« <135>Herren, worin ich keine anderen Bundesgenossen habe, als Ihre Tapferkeit und Ihren guten Willen. Meine Sache ist gerecht, und meinen Beistand suche ich bei dem Glücke. Erinnern Sie sich beständig des Ruhmes, den Ihre Vorfahren sich erwarben in den Schlachtfeldern von Warschau, von Fehrbellin und auf dem preußischen Zuge (den berühmtesten Siegen des Großen Kurfürsten). Ihr Schicksal ist in Ihren eignen Händen; Ehrenzeichen und Belohnungen warten nur darauf, daß Sie sie durch glänzende Taten verdienen. Aber ich habe nicht nötig, Sie zum Ruhme anzufeuern, nur er steht Ihnen vor Augen, nur er ist ein würdiger Gegenstand für Ihre Bemühungen. Wir werden Truppen angreifen, die unter dem Prinzen Eugen den größten Ruf hatten. Zwar ist dieser Prinz nicht mehr; aber unser Ruhm wird beim Siege nicht minder groß sein, da wir uns mit so braven Soldaten werden zu messen haben. Leben Sie wohl! Reisen Sie ab! Ohne Verzug folge ich Ihnen zu dem Sammelplatze des Ruhmes, der unsrer wartet. »

Am 13. Dezember war ein großer Maskenball im königlichen Schlosse. Während die Geigen und Trompeten lustige Tanzmelodien erklingen ließen und die Masken bunt durcheinanderwirbelten, ward alles zur Abreise des Königs zurechtgemacht. Unbemerkt verließ er die Residenz und eilte der schlesischen Grenze zu. Am 14. traf er in Crossen, nahe an der Grenze, ein. An demselben Tage zerbrach in der Hauptkirche von Crossen der Glockenstuhl, und die Glocke fiel zur Erde. Das machte die Soldaten des Königs bang, denn man hielt es für ein böses Zeichen. Friedrich aber wußte dem Vorfall eine günstigere Prophezeiung abzugewinnen; er hieß die Seinen gutes Mutes sein: das Hohe, so deutete er den Sturz der Glocke, werde erniedrigt werden. Österreich aber war natürlich, im Verhältnis zu Preußen, das Hohe, und so gewannen die, welche eben gezagt hatten, neue Zuversicht auf siegreichen Erfolg.

Am 16. Dezember betrat Friedrich den schlesischen Boden. An der Grenze fand er zwei Abgesandte, welche der protestantische Teil der Einwohnerschaft der festen Stadt Glogau ihm entgegengeschickt hatte. Sie baten ihn, falls er zur Belagerung von Glogau schreite, so möge er die Gnade haben, den Angriff nicht von derjenigen Seite der Stadt zu machen, auf welcher sich die protestantische Kirche befinde. Diese Kirche stand nämlich außerhalb der Festungswerke, und der Kommandant von Glogau, Graf Wallis, beabsichtigte, dieselbe, sowie er es bereits mit einigen anderen Gebäuden getan hatte, niederbrennen zu lassen, damit Friedrich nicht auf sie einen Angriff stützen könne. Friedrich hatte seinen Wagen halten lassen, als die beiden Abgeordneten ihre Bitte vortrugen. « Ihr seid die ersten Schlesier », so gab er ihnen zur Antwort, « die mich um eine Gnade bitten, sie soll euch auch gewährt  »