daß zwei französische Armeen in Deutschland eingerückt seien, — die eine im Süden zur Unterstützung des Kurfürsten von Bayern, die andere im Norden, um England in Schach zu halten, — und daß auf russische Hilfe nicht zu rechnen sei, da dies plötzlich in einen